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Ausstellung des Kunstvereins Rastatt

Arkadien in der Pagodenburg

„Arkadien“ als Synonym für das irdische Paradies: Der Rastatter Künstler Walter Schiementz zeigt in einer Ausstellung Werke aus seiner über 20-jährigen Schaffensphase.

Professor Walter Schiementz steht vor einem seiner Gemälde.
Mit einer Werkschau feiert der Kunstverein Rastatt sein Ehrenmitglied Professor Walter Schiementz Foto: Martina Holbein

„Arkadien“ ist kein realer Ort in den Bildern von Professor Schiementz. „Arkadien“ ist ein Synonym für das irdische Paradies, für den Einklang von Hirten und Natur, wie sie der Renaissance-Maler Nicolas Poussin gemalt hat. Gleichwohl ist es der Name einer Landschaft auf den Peloponnes, der griechischen Halbinsel, die Walter Schiementz oft besucht hat. „Arkadien“ heißt die Ausstellung, die am Samstag, 20. April, um 17 Uhr in der Pagodenburg Rastatt von Peter Hank eröffnet wird. Es ist eine Schau des künstlerischen Schaffens von Walter Schiementz, die die vergangenen 20 bis 25 Jahre umfasst.

Arbeiten tragen keinen Titel

Bewusst hat er sich entschieden, den Arbeiten keine Titel zu geben. „Ich wünsche mir, dass sich der Betrachter das Bild ganz unvoreingenommen anschaut, sich seinen Gedanken und Impressionen hingibt und dann sagt: Ja, damit kann ich etwas anfangen oder eben nicht.“ Zwei Motive finden sich in jedem Bild: ein Haus und ein Baum. Meist sind es windschiefe Hütten, oft nur angedeutet mit drei, vier Strichen, die an die Heuhütten der Murgtaltäler erinnern. Nicht von ungefähr, denn wenn Schiementz unterwegs war und ist, hat er Skizzen gemacht. Skizzen von einem Motiv, das ihm besonders ins Auge fiel: Ein Stein kann das sein, eine Felsformation, ein Baum, ein Gebüsch oder eben die Hütten.

Der Baum taucht als Motiv immer wieder auf

Die Andeutungen eines Hauses sind für ihn Synonym für Sicherheit und Geborgenheit. Das weitere Motiv, das in jedem Bild zu finden ist, ist der Baum. Keine realistische Darstellung, sondern imaginäre Bäume in allen Farbstellungen, Strukturen in der Malerei erreicht er, indem er mit dem Pinselstiel die Farbe verteilt, mit Holzstücken, einem Drahtschwamm oder Plastikstückchen, um dann noch einmal drüberzumalen. „Ich habe keine vorgefertigte Idee im Kopf, wenn ich zu malen anfange“, sagt Walter Schiementz.

Auch die Farbigkeit wächst allmählich: „Wenn ich mit Rot beginne, muss dann ein Blau als Gegengewicht dazu“, so ganz vereinfacht seine Formel für das Gleichgewicht in einem Bild. Um dieses zu erspüren, deckt er während des Malprozesses gerne mal eine Fläche ab, schaut, was fehlt oder zu viel ist. In seinen neueren Arbeiten taucht ein weiteres Motiv auf: Er nennt es Himmelskörper. Es stellt die Harmonie zwischen Erde und Himmel her. Für Bewegung sorgt die belebte Linienführung, wenn er einen Baum malt oder eine Felsformation oder das Wasser. Auch ein Element, das Schiementz immer wieder aufgreift. Mal als ruhige Fläche mit vielen Spiegelungen, mal fließend oder voll wilder Bewegung. Ein Bild zeigt eine Insel, karg, die von Wassermassen geradezu umtost wird. Und dennoch hat ein skizziertes Haus darauf Platz gefunden. „Diese Insel“, so Schiementz, „ist mir auf einer der Segelreisen tatsächlich begegnet, ohne Haus.“

Ursprünglich besuchte er die Kunstakademie Karlsruhe

In der Pagodenburg hängen dazu noch einige seiner Zeichnungen, denn von da kommt er künstlerisch. Bei Herbert Kitzel hat er an der Kunstakademie Karlsruhe die Malklasse besucht und das habe ihn geprägt. So sehr, dass auch in den Acrylbildern immer mal wieder ein Kreidestrich ein Motiv hervorhebt. Geboren wurde Walter Schiementz in Freiburg im Breisgau am 27. Juli 1934. Nach dem Krieg studierte er, legte das Staatsexamen für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien in den Fachgebieten Kunst und Deutsch ab und war zwischen 1955 und 1970 als Lehrer an allen drei Schularten tätig. Seit 1958 lebt er in Rastatt.

In dieser Zeit als Lehrer lernte er auch Albert Kiefer kennen, den Vater von Anselm Kiefer, mit er sich vor allem über kunstpädagogische Themen austauschte. Die Pädagogik der Kunst führte ihn 1970 als Dozent an die Pädagogische Hochschule Karlsruhe, wo er bis 1974 wirkte. 1984 promovierte er zum Dr. phil. an der Johann-Wolfgang-von-Goethe Universität Frankfurt und erhielt 1991 einen Ruf als Professor für Kunst und Didaktik an die Pädagogische Hochschule Heidelberg. 1997 wurde Walter Schiementz emeritiert und widmete sich seitdem seinem eigenen künstlerischen Schaffen, das er in circa 30 Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen präsentierte. Unter anderem in „Behauste Landschaften“ 2009 in der städtischen Galerie Fruchthalle. In seinen Anfangsjahren gab es für Bildende Künstler in Rastatt kaum ein Angebot. Das änderte sich, als der Kunstverein gegründet wurde, dessen Ehrenmitglied er mittlerweile ist und bei dem er sich bedankt, dass diese Werkschau zustande kam.

Service

Die Ausstellung „Arkadien“ ist bis 18. Mai feiertags, samstags und sonntags zwischen 14 Uhr und 18 Uhr in der Pagodenburg zu sehen.

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