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Ausflugstipp

Kasematten in Rastatt erinnern an Badische Revolution

In den wenigen, aber original erhaltenen Resten der einstigen Festung Rastatt können Besucherinnen und Besucher in die Zeit der Badischen Revolution 1848/1849 eintauchen.

 Dr. Irmgard Lochbuehler-Stamm in den Festungsgaengen
Irmgard Stamm hält die Erinnerung an die Ereignisse der Badischen Revolution und die Menschen dahinter wach. Foto: Frank Vetter

Irmgard Stamm schließt die Glastür auf und bittet herein. Mit einem Schritt stehen die Besucherinnen und Besucher in der Vergangenheit – mitten in einem bedeutenden Stück badischer Geschichte.

Wer sich möglichst authentisch auf die Spuren der Badischen Revolution von 1848/49 begeben will, ist in den Kasematten der einstigen Bundesfestung Rastatt richtig. Dort meuterte badisches Militär und verteidigten die Freiheitskämpfer sich und die revolutionäre Regierung.

Wenige Reste der einst mächtigen Festung sind original erhalten. Wer die Gewölbe betritt, kann so fast noch ein wenig revolutionäre Atmosphäre erspüren. Die Vorsitzende des Historischen Vereins Rastatt und ihre Mitstreiter bieten Führungen durch die Kasematten am Südring und durch das Festungswerk Cavalier 1 in der Leopoldsfeste an.

„Badener des Jahres 2023“

Ihnen ist es wichtig, die Erinnerung an die Badische Revolution, die ja in Rastatt mit dem Sieg der Preußen endete, und die Menschen dahinter wachzuhalten. Das Engagement wurde mit der Auszeichnung „Badener des Jahres 2023“ belohnt.

Viele Arbeitsstunden hatten die Vereinsmitglieder in die Anlage Cavalier I gesteckt, bis diese im vergangenen Jahr für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden konnte. Heute sind die zahlreichen Gewölbe des Festungswerks, die sich über zwei Stockwerke erstrecken, gesäubert und beleuchtet. Schautafeln und Vitrinen bieten viele Informationen und manches Schaustück.

Ein Raum in den Kasematten in Rastatt ist den Frauen der Revolution gewidmet

Ein Raum ist den Frauen der Badischen Revolution gewidmet: Amalie Struve und Elise Blenke waren nur zwei, die sich für die neue, freiheitliche Gesellschaftsform einsetzten. „Viele Frauen waren aktiv, aber wir kennen nur wenige mit Namen“, erklärt Irmgard Stamm.

Cavalier I war zwischen 1843 und 1846 als das erste von insgesamt 47 Festungswerken in Rastatt gebaut worden. Für Irmgard Stamm ist das Bauwerk zum einen ein bedeutender historischer Platz. „Während der Belagerung wurde von hier aus bis Niederbühl geschossen, wo sich die Preußen verschanzt hatten.“

Ort des Gedenkens

Cavalier I ist für sie aber auch ein Gedenk-Ort, den es zu bewahren gilt. Denn nach dem Scheitern der Badischen Revolution wurden dort rund 700, teils prominente Freiheitskämpfer unter menschenunwürdigen Bedingungen inhaftiert. Einige von ihnen wurden hingerichtet.

Wer die Treppe ins feuchte Untergeschoss hinabsteigt, kann sich mit ein wenig Fantasie vorstellen, was die Häftlinge ertragen mussten. „Es ist definitiv kein Ort für Partys oder Events“, betont sie mit Blick auf Anfragen, die es schon gegeben habe.

Ebenfalls im Rahmen von Führungen besichtigt werden können die weitläufigen unterirdischen Kasematten am Rastatter Südring. Zugänglich ist eine Galerie von rund 700 Metern Länge, in der sich Schießscharte an Schießscharte reiht.

Auch dort wurde während der Badischen Revolution gekämpft. Schautafeln zeigen das gigantische Ausmaß der einstigen Rastatter Bundesfestung, in den Erzählungen lebt die revolutionäre Zeit von vor rund 150 Jahren auch dort ein Stück weit wieder auf.

Gemauerte Minengänge

In den Kasematten treffen Besucherinnen und Besucher auch auf gemauerte Minengänge. Diese nur rund 1,50 Meter hohen Gänge waren gebaut worden, um dort Pulverfässer zu lagern, sollte das damals als „Erbfeind“ betitelte Frankreich einfallen. „Dann sollten diese gezündet werden“, erklärt Irmgard Stamm. Doch beides passierte glücklicherweise nicht.

Kasematten in Rastatt
Die Kasematten in Rastatt liegen zentral. Die einstige Festung umschloss die Stadt auf einer Länge von rund acht Kilometern. Foto: BNN
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