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Hochsaison in der Stadtbibliothek Achern

Bibliotheksleiterin Beate Eissele-Wössner: „Das gedruckte Buch ist keineswegs tot“

Einige Kunden leihen Medien nur noch online aus. Doch gelesen wird immer noch viel. Ab September werden in Achern auch Werkzeuge und Haushaltsgegenstände verliehen.

Eine Frau hält einen roten Würfel mit Spielfigur in der Hand.
Elektronische Medien sind wichtig, aber die Beliebtheit von Büchern steigt wieder: Beate Eissele-Wössner, Leiterin der Stadtbibliothek Achern, zeigt eine geschichtenerzählende Figur für Kinder. Foto: Michaela Gabriel

Ein Ort, um sich aufzuhalten und zu lesen, ist bei jedem Ferienwetter die Stadtbibliothek im Rathaus am Markt. Viele kommen einfach dorthin, um die Zeitung oder eine Zeitschrift zu lesen. Etwas Auszuleihen und Mitzunehmen ist keine Pflicht.

Insgesamt 3.500 Ausweise hat die Stadtbibliothek ausgegeben

Wer Bücher, Zeitschriften, Hörbücher oder Filme ausleihen möchte, zahlt 18 Euro pro Jahr – für die ganze Familie. Acht Euro sind es, wenn nur Kinder ausleihen.

Fünf Mitarbeiterinnen mit zusammen vier Vollzeitstellen arbeiten in der Stadtbibliothek, drei weitere arbeiten auf Minijob-Basis dort. Der Acher- und Bühler Bote fragte die Leiterin, Beate Eissele-Wössner, ob und was überhaupt noch gelesen wird.

Hat die Stadtbibliothek gerade Flaute oder Hochsaison?
Eissele-Wössner
Hochsaison! Vorzugsweise bei Regenwetter. Der August ist der stärkste Monat bei den Ausleihzahlen. Viele, die in der Pandemie nicht gekommen sind, haben ihre Ausweise inzwischen wieder verlängert. Zurzeit sind 3.350 gültige Ausweise im Umlauf. Bei den Ausleihzahlen nähern wir uns wieder den Werten von 2019, unserem Rekordjahr. Sehr gefragt sind außer Büchern auch Gesellschaftsspiele und Konsolenspiele, genauso DVDs, Hörbücher und Hörfiguren für Kinder.
Geht der Trend zu elektronischen Medien?
Eissele-Wössner
Seit Corona streamen sehr viel mehr Menschen ihre Filme. DVD und CD haben an Bedeutung verloren. Auch bei uns gibt es vieles online. An starken Tagen loggen sich 500 Nutzer in unser Online-Angebot ein. Einige lesen nur elektronisch, die kommen nicht mehr her. Online stehen Ihnen zurzeit knapp 3.000 Hörbücher zur Verfügung. Auch Nintendo-Spiele sind wichtig. Aber das heißt nicht, dass das gedruckte Buch tot ist. Es sind viel mehr Bücher da als elektronische Medien und ihre Beliebtheit steigt wieder. 
Gibt es noch eine Sommer-Leseaktion für Kinder?
Eissele-Wössner
Unser früherer Sommer-Leseclub heißt jetzt „Heiß auf Lesen“. Die Kinder sollen in den Ferien mindestens drei Bücher aus einem speziellen, gemütlich eingerichteten Bereich der Bibliothek lesen. Wenn sie das schaffen, werden sie zu einer Abschlussparty mit Show und Tombola eingeladen und bekommen eine Urkunde, die sie in der Schule zeigen können. Das geht auch ohne Leseausweis und kostet nichts. Es ist ideal für Kinder, die in die fünfte Klasse kommen und ältere bis zur achten oder neunten Klasse.
Wie viele Kinder machen mit?
Eissele-Wössner
Am Anfang waren wir die einzige Bibliothek im Umkreis, die das angeboten hat, da hatten wir bis zu 250 Anmeldungen. 2019 waren es 130. Dieses Jahr sind es bisher 80 Teilnehmer. Wir müssen das nach Corona wieder neu aufbauen.
Welche Kinder lesen denn heute noch?
Eissele-Wössner
Es gibt Kinder, die lesen wahnsinnig viel. Wir merken aber auch, dass Schüler nur in den Ferien wirklich Zeit haben zum Lesen. Vor den Ferien steigen die Ausleihzahlen. In der Regel lesen Mädchen lieber als Jungs.
Und wie ist das bei Jugendlichen?
Eissele-Wössner
Bei Jungs lässt das Interesse an Büchern mit 13 oder 14 Jahren stark nach, bei Mädchen dagegen kaum. Fantasy ist da ein ganz großes Thema und Romantic-Comedy, kurz RomCom. Und natürlich alle Bücher, die über den Hashtag #BookTok mit kurzen Videos bei TikTok vorgestellt werden. Das ist ein Wahnsinns-Hype.
Was wird im Sommer von Erwachsenen ausgeliehen?
Eissele-Wössner
Unsere Belletristik-Regale sind gerade relativ leer. Die Leute haben Zeit zum Lesen. Gesucht wird für den Urlaub leichte Unterhaltung. Das sind oft Krimis, aber auch umfangreichere Romane. Viele denken leider immer noch, wir hätten nur alte Bücher. Aber wir kaufen jeden Monat druckfrische Romane und Krimis ein. Ein großer Trend sind Romanserien aus mindestens drei Bänden.
Lesen auch Männer?
Eissele-Wössner
Frauen lesen mehr als Männer. Und viele Männer wollen ein Buch lieber besitzen und kaufen es, anstatt es sich auszuleihen. Aber manche Frauen bringen ihre Männer mit hierher. 
Welche Rolle spielen Gesundheitsbücher?
Eissele-Wössner
Die sind Dauerbrenner. Viele wollen sich näher informieren, als es bei Google möglich ist – und ohne kommerzielle Hintergedanken. Besonders gefragt sind Bücher über Rückenschmerzen, Arthose, Diabetes oder Magen- und Darmprobleme mit dem jeweils aktuellen wissenschaftlichen Stand. 
Wie beabsichtigen Sie die Stadtbibliothek weiterzuentwickeln?
Eissele-Wössner
Wir planen ab September, auch Dinge auszuleihen, etwa Leinwand, Beamer und DVD-Player für einen Filmabend zu Hause. Auch Haushaltsgeräte wie ein Dampfreiniger oder Kuchenbackformen sind dabei. Wir wollen auch Spiele für draußen bereitstellen, einen faltbaren Bollerwagen und Werkzeug wie einen Akkuschrauber. Die Idee ist, dass man etwas ausprobieren kann, bevor man es selbst anschafft oder man es nicht extra kaufen muss, was man nur einmal braucht. Das soll unser Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit werden.
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