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Vor trockenem Sommer

Waldbrandgefahr im Ortenaukreis: Forst und Feuerwehr wollen Flammen gemeinsam bekämpfen

Der große Ernstfall blieb in der Vergangenheit aus, doch Waldbrände werden im Nordschwarzwald mit jedem Jahr wahrscheinlicher. Nun tun sich Wissenschaftler und Brandbekämpfer zusammen. Dabei geht es nicht nur ums Löschen.

Waldbrand
Schwieriger Einsatzort: Bei Waldbränden haben die Einsatzkräfte der Feuerwehr nicht nur mit Hitze, sondern auch mit dem Gelände zu kämpfen. Auf diesem Archivbild von einem Brand in Lauf erklimmt ein Feuerwehrmann einen Hang. Foto: Feuerwehr Lauf

Wer aktuell durch den Schwarzwald spaziert, für den ist der Sommer noch weit weg. Feuchte, leicht modrige Luft, nasser Boden und dichte grüne Moose locken Wanderer in die Wälder. In wenigen Wochen kann das jedoch ganz anders aussehen: Trockenheit und Hitze werden dem Wald auch in diesem Jahr wieder zusetzen.

Das wird zur Herausforderung für die Feuerwehren in der Region. Geländegängige Löschfahrzeuge, eine spezielle Ausbildung für die Wehrleute – es ist eine Menge zu tun. Wichtig ist auch die enge Zusammenarbeit mit den Nachbarwehren.

Seebach arbeitet mit Nachbargemeinden an Strategie

In Seebach etwa bedeckt Wald mehr als 75 Prozent der Gemeindefläche. Zwischen den Bäumen verlaufen auch die Grenzen mit den Nachbargemeinden Sasbachwalden, Baiersbronn, Ottenhöfen und Kappelrodeck. „Je nachdem, wo es brennt, kommen wir allein nicht weit“, sagt der Seebacher Feuerwehrkommandant René Schneider.

Man sei sich der Gefahr bewusst und erarbeite derzeit mit den umliegenden Wehren eine Strategie. Insbesondere der Nationalpark sei kritisches Gebiet: „Da ist die Gefahr wegen Totholz höher, der normale Wald macht uns weniger Sorgen“, sagt Schneider. Zudem kämen die Einsatzkräfte im verwildernden Nationalpark schlechter voran.

Wälder brennen häufiger und schneller

Nicht nur die Bäume stehen vor Herausforderungen durch Sommer und Trockenheit. Auch der Mensch muss sich wappnen, geht vom trockenen Wald doch eine akute Gefahr aus: Das Waldbrandrisiko steigt.

„Der Klimawandel bewirkt, dass sich die Niederschläge vom Sommer in den Winter verschieben“, sagt Christoph Hartebrodt von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Baden-Württemberg. „Dadurch bekommen wir längere Trockenperioden als bislang.“ Neben der Wahrscheinlichkeit für Waldbrände nehme damit auch die Geschwindigkeit zu, mit der diese sich durch die Baumreihen fressen.

Das hat Konsequenzen für die Arbeit der Feuerwehr. Sie wird nicht nur öfter in Waldgebiet ausrücken müssen, die Einsätze werden auch gefährlicher. Nun wollen der Forst und die Feuerwehren enger zusammenarbeiten – und so im Notfall vorbereitet sein. Im Nordschwarzwald ist das besonders wichtig, dominieren hier doch die für Brände anfälligeren Nadelhölzer.

„Die Laubhölzer haben unten am Stamm weniger Äste und fangen deshalb schlechter Feuer“, sagt Hartebrodt. Solches Wissen soll künftig auch Feuerwehrleuten helfen, bevor sie zum Löschen einen Wald betreten.

„Die Feuerwehr weiß bisher nicht, was gut brennt oder wie es hinter dem nächsten Baum aussieht“, sagt Hartebrodt. Die jeweiligen Forstwirte oder Waldbesitzer hingegen schon. Als Experten könnten sie dann einen Einsatz vor Ort begleiten und schon vor dem Eintreffen am Brandort Tipps zur richtigen Strategie geben.

Nur wer sich kennt, kann auch zusammenarbeiten.
Christoph Hartebrodt, Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt

Doch dafür müssen sich die Schlüsselpersonen erst einmal finden. „Nur wer sich kennt, kann auch zusammenarbeiten“, stellt Hartebrodt fest. Bisher hätten sich Forst und Feuerwehr höchstens in unregelmäßigen Abständen bei Übungen abgesprochen – mit klarem Fokus auf die reine Löscharbeit.

Diese Vorgehensweise sei lange „angemessen und richtig“ gewesen, sagt Landesbranddirektor Thomas Egelhaaf in einer Pressemitteilung der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt. Der Klimawandel mache eine Veränderung der Strategie erforderlich, die über reine Brandbekämpfung hinausgeht.

Auf Kreisebene sollen nun zentrale Ansprechpartner aufgebaut werden, die dauerhaft die Schnittstelle zwischen Forst und Feuerwehr besetzen. Hier sei der Informationsfluss in der Vergangenheit nicht optimal gewesen. „Mal konnten wir die Einsatzkarten der Feuerwehr nicht richtig lesen und dann verstanden sie wiederum unsere nicht“, schildert Hartebrodt.

Wissenschaftler sieht Verantwortung beim Menschen

„Die Totholzdiskussion hat zwei Seiten“, gibt Hartebrodt zu bedenken. Zwar stimme es, dass Totholz für eine gewisse Zeit leichter Feuer fange. Dies gelte aber nur, solange die dünnen Äste am Stamm noch nicht abgebrochen sind. Wenn diese zu Boden fallen und sich zersetzen, speichern sie Feuchtigkeit und tragen langfristig dazu bei, das Brandrisiko zu senken.

Und überhaupt: „Es braucht immer eine Zündquelle und die heißt Mensch“, sagt Hartebrodt. Nur vier Prozent aller Waldbrände gingen auf natürliche Ursachen wie Blitzschlag zurück, der Rest sei menschlichem Fehlverhalten geschuldet. Modernes Waldbrandmanagement müsse daher auch die Öffentlichkeit ansprechen und das Bewusstsein der Menschen schärfen.

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