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OB will „weiter Flagge zeigen“

Unbekannte Täter zünden Israel-Flagge am Rastatter Rathaus an

Zwei Wochen nach den antisemitischen Schmierereien am Barockschloss erneut Bestürzung in Rastatt: Unbekannte haben die Israel-Flagge am Rathausmast angezündet. Die Polizei stellt einen Anstieg antisemitischer Straftaten in der Region fest.

Ein Mann zeigt eine angebrannte israelische Flagge.
Hausmeister René Sunderer zeigt die angebrannte israelische Flagge, auf die Unbekannte in der Nacht zu Sonntag einen Anschlag verübt haben. Foto: Frank Vetter

Unbekannte haben am Wochenende die israelische Flagge am Rathaus der Barockstadt angezündet. Die Stadtverwaltung hatte diese nach den Anschlägen der palästinensischen Terrororganisation Hamas vom 7. Oktober als Zeichen der Solidarität mit dem jüdischen Staat und den Opfern anbringen lassen.

Inzwischen wurde die Fahne abgehängt, das Feuer hat ein großes Loch in den Kunststoff „gefressen“. Oberbürgermeister Hans Jürgen Pütsch (CDU) zeigt sich „sehr bestürzt“ über den Vorfall, der sich offenbar in der Nacht auf Sonntag ereignete. Die Solidarität mit Israel gelte „selbstverständlich“ nach wie vor. „Und diese Solidarität, das scheinen offenbar einige Menschen nicht begreifen zu wollen, bedeutet eben nicht, dass wir das Leid der unschuldigen Menschen im Gaza-Gebiet vergessen. Das tun wir wahrlich nicht.“

Nach den Hamas-Angriffen mit mehr als 1.200 Todesopfern und Geiselnahmen startete Israel eine Gegenoffensive, bei der nach palästinensischen Angaben Tausende Menschen ums Leben kamen. Zuvor waren mehr als eine Million Zivilisten aufgefordert worden, den Norden des Gazastreifens zu verlassen.

Stadt Rastatt bestellt neue Israel-Flagge fürs Rathaus

Aber, so der OB mit Bezug auf Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier: „Es ist unsere Verpflichtung und unsere Staatsräson, jeder Form von Antisemitismus und Terror die Stirn zu bieten. Daher werden wir auch weiter Flagge zeigen.“

Bei Worten will man es indes nicht bewenden lassen. Nicht nur erstatte man Anzeige bei der Polizei. „Wir werden die zerstörte Flagge durch eine neue ersetzen“, kündigt Pütsch an.  

Bei der Polizei hatte man am Montagvormittag noch keine Hinweise auf den Vorfall. Die Ordnungshüter erfuhren durch die Anfrage dieser Redaktion davon, so Präsidiumspressesprecher Rüdiger Schaupp. Die mutmaßliche Straftat ereignete sich exakt zwei Wochen, nachdem Unbekannte antisemitische Parolen sowie Drohungen auf die Fassade des Rastatter Schlosses aufgesprüht hatten.

Noch immer keine Zeugenhinweise zu Schmierereien am Rastatter Schloss

Inzwischen sind die Schmierereien, die mehrere Abschnitte der rückwärtigen Außenwand einnahmen, entfernt worden. Der Vorfall hatte Entsetzen in der Stadt ausgelöst. Hinweise zu der Tat sind bei der Polizei bis heute nicht eingegangen.

Abgesehen von der damit verbreiteten Hetze verursachten der oder die Täter auch beträchtlichen Sachschaden. Das Vermögens- und Bauamt des Landes befürchtet fünfstellige Kosten, da auch der Kalkanstrich des historischen Gemäuers erneuert werden muss.

Zuvor hatte es bereits weitere offensichtlich antisemitische Vorfälle in Rastatt gegeben. So schnitten Unbekannte zunächst von unten in die israelische Fahne vor dem Rastatter Rathaus hinein und entfernten Beschwerungssäckchen.

In der Stadtbibliothek schnitten unbekannte Nutzer aus den Titelseiten zweier Zeitungen Fotos der israelischen Fahne heraus.

Polizei sieht Anstieg antisemitischer Straftaten in der Region

Insgesamt verzeichnet die Polizei seit Oktober einen Anstieg antisemitischer Straftaten in der Region, so Polizeioberkommissar Schaupp. Zwar könne man noch keine konkreten Zahlen nennen. Ersichtlich sei jedoch, dass zu Hakenkreuzschmierereien, die es immer wieder mal gibt, weitere Straftaten herausstechen.

So sprühten im Oktober Unbekannte mit Spraydosen einen Davidstern mit dem Schriftzug „FACK“ auf einen Gehweg in Bühl. Andere sprühten einen Davidstern sowie ein Hakenkreuz auf eine Hauswand in Baden-Baden. In Achern-Fautenbach stahlen Unbekannte die israelische Flagge vom Fahnenmast der Ortsverwaltung.

Zugleich gab es Solidaritätsbekundungen für Israel. In Rastatt etwa fanden sich wenige Tage nach dem 7. Oktober rund 60 Menschen zu einer Mahnwache vor dem Rathaus ein.

Polizei sucht Zeugen

Hinweise darauf, wer für die Beschädigung der israelischen Flagge verantwortlich ist, liegen derzeit nicht vor. Die Polizei sucht Zeugen und nimmt Hinweise unter der Rufnummer (07 81) 21 28 20 entgegen.

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