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Jubiläumsumzug der Alte Gross

In Muggensturm steppen am Sonntag Hexen und Geister

Die Alte Gross feiert am Sonntag in Muggensturm Jubiläum. 2.500 Hästräger und Guggenmusiker aus ganz Baden-Württemberg reisen zum Umzug in der Tradition der schwäbisch-alemannischen Fastnacht an.

Drei Männer mit Kostüm und Narrenfahne.
Freuen sich auf ein närrisches Wochenende in Muggensturm (von links): Alte-Gross-Vorsitzender David Sarka, Bürgermeister Johannes Kopp und Zunftmeister Christian Altenbach. Foto: Anja Groß

Vorsitzender David Sarka und Zunftmeister Christian Altenbach sind im Stress. Denn einen großen Fastnachtsumzug wie den am Sonntag, 14. Januar, zum 35-jährigen Bestehen der Fastnachtsgruppe Alte Gross Muggensturm organisieren sie nicht alle Tage und auch nicht jedes Jahr. 82 Gruppen starten um 12.59 Uhr am Festplatz in der Malscher Straße.

Dazu gibt es auch drumherum viel zu organisieren: Polizei und Bereitschaftspolizei sind im Einsatz, zudem eine Pferdestaffel. Das Rote Kreuz stellt 30 Helfer und zwei Notärzte, auch die örtliche Feuerwehr unterstützt.

Ohne Security geht es heute nicht mehr.
David Sarka
Vorsitzender Alte Gross Muggensturm

Man sei dankbar für das gute Zusammenspiel, betonen die beiden Vereinsvertreter im Vorfeld bei einem Pressegespräch im Rathaus. Auch Teams des Präventionsprojekts Hart am Limit (HaLT) werden unterwegs sein, die Jugendliche und deren Alkoholkonsum im Blick haben.

Zudem hat der Verein eine Security-Firma beauftragt, die mit 20 Kräften unterstützt. „Ohne geht es heute nicht mehr“, sagen Sarka und Altenbach bedauernd. Zu viel sei in den vergangenen Jahren bei Umzügen passiert. Das will man in Muggensturm unterbinden. Bürgermeister Johannes Kopp (SPD) hofft dabei auch auf die Vernunft der Besucher.

Die Gemeinde ist bei den Vorbereitungen mit im Boot. Was „Schirmherrschaft“ unter anderem bedeutet, umschreibt der Bürgermeister: „Wir haben mit dem Badischen Gemeindeversicherungsverband eine Versicherung abgeschlossen und uns um Dinge wie Straßensperrungen beim Landratsamt gekümmert.“ Zum Parken verweist die Gemeinde auf Parkplätze an der Wolf-Ebestein-Halle.

Um den Durchgangsverkehr nicht zu behindern, verläuft die Umzugsstrecke durch mit Wimpelketten gezierte Nebenstraßen: von der Malscher Straße über die Wald-, Kirch- und Wilhelmstraße zum Festplatz. Die Hauptstraße bleibt frei. Alle Anlieger der Umzugsstrecke haben übrigens freien Eintritt.

Narrenzünfte aus der Ortenau, Achern, Rastatt und dem Murgtal

Narrenzünfte aus Freiburg, Stuttgart, dem Kinzigtal, der Ortenau, Achern, Rastatt und dem Murgtal präsentieren am Sonntag schwäbisch-alemannisches Fastnachtsbrauchtum. Hexen, Geister, Dämonen, Trolle und viele andere Fantasiegestalten werden dabei sein – da gibt es tolle Masken, Kostüme und oft auch besondere Choreografien der Gruppen zu bestaunen. Umzugswagen sind nicht dabei. „Aufgelockert wird der Umzug durch acht Guggemusikgruppen“, sagt Christian Altenbach.

Anschließend wird im Partyzelt auf dem Festplatz und in der Alten Kelter weiter gefeiert. Ein DJ legt auf. Es gibt Verpflegungsstände, um die 2.500 Hästräger und die zahlreichen erwarteten Zuschauer zu versorgen.

Für die rund 125 Mitglieder der Alte Gross wird das ein arbeitsreiches Wochenende. Weil viele anderweitig im Einsatz sind, werde auch nur eine kleine Abordnung des Vereins beim Umzug mitlaufen. „Aber wir freuen uns drauf“, sagen Sarka und Altenbach. Ihren „Umzugsbedarf“ könne die Narrenschar bei den anstehenden 14 Umzugsbesuchen in dieser Kampagne dann zur Genüge decken.

Der Umzug ist quasi die Ersatzveranstaltung für das coronabedingt ausgefallene närrische 33-jährige Bestehen der Alte Gross, liebevoller Dialektausdruck für eine Großmutter. Die Figur ist entstanden aus der Straßenfastnacht, die in Muggensturm früher intensiv gefeiert wurde. „Das erste Häs wurde aus Bettlaken geschneidert“, sagt Altenbach.

Heute trägt man handgeschnitzte Holzmasken, Strohschuhe, grün-weiß-geringelte Strümpfe, grünes Obertal, Rock mit Schürze und weiße Pumphosen untendrunter.

Rund 35.000 Euro finanzielle Vorleistung muss der Verein bringen.
Christian Altenbach
Zunftmeister der Alte Gross

Ganz billig ist so ein Event nicht. „Rund 35.000 Euro finanzielle Vorleistung muss der Verein bringen“, sagt der Zunftmeister. Die kämen über Eintritt (drei Euro werden verlangt), Verkauf von Essen und Getränken wieder rein. Trotzdem müsse ein Verein das erst einmal stemmen können.

Dankbar ist man deshalb auch den Sponsoren. Denn auch Kosten für Zelte, Musik, Dixi-Klos an der Umzugsstrecke, eine Haftpflichtversicherung, Müllgebühren oder die Kehrmaschine, die für 200 Euro pro Stunde hinterher alles wieder in Ordnung bringt, müssen noch bezahlt werden.

Nicht so gern sehen deshalb mittlerweile viele Vereine das schwer zu entfernende Konfetti bei Umzügen, weiß Sarka. In Muggensturm ist es erlaubt. „,Nur bei Regen oder Schnee würden wir bitten, auf Konfetti zu verzichten.“

Guggenmusik bei Messe für die Narren

Los geht das Jubiläumswochenende für die beiden übrigens Donnerstagabend mit dem Zeltaufbau. Am Freitag, 12. Januar, werden zum Narrenbaumstellen ab 18.11 Uhr bei der Alten Kelter bereits rund 500 Fastnachter erwartet. Der Sonntag beginnt um 10 Uhr mit einer Messe für die Narren in der Pfarrkirche Maria Königin der Engel. „Man darf verkleidet kommen“, sagt Altenbach, und statt der Orgel spielen die Bietjer Schdroosefetza Guggis sowie die Muggikanten der örtlichen GroKaGe.

Angeführt wird der Umzug übrigens vom Bürgermeister als „Däfelesbub“. Er löst damit seine Narrenstrafe ein. Nun hoffen alle Beteiligten nur noch auf gutes Wetter und einen friedlichen Umzugsverlauf.

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