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Landwirtschaft und Klimawandel

Experte aus Ötigheim: In der heimischen Vogelwelt gibt es Gewinner und Verlierer

Der Diplom-Geoökologe und ornithologische Fachgutachter Oliver Harms beobachtet einen Rückgang vieler Vogelarten in der Region. Er gibt Tipps, wie man diese besser schützen kann.

Der etwa taubengroße Kiebitz liebt Feuchtwiesen und Moore – und findet immer weniger Lebensräume in Deutschland.
Der etwa taubengroße Kiebitz liebt Feuchtwiesen und Moore – und findet immer weniger Lebensräume in Deutschland. Foto: Patrick Pleul/dpa

Wie wirken sich die zunehmenden Umweltveränderungen auf die heimische Vogelwelt aus?

Dieser Frage ist kürzlich Oliver Harms in einem Vortrag beim Verein für Umweltschutz und Landschaftspflege (VUL) in Ötigheim nachgegangen. Für den Diplom-Geoökologen und Ornithologischen Fachgutachter steht fest: Es gibt Gewinner und Verlierer.

Oliver Harms
Oliver Harms ist Diplom-Geoökologe und Ornithologischer Fachgutachter. Foto: Harms
Herr Harms, müssen wir uns um die Vielfalt unserer einheimischen Vogelarten ernsthafte Sorgen machen?
Harms
Ja, denn die Bestände vieler Vogelarten nehmen deutlich ab, und viele Vogelarten haben nur noch kleine Restbestände in Baden-Württemberg. Auch Vogelarten, die früher sehr häufig waren, werden heute in der Roten Liste geführt, beispielsweise die Turteltaube, die Feldlerche und der Baumpieper.
Welche Vogelarten sind nach Ihrer Kenntnis im Landkreis Rastatt derzeit vom Aussterben bedroht?
Harms
Dazu gehören besonders Feldvögel wie Kiebitz, Haubenlerche, Wiesenpieper und Rebhuhn. Die intensive Landwirtschaft lässt wenig bis keine Lebensräume für diese Arten zu, und man muss gemeinsam mit den Landwirten über sinnvolle Maßnahmen reden.

Andere Vogelarten breiten sich in der Region wieder aus

Wie könnte man die gefährdeten Vogelarten denn besser schützen?
Harms
Oft sind kleine Maßnahmen oder Veränderungen ausreichend, zum Beispiel keinen Müll in Gewässer und in die Landschaft werfen. Aber in vielen Bereichen müssen wir größer denken und überlegen, wie viel Lebensraum beziehungsweise Natur wir noch versiegeln und verbauen wollen. Bei allen Baumaßnahmen heute muss man Ausgleichsmaßnahmen durchführen, wenn seltene Vögel betroffen sein könnten. Auch deshalb wird Bauen teurer.
Haben Sie umgekehrt eine Erklärung dafür, warum sich bestimmte Vogelarten seit Jahren wieder verstärkt ausbreiten?
Harms
Besonders für große und auffällige Arten wurde ein großer Schutz-Aufwand betrieben, wie die vielen Aufzuchtstationen für den Weißstorch in Baden und im Elsass ja zeigen. Andere Vogelarten werden nicht mehr gejagt und konnten sich deshalb wieder ausbreiten, etwa Rotmilan, Graureiher und Saatkrähe. Und dann gibt es Vogelarten wie den Alpensegler und den bunten Bienenfresser, die sich wahrscheinlich klimabedingt ausbreiten.
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