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Kritik auch vom Rechnungshof

Hobby für Reiche: Aktionsbündnis will den Flughafen Mannheim schließen

Der Widerstand gegen den City Airport Mannheim formiert sich: Die Gegner haben viele Argumente gesammelt.

Der Schriftzug „Mannheim“ ist am Gebäude vor dem Tower zu sehen.
Für die Schließung des City Airports setzt sich jetzt ein Aktionsbündnis ein. Es fordert das Ende der Hobbyfliegerei. Foto: Uwe Anspach/dpa

Zu viele Privatflüge von Firmen und Besserverdienern, das schlechteste Sicherheitsranking aller Flughäfen in Deutschland und eine katastrophale Umweltbilanz – das sind die Argumente, mit denen das Bürgerbündnis „Flughafen MA schließen“ die Stilllegung des City Airport Mannheim erreichen möchte.

Immer wieder war diese