Einen chinesischen Weltmeister in der Trainingshalle zu haben, davon träumen alle Tischtennisspieler. In Muggensturm erfüllte sich dieser Pingpong-Traum über Ostern, auch wenn er leicht anders ausfiel als gedacht.
Ding Liren nutzte an Karfreitag den spielfreien Tag bei den Grenke Chess Classic, um seinem großen Hobby zu frönen. Der Schach-Weltmeister nahm gerne die Einladung des Tischtennisclubs (TTC) Muggensturm an, um sich an der Platte einen entspannteren Tag als am Brett beim Weltklasseturnier in Karlsruhe zu gönnen.
Ich spiele daheim in China jeden Tag mit meinem Vater TischtennisDing Liren
Schach-Weltmeister
„Ich spiele daheim in China jeden Tag mit meinem Vater Tischtennis“, berichtete der Schach-Weltmeister über sein sportliches Fitnessprogramm abseits der 64 Felder. Die Duelle mit Ding Wenjun enden laut dem 31-Jährigen „meist äußerst knapp. Oft geht es in den engen Sätzen 4:3 für mich aus“.
Während sein Vater wie die meisten Chinesen den Penholder-Griff bevorzugt, hält der Rechtshänder den Schläger europäisch mit Shakehand-Griff.
Eintrag ins Goldene Buch der Gemeinde Muggensturm
Den hohen Besuch in Muggensturm nutzte Bürgermeister-Stellvertreter Joachim Schneider, um das Goldene Buch der Gemeinde zu füllen. Schneider überreichte Ding Liren namens des TTC Muggensturm ein Mannschaftstrikot des Vereins.
Weltmeister streift sich Trikot des TTC Muggensturm gleich über
Hocherfreut streifte es sich der Schach-Weltmeister sogleich über und spielte fortan mit seinen Fans einige Matches an der Platte. Zuvor aber signierte er das Goldene Buch.
Magnus Carlsen spielt lieber Golf
Während der ebenfalls sehr sportliche norwegische Weltranglistenerste Magnus Carlsen eine Runde Golf der Tischtennis-Einladung vorzog, kam mit Großmeister Daniel Fridman ein zweiter Teilnehmer des sechsköpfigen Schnellschach-Weltklasseturniers mit nach Muggensturm.
Der deutsche Nationalspieler kannte die Halle bereits, spielte er doch schon während eines früheren Events Tischtennis beim TTC mit seinem Freund Konstantin Landa.
Großmeister Daniel Fridman hat Tischtennisschläger immer mit auf Reisen
„Ich habe meinen Schläger immer bei Turnieren dabei“, berichtete der zweifache Familienvater, der erneut bei Duellen mit den TTC-Spielern ein gutes Händchen bewies.
Noch heißer auf Vergleiche mit Ding Liren bei der schnellsten Rückschlagsportart war allerdings seine Gattin Anna Zatonskih! Weil die Großmeisterin auch der Weltklasse angehört und Leistungsträgerin in der US-Nationalmannschaft ist, bat Schneider das Ehepaar natürlich ebenso um einen Eintrag in das Goldene Buch.
Der Bürgermeister-Stellvertreter verwies bei seiner kurzen Ansprache darauf, dass die drei Schach-Asse nicht die ersten Vertreter des Denksports im Goldenen Buch sind. Er zeigte dem Trio den Eintrag mit Ketino Kachiani-Gersinska.
Großmeisterin Ketino Kachiani-Gersinska erste Schachspielerin im Goldenen Buch
Die Großmeisterin aus Georgien und deutsche Ex-Nationalspielerin ist seit Jahrzehnten in Muggensturm verheiratet – und spielt mit Zatonskih zusammen in der Bundesliga-Mannschaft der OSG Baden-Baden, die schon zigmal deutscher Meister war.
Der von Depressionen geplagte Weltmeister blüht an der Platte auf
Obwohl Karfreitag war, drängten einige Fans in die Halle, um sich Schachbretter von dem sympathischen Weltmeister signieren zu lassen oder ein Selfie mit ihm zu bekommen. Geduldig erfüllte Ding alle Wünsche.
Am meisten blühte der nach seinem anstrengenden WM-Sieg in eine Depression gefallene Chinese jedoch an der Platte auf.
Spieler der Rochade Kuppenheim freuen sich über Ballwechsel mit Ding Liren
Der Höhepunkt für alle TTC-Mitglieder, die zum Teil auch Schach für die Rochade Kuppenheim spielen, waren natürlich die Ballwechsel mit dem Weltmeister. So spielten etwa die Kuppenheimer Patrick Karcher und Ralf Ehret Doppel gegen ein Gespann mit Ding Liren.
Endlich kann ich erzählen, ich habe gegen den Schach-Weltmeister neun von 20 Punkten geholtRalf Ehret
Bezirksliga-Schachspieler
Die beiden Rochade-Schachspieler unterlagen zwar in drei Sätzen, aber dennoch frohlockte Vereinskassierer Ehret: „Endlich kann ich allen erzählen, ich habe gegen den Schach-Weltmeister neun von 20 Punkten geholt!“, kommentierte der Bezirksliga-Schachspieler, der dienstags am Gesundheitstraining des TTC für Senioren teilnimmt, mit einem Augenzwinkern einen knappen Satzverlust mit 9:11. Einige Zuschauer gelobten, sich nun auch dem Tischtennissport verschreiben zu wollen – unter Schachspielern ist der ebenfalls eine hohe Konzentration erfordernde Ballsport äußerst beliebt.
Sichtlichen Spaß hatte neben Ding Liren vor allem Anna Zatonskih. Die US-Nationalspielerin schwärmte noch am nächsten Tag in der Schwarzwaldhalle, als ihr Ehemann und Ding Liren längst wieder auf der Bühne vor den kleinen, karierten Feldern saßen, von dem „tollen Event. Ich habe das Einzel nur in fünf Sätzen gegen Ding Liren verloren.“ Eine besondere Leistung gegen den Weltmeister aus der Pingpong-Supermacht China ...