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Ortenau Klinikum

Odyssee zwischen Krankenhäusern in Achern und Karlsruhe: Tochter durchlebt "Todesängste"

Eine Tochter hat mit ihrem 80-jährigen, kranken Vater eine acht Stunden lange Odyssee zwischen dem Ortenau Klinikum in Achern und zwei Fachkliniken in Karlsruhe erlebt. Aus Sicht des Ortenau Klinikums ist alles richtig gelaufen.

Der Wartebereich im Klinikum Achern: Dort verbrachte Katja R. mit ihrem Vater mehrere Stunden, bis er schließlich nicht im Haus weiterbehandelt, sondern an eine Karlsruher Fachklinik verwiesen wurde.
Der Wartebereich im Klinikum Achern: Dort verbrachte Katja R. mit ihrem Vater mehrere Stunden, bis er schließlich nicht im Haus weiterbehandelt, sondern an eine Karlsruher Fachklinik verwiesen wurde. Foto: Gabriel

An diesen Tag denkt Katja R. mit Grausen zurück: Ihr betagter Vater musste ins Krankenhaus, und sie erlebte ihr blaues Wunder, bis er endlich dort aufgenommen wurde. Erstaunlich dabei ist, dass aus Sicht des Ortenau Klinikums Achern alles richtig gelaufen ist. Was war passiert?

Warten in der Notaufnahme im Erdgeschoss des Acherner Klinikums – das kennen viele. Mit einem gebrochenen Arm kann das schon mal fünf Stunden dauern. Der 80-jährige Acherner wartete mit seiner Frau und seiner Tochter Katja R. (ihr Name ist der Redaktion bekannt) an jenem Montagnachmittag nicht ganz so lang.

Mein Vater war in einem desolaten Zustand
Katja R.

Doch auf die Untersuchung folgte nicht wie erhofft die Aufnahme, sondern der Verweis an Fachkliniken in Karlsruhe. Spätestens da ärgerte sich die Tochter gewaltig, dass die Diagnose nicht schon beim Hausarzt gestellt worden war.

„Mein Vater war in einem desolaten Zustand. Er hatte seit Tagen kaum etwas gegessen, zu wenig getrunken und ich hatte Angst, sein Kreislauf könnte zusammenbrechen“, berichtet die Achernerin. Das Klinikum organisierte einen Krankenwagen für den Patienten, sie fuhr hinterher.

In zwei Fachkliniken in Karlsruhe musste die Familie dann am Abend erneut warten. Die Untersuchungen ergaben schließlich eine Diagnose und Handlungsbedarf. Aber ein freies Bett, um den alten Herrn aufzunehmen, hatte man dort nicht.

Tochter durchlebt „Todesängste”

Katja R. musste ihren mehr als erschöpften Vater selbst zurück nach Achern bringen, weil es keinen Rücktransport im Krankenwagen gab. Sein schlechter Zustand, die Verantwortung allein auf ihren Schultern und ein Gewitter auf der Autobahn sorgten bei ihr nach eigenen Worten für „Todesängste“.

Zurück in der Notaufnahme in Achern wurde der Betagte samt der Diagnose und Behandlungsempfehlung aus Karlsruhe erneut angeschaut und endlich stationär aufgenommen. Das war acht Stunden, nachdem er zum ersten Mal das Krankenhaus betreten hatte. Eine Zeit, die Katja R. wie eine Odyssee vorkam.

Am Ende musste ihr Vater in Karlsruhe operiert werden. Bis dahin habe man ihn in Achern versorgt. Doch bei Katja R. blieb ein sehr schlechtes Gefühl zurück. „Was ist hier falsch gelaufen?“, fragt sie sich.

Da ist alles richtig gelaufen
Rüdiger Feik, Ärztlicher Direktor am Ortenau-Klinikum Achern/Oberkirch,

„Nichts“, ist die überraschende Antwort des Ärztlichen Direktors am Ortenau-Klinikum Achern/Oberkirch, Rüdiger Feik. Das Ganze sei „zwar nicht schön, aber medizinisch gesehen optimal verlaufen“.

Es sei dringlich gewesen, den Patient zu versorgen, aber es habe kein lebensbedrohlicher Notfall vorgelegen. In einer Notaufnahme werde nach Dringlichkeit behandelt und das bedeute Wartezeiten für alle Patienten, bei denen keine Lebensgefahr bestehe – auch wenn sie sich sehr krank fühlen.

