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Schatzsuche oder Geisterjäger

Erdgas-Spürer: In Kappelrodeck sucht Jochen Doll nach Lecks

Der Service Techniker folgt zu Fuß und mit einem Messgerät den unterirdischen Gasleitungen und sucht nach Lecks im Gasnetz.

Ein Mann mit Warnweste steht an einem blauen Firmenfahrzeug und aktiviert seinen tragbaren Computer.
Jochen Doll sucht als Service-Techniker von bnNetze nach Lecks in Gasleitungen und braucht dafür einen tragbaren Computer. Foto: Michaela Gabriel

Manche vermuten, er sei auf Schatzsuche. Andere halten ihn für einen Geisterjäger. Wenn Jochen Doll mit Mess-Sonde in der Hand und Messgerät auf dem Rücken durch eine Ortschaft wandert, dann genau entlang der unterirdischen Gasleitungen. Er arbeitet für die bnNetze GmbH, einem Tochterunternehmen der Badenova AG. Diese Woche war Kappelrodeck sein Revier. Das Ziel: Lecks im Gasnetz aufzuspüren.

Beim Pfarrhaus stellt der gelernte Anlagen-Mechaniker aus Appenweier seinen dunkelblauen VW-Bus mit den beiden orangefarbenen Rundum-Leuchten ab. Er zieht eine Warnweste über und schnallt sich ein graues Kästchen wie einen Rucksack um.

Dann fährt er einen tragbaren Computer hoch, den er sich mit Gurten vor den Bauch schnallt. Schnell hat das eingebaute GPS-Gerät seinen Standort erfasst und zeigt eine spezielle Straßenkarte an. Darauf sind sämtliche Gasleitungen und Gas-Hausanschlüsse des Ortes verzeichnet.

Einen großen Teil davon hat der Techniker in zwei Tagen bereits kontrolliert. Heute beginnt seine Wanderung im Grünen Winkel. Die Mess-Sonde schiebt er dabei an einer Stange mit zwei Rädern vor sich her. „Sin ihr vum Schwarzwaldverein?“, fragt der Wirt vom Gasthaus Hirsch im Scherz, als der Techniker mit den Wanderschuhen und die Zeitungsreporterin in seinen Hof stiefeln.

Die Wirtin lässt sich von Jochen Doll erklären, dass er nach Gas sucht, das aus Ritzen in der Nähe von Leitungen an die Oberfläche aufsteigt. „Des wär ebbs für mich, des macht der nur bi gutem Wetter!“, ruft sie danach ihrem Mann zu. Tatsächlich funktioniert das „Abspüren“ der Gasleitung nicht bei Regen, Nässe oder Sturm.

Alle Vier Jahre werden die Niederdruck-Gasnetze kontrolliert

Zurück auf der Straße tönt plötzlich ein lautes „Piep, piep, piep, piep” aus dem Messgerät. Der Techniker verharrt an dem Punkt. Es ist ein Kanaldeckel, aus dem Faulgase aufsteigen. Darunter ist auch Methan – der gleiche Stoff, aus dem Erdgas in der Hauptsache besteht. 86 ppm (parts per million, also millionstel Teile) zeigt das Messgerät an, höher steigt der Wert nicht.

„Das ist harmlos. Solche Ausdünstungen kommen vor“, kommentiert der Fachmann und geht weiter. Alle vier Jahre werde jedes Niederdruck-Gasnetz kontrolliert. Er und seine Bereitschaftsgruppe sind dabei für ein Gebiet von Appenweier und Goldscheuer bis ins Achertal und nach Freistett zuständig.

Nicht immer ist es dann auch Gas, die Leute verwechseln das auch mal.
Jochen Doll, Service Techniker bnNetze GmbH

Alarmbereitschaft hat Jochen Doll alle fünf Wochen für eine Woche. Dann kontrolliert er die Gasleitungen nicht, sondern muss innerhalb von einer halben Stunde zur Stelle sein, wenn irgendwo Gasgeruch gemeldet wird. „Nicht immer ist es dann auch Gas, die Leute verwechseln das auch mal“, erzählt er.

Aber es komme schon vor, dass auf einer Baustelle eine Gasleitung verletzt wird und er das Leck abdichten muss. Auch zu einem Hausbrand wurde er schon alarmiert, bei dem alle Einsatzkräfte gespannt auf seine Beurteilung warteten: Ist da eine Gasleitung, die durch den Brand hochgehen könnte? „In dem Fall war da keine Leitung“, erzählt er.

Nicht jeder Grundstücksbesitzer bleibt gelassen

„Ich habe ja immer Respekt vor dem Gas“, sagt eine ältere Frau, die in ihrem Vorgarten arbeitet. Da sei es gut, dass der nette Mann die Leitung bis zur Hauswand abfährt und kontrolliert. Gern erklärt er ihr seine Arbeit. Nicht alle Grundstücksbesitzer blieben gelassen, so Jochen Doll. Mit manchen dauere die Diskussion darüber, dass er ihr Grundstück betreten müsse, länger als der Kontrollgang selbst. Die Gefahren seiner Tätigkeit gingen fast nie vom Erdgas aus, sondern eher vom Straßenverkehr, in dem er sich bewege. „An viel befahrenen Straßen sichert mich ein Kollege mit seinem Fahrzeug und Warnleuchten ab.“

Eine Messsonde mit Rollen und Stange neben einer Straßenkappe über der Gasleitung.
Während der Techniker durch die Straßen wandert, sucht die Messsonde am Boden nach Gas. Foto: Michaela Gabriel

Sollte er mit der Sonde ein Gasleck nah an einem Gebäude aufspüren, dann gehe alles sehr schnell. Ein Anruf in der Verbundwarte von bnNetze in Freiburg genüge. Sofort rücke eine Tiefbau-Bereitschaft und eine Rohrbau-Bereitschaft aus, um die beschädigte Leitung frei zu legen und zu reparieren.

„Das kommt nicht oft vor. Es hängt vom Alter der Gasleitungen ab“, so der Techniker. In Kappelrodeck bleibt alles im grünen Bereich. Durch den Heidenhof und ins Venedig muss Jochen Doll noch, dann ist er die elf Kilometer langen Leitungen im Ort komplett abgelaufen. Sollte das Wetter gut bleiben, dann wird er nächste Woche das Gasnetz in Ottenhöfen „abspüren“.

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