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Nach Havarie mit Millionenschaden

An der Staustufe fliegen die Funken: Zerstörtes Schleusentor in Iffezheim wird endlich demontiert

Am 11. November 2023 kracht ein Motorfrachtschiff in die Staustufe Iffezheim und zerstört das Obertor komplett. Nun geht es voran. Bis alles wieder rund läuft, dauert es aber noch eine ganze Weile.

Trümmerteile des zerstörten Schleusentores
Der Rückbau des durch eine Havarie mit einem Frachtschiff zerstörten Obertores der rechten Schleusenkammer an der Staustufe Iffezheim hat am Montag begonnen. Foto: Frank Vetter

Der 11. November ist bekanntlich der Auftakt der närrischen Zeit. Weniger spaßig war der 11.11.2023 allerdings für eine niederländische Schiffsführerin. Um 14.15 steuerte sie auf ihrer Fahrt flussabwärts den Frachter „La Primavera“ ungebremst in das Obertor der westlichen Schleusenkammer der Staustufe Iffezheim.

Wie sich später herausstellte, war die stellvertretende Schiffsführerin, die zu diesem Zeitpunkt am Ruder saß, alkoholisiert. Auch wenn bei der Havarie glücklicherweise niemand verletzt wurde, schmerzt der dabei vor Ort entstandene Schaden erheblich. Von rund 1,5 Millionen Euro ist die Rede. Im Gegensatz zu dem relativ geringen Schaden an dem Frachter wurde das 24 Meter breite Schleusentor ziemlich genau in der Mitte getroffen und irreparabel beschädigt.

Schaden nach Unfall an Staustufe Iffezheim wird auf 1,5 Millionen Euro geschätzt

Nach umfangreichen Vorarbeiten wird das Tor nun seit Anfang der Woche mittels Schneidbrennen zerlegt. Bis Ostern möchte das beauftragte Abbruchunternehmen mit dem Rückbau des Tores fertig sein. Ende des Jahres soll dann das neue Schleusentor installiert und die Schleusenkammer wieder für die Schifffahrt freigegeben sein.

Es ist mein erstes kaputtes Schleusentor.
Boris Hammerle
Wasser- und Schifffahrtsamt Freiburg

„Es ist mein erstes kaputtes Schleusentor“, sagt Boris Hammerle vom Wasser- und Schifffahrtsamt Freiburg und Leiter des Außenbereichs Iffezheim, der allerdings dennoch auf Erfahrung zurückblickt. Kleinere und größere Defekte gibt es bei Schleusentoren schließlich immer mal wieder. 1993 war ebenfalls beim Obertor der zweiten Schleusenkammer eine der Ketten gerissen, an denen das Tor hängt – und das insgesamt knapp 80 Tonnen schwere Teil sei herabgesaust. Auf Basis dieser Erfahrung sei eine Handlungsanleitung für einen Havariefall erarbeitet worden, die nun zum Greifen kommt.

Als erste Maßnahme daraus wurde zunächst ein Notfalltor vor das zerstörte gesetzt, damit die Schleusenkammer entleert werden konnte. Ende Januar begannen dann die Vorbereitungen, um das Tor zerlegen zu können. Bis schließlich das erste Segment aus dem Tor geschnitten werden konnte, gab es einige Verzögerungen.

Zunächst galt es, eine Sicherungskonstruktion zu bauen, die verhindern soll, dass das Schrotttor umfällt. Dazu wurden Öffnungen in das Tor geschnitten, und T-Stahlträger hindurchgeschoben. Die stählernen Haltesicherungen sind mit Stahlseilen fixiert.

Autokräne demontieren das zerstörte Schleusentor

Um die Konstruktion zu bauen und die Torsegmente abzutransportieren, kommen zwei Autokräne zum Einsatz, die auf jeweils einer Seite der Schleusenkammer stehen. Wegen des stürmischen Wetters im Februar mussten die Arbeiten ruhen. Schließlich musste eine hölzerne Arbeitsplattform am Fuße des Tores gebaut werden.

Trümmerteile des Schleusentors
An diesem Trümmerteil ist deutlich ist zu sehen, wo das Frachtschiff „La Primavera“ in das Schleusentor einschlug. Foto: Frank Vetter

Seit Montag nun sprühen die von den Schneidbrennern erzeugten Funken, das Tor wird zerschnitten. Dazu wird ein Arbeiter von einem der Autokräne in einem Korb zum Schrotttor herabgelassen. Als Erstes trennten die Schweißteams das stark verbogene Segment heraus, in das sich der Bug des 2.400 Tonnen schweren Frachters gebohrt hatte.

Mit dem Rückbau des Tores ist das Malscher Abbruchunternehmen Oettinger beauftragt. „Das ist eine große Aufgabe“, sagt der zuständige Oettinger-Mitarbeiter Stefan Heinzler. Das sogenannte Abstreben, das Sichern des havarierten Stahlkolosses, sei kompliziert gewesen. „Jetzt läuft es reibungslos“, stellt Heinzler fest. Bis Ostern soll das Tor entfernt sein.

Erst wenn das Tor im Optimalfall bis Ostern entfernt ist, kann die Schleusentorkonstruktion genauer untersucht werden. Ein Iffezheimer Schleusentor läuft auf Führungsschienen und hängt an zwei sogenannten Gallketten, die als Lastketten für große Kräfte bei geringen Geschwindigkeiten zum Einsatz kommen, wie beispielsweise auch bei Rolltreppen oder Aufzügen.

Das Bangen um den „Worst Case“

Die Führungsschienen, die Ketten selbst und die beiden Motoren, die die Ketten und somit das Tor antreiben, müssen im Zuge der Arbeiten nun ebenfalls einer Revision unterzogen werden. An einer Kettenführung ist bereits jetzt ein Schaden zu erkennen. Als große Hoffnung bezeichnet Außenstellenleiter Boris Hammerle, dass die beiden Elektromotoren keinen Schaden genommen haben. Ansonsten wäre dies der „Worst Case“, sagt er mit Blick auf eine dann drohende deutliche Verzögerung des anvisierten Zeitplans.

Boris Hammerle neben einem der beiden Kettenantriebe, die das Schleusentor bewegen. Rechts: ein kaputtes Stück der Kettenführung
Boris Hammerle neben einem der beiden Kettenantriebe, die das Schleusentor bewegen. Rechts: ein kaputtes Stück der Kettenführung Foto: Frank Vetter

Nach Rückbau des Tores könnten die Ausschreibungen für die Gewerke und dann bald das beschleunigte Vergabeverfahren durch die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt erfolgen. Das neue, in Riegel- und Fachwerkbauweise zu fertigende Schleusentor wird aufgrund geänderter technischer Vorgaben schwerer als sein Vorgänger. Mit der vorhandenen Technik können Lasten bis 89 Tonnen gehoben werden. Mehr darf das Tor mit allen Anbauteilen also nicht wiegen.

Trotz der bisherigen Verzögerungen möchte Hammerle an dem, wie er sagt, ambitionierten Zeitplan festhalten. Der sieht vor, dass die Schleusenkammer an Weihnachten wieder befahren werden kann. Aber, man wisse ja nie.

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