Er habe dies am eigenen Leib erfahren, als er vor Jahren nach einem Sturz dringend eine Diagnose brauchte und es ihm gar nicht gut ging, berichtet Rüdiger Feik. Sieben Stunden habe er in einer Klinik auf eine Computertomografie gewartet. „Und da ist alles richtig gelaufen.“

Der Ortenaukreis hat kein Krankenhaus mit sogenannter „Maximalversorgung“ wie das Städtische Klinikum Karlsruhe oder das Universitätsklinikum Freiburg. Ein Ziel der Agenda 2030 sei es, die Kliniken Offenburg und Lahr zu „Häusern der Maximalversorgung“ auszubauen, zitiert der Pressesprecher des Ortenau Klinikums, Christian Eggersglüß, einen Kreistagsbeschluss.

Als Bürger des ländlichen Ortenaukreises könne man derzeit bei manchen Erkrankungen nur außerhalb des Kreises behandelt werden. Bei anderen komme nur ein Klinikstandort im Kreis als Anlaufstelle in Frage. Klinische Diagnostik für den Bereich Hals-Nasen-Ohren gebe es im Ortenaukreis nur Lahr, eine Augenklinik nur in Offenburg.

Das Acherner Krankenhaus werde seine bisherigen Schwerpunkte behalten, auch wenn es neu gebaut werde.

Leitender Mediziner ist sich keiner Schuld bewusst

Im Falle des alten Herrn aus Achern habe das Personal des Klinikums erkannt, das der Patient einen Spezialisten braucht und dass das nicht aufgeschoben werden kann. Er sei nach Karlsruhe verwiesen worden, weil es dort die entsprechende Fachklinik gibt. Trotzdem sei es in Ordnung gewesen, zuerst in die Notaufnahme nach Achern zu kommen, versichert der leitende Mediziner.

in Patient oder seine Angehörigen müssten nicht selbst einschätzen, welche Fachklinik gebraucht werde: „Notfall-Ambulanzen wie in Achern sind dafür da, aus den Symptomen zu erkennen, was dahinter stecken könnte. Dann verweisen sie weiter“, erklärt er.

Misslich sei lediglich gewesen, dass der Patient in Karlsruhe nicht stationär aufgenommen werden konnte. Dass gerade kein Bett frei ist, könne aber überall passieren.

Ortenau Klinikum will Belastung in der Notaufnahme mit Film verringern

In der Notaufnahme zu sitzen und nicht zu wissen, wie lange es noch dauert, ist für Patienten und ihre Angehörigen eine große Belastung. Am Ortenau Klinikum will man den Sorgen der Wartenden demnächst mit einem Film begegnen. Er soll auf Bildschirmen im Warteraum gezeigt werden.

Schon jetzt gibt es den Film auf einer neuen Seite des Ortenau Klinikums im Internet. Erklärt wird die Arbeitsweise der Ärzte hinter den Kulissen. „Wir sind für sie da“ ist die Botschaft. Deutlich wird dabei, dass lebensbedrohliche und schwere Verletzungen oder Erkrankungen immer vorgehen. Vielleicht können die Wartenden dann besser verstehen, warum sie mitunter sehr lange sitzen müssen.

Eine alte Dame, die gestürzt ist und am Kopf blutet, ein Mann mit Verdacht auf Schlaganfall, eine Jugendliche mit schwerer Knieverletzung – sie gehen vor, weil ihre Erkrankung eine sofortige oder sehr dringende Behandlung erfordern. Am längsten müssen die Patienten in der Notaufnahme warten, deren Erkrankung als „nicht dringend“ eingestuft wird.

Patienten sollen sich in nicht lebensbedrohlichen Fällen zuerst an den Hausarzt wenden

Übrigens sollen sich alle Patienten in medizinischen Notfällen, die nicht lebensbedrohlich sind, zuerst an einen Hausarzt wenden. Wenn der eigene Hausarzt nicht erreichbar ist, wählt man dazu die zentrale Telefonnummer des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes. Sie lautet 116 117 und ist rund um die Uhr erreichbar. Dort erfährt man, wo man Hilfe bekommen kann.

Die Kassenärzte betreiben an den Wochenenden und an Feiertagen Notfallpraxen am Ortenau Klinikum Achern, Offenburg, Lahr und Wolfach. Sie sind räumlich direkt bei den Notaufnahmen des jeweiligen Ortenau Klinikums angesiedelt. In Achern sitzen die Patienten im gleichen Warteraum.

Es kann passieren, dass sie dort zunächst darauf warten, von einem Hausarzt im Bereitschaftsdienst angeschaut zu werden und dann nochmals warten, um von den Klinikärzten weiter behandelt zu werden.

Internetseite des Ortenau Klinikums: Wo finde ich Hilfe?

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