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Neues Chorprojekt

Neuer Pop-Soul-Chor in Rastatt: Zum Aufwärmen wird erst mal gegähnt

Ein bisschen albern, ein bisschen anstrengend: Ein neues Chorprojekt von Thomas Richers begeistert rund 40 Interessierte im Proberaum der Offenen Tür. Freude am Singen und Spaß bei den Proben stehen im Vordergrund.

Ein Mann arbeitet an seinem Computer
Leiter Thomas Richers spielt über einen Midi-Controller nach Gehör Töne für das Arrangement ein – der Computer verwandelt sie in fertige Partituren. Foto: Isabell Schmitt

36 Münder sperren sich weit auf, Arme strecken sich in Richtung Decke und ein „Ah-oah“ tönt durch den Raum. Nicht Langeweile oder Sauerstoffmangel sind der Grund für das genüssliche Kollektiv-Gähnen. Das ist Teil der Aufwärmübung des neuen Rastatter Pop-Soul-Chors von Thomas Richers.

„Dadurch werden die Stimmbänder und die Muskeln aktiviert und der Mund weit aufgesperrt. Das braucht man später, um die Töne lauter herausbringen zu können“, erklärt der ehrenamtliche Chorleiter, der hauptberuflich eine Werbeagentur führt. Auch Atem- und Tonübungen bereiten auf das gemeinsame Singen vor.

Am 4. Oktober fand die erste offene Probe statt mit rund 40 Teilnehmern. Vom Mittzwanziger bis zum Mittsechziger sind alle Altersgruppen im Chor vertreten. Bei der zweiten Probe mit 36 Singfreudigen sind sogar elf Männer dabei. Das seien ungewöhnlich viele, sagt Richers: „Frauen trauen sich das laute Singen eher.“ Er freut sich jedoch über weitere männliche Verstärkung, derzeit gebe es zum Beispiel nur drei Bassstimmen. Auch die Sopranistinnen des Chors könnten noch Zuwachs vertragen.

Ich will bewusst, dass alle für sich prüfen, ob sie es mit mir Verrücktem aushalten.
Thomas Richers, Chorleiter

Richers Chor ist keine bierernste Angelegenheit. Immer wieder macht er ein Späßchen. Es wird gelacht, miteinander und übereinander. „Ich will bewusst, dass alle für sich prüfen, ob sie es mit mir Verrücktem aushalten. Wenn nicht, macht es auf Dauer keinen Sinn“, sagt er.

Die freie Platzwahl stellt Unerfahrene vor die Qual der Wahl: Setzt man sich zu den Altstimmen oder den Sopranistinnen? Singt man eher mit den Tenören oder Bässen? Viele Teilnehmer haben bereits Chorerfahrung und steuern gezielt auf eine Stimmgruppe zu. Wer sich nicht sicher ist, welcher er oder sie angehört, kann sie einfach ausprobieren und im Zweifel beim nächsten Mal wechseln.

Notenkenntnisse nicht nötig: Richers singt einzelne Passagen vor, die Teilnehmer singen nach

Die Songs werden in einem schnellen Tempo erarbeitet. „Es ist für alle eine Motivation, wenn sie sehen, wir kommen gut voran“, sagt Richers. Die Chornoten erstellt Richers mithilfe einer Computersoftware. „So kann ich mein mangelndes Fachwissen ausgleichen“, sagt er. Über einen Midi-Controller, der wie ein Minikeyboard aussieht, spielt er die Töne so ein, wie sie ihm gefallen. Das Musikkompositionsprogramm verwandelt sie in ausdruckbare Notenpartituren.

Noten lesen kann der studierte Theologe nämlich nicht, der sich das Singen und Gitarre spielen als Jugendlicher selbst beigebracht hat. Erfahrungen in der Chorleitung hat er unter anderem beim Gospelchor der Petrusgemeinde in Rastatt gesammelt.

Wenn der Chor zehn Lieder erarbeitet hat, will Richers ein erstes Konzert in Rastatt geben

Kenntnisse im Notenlesen brauchen auch die Teilnehmer des Chors nicht. Richers spielt die Töne der einzelnen Stimmgruppen auf seinem aufrollbaren Keyboard an oder singt einzelne Passagen vor. Immer wieder spricht er auch den englischen Songtext durch für alle, die kein Englisch können. Dann wird zusammen gesungen, Richers begleitet den Chor mit seiner Akustikgitarre. So erklingen etwa die Refrains des Rockklassikers „I Want To Know What Love Is“ von Foreigner oder der Pop-Ballade „A Thousand Years“ von Christina Perri jeweils in mehrstimmigen Arrangements.

Obwohl der Chor erst das zweite Mal gemeinsam singt, füllen die Stimmen den ganzen Saal eindrucksvoll aus. Richers reibt sich über die Arme: „Wow, was für ein Klang – ich habe Gänsehaut.“ Genau diesen Effekt auf Zuhörer wünscht sich der Chorleiter für künftige Konzerte. Wenn der Chor zehn Lieder erarbeitet hat, will Richers ein erstes Konzert geben.

Am 18. Oktober findet die letzte offene Probe im Proberaum in der Rheintorstraße statt

Am kommenden Montag, 18. Oktober, findet die letzte offene Probe statt. Dort haben Interessierte noch einmal die Möglichkeit hineinzuschnuppern. Diejenigen, die dem Chor nach der Testphase treu bleiben, erhalten eine Übungsaufnahme ihrer Stimmlage, um bei Bedarf zuhause zusätzlich proben zu können. „Die Stimme wird durch regelmäßiges Training deutlich besser. Ein Großteil der Sängerinnen und Sänger hat das Potenzial, um dauerhaft bei dem Projekt mitwirken zu können“, sagt Richers.

Service

Geprobt wird montags 19 bis 20.30 Uhr im Saal der Offenen Tür in der Rheintorstraße 25 (Eingang über den Hof). Es gelten die 3G-Regeln, Kontaktdaten werden via Luca-App erfasst.

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