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Erinnerungen in der Region

Berlusconi beim Nato-Gipfel in Kehl: mit Handy auf Abwegen statt mit Handschlag bei der Kanzlerin

Silvio Berlusconi hinterließ beim Besuch des Nato-Gipfels in Baden-Baden und Kehl im April 2009 in punkto Etikette nicht den besten Eindruck.

Zum Familienfoto vor der Europabrücke in Kehl kam Silvio Berlusconi zu spät, nachdem er zuvor Gastgeberin Merkel brüskiert hatte. Ein Handytelefonat mit dem türkischen Staatschef Erdogan war ihm wichtiger als die offizielle Begrüßung.
Zum Gipfelfoto vor der Europabrücke in Kehl kam Silvio Berlusconi zu spät, nachdem er zuvor Gastgeberin Merkel brüskiert hatte. Ein Handytelefonat mit dem türkischen Staatschef Erdogan war ihm wichtiger als die offizielle Begrüßung. Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Irritationen rund um Italiens ehemaligen Regierungschef Silvio Berlusconi gab es auch in der Region, als der 60. Nato-Gipfel die Ortenau, Baden-Baden, Kehl und Straßburg für zwei Tage im April 2009 auf den Kopf stellte. Zunächst brüskierte Berlusconi bei seiner Ankunft am zweiten Tag des Gipfels die deutsche Kanzlerin. Sie stand bereit, um jeden der Regierungschefs auf dem Roten Teppich vor der Europabrücke persönlich per Handschlag zu begrüßen.

Doch an dieser schlichten Geste des Anstands scheiterte einer: Berlusconi stieg mit seinem Handy am Ohr aus seiner Staatskarosse, deutete mit Blick in Merkels Richtung rasch mit gehobenem Zeigefinger auf sein Handy – und wandte sich ab, um weiter zu telefonieren.

Berlusconi entfernte sich immer weiter

Während die Kanzlerin mit zunehmend irritiertem Blick weitere Gäste begrüßte, entfernte sich Berlusconi mit seinem Telefon immer weiter – und zeigte auch kein Interesse, am weiteren Programm teilzunehmen. Mit Handschlag feierten die Staats- und Regierungschefs in der Mitte der Fußgängerbrücke zwischen Kehl und Straßburg die Rückkehr Frankreichs in die militärische Kommandostruktur der Nato.

Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy schritt von Straßburg aus über die Brücke, Bundeskanzlerin Merkel und die anderen Spitzenpolitiker gingen von Kehl aus auf ihn zu.

Zum anschließenden Gipfelfoto kam Berlusconi dann mit Verspätung. Diplomaten bemühten sich um eine Erklärung: Er habe mit seinem türkischen Kollegen Recep Tayyip Erdogan telefoniert. Der versuchte zu diesem Zeitpunkt wohl noch, den Dänen Anders Fogh Rasmussen als neuen Nato-Generalsekretär zu verhindern.

Doch Merkels Wunschkandidat setzte sich am Ende durch. Dieser diplomatische Erfolg wird nicht den zweifelhaften Prioritäten Berlusconis, sondern dem Verhandlungsgeschick des damals erst vier Monate amtierenden US-Präsidenten Barack Obama zugeschrieben.

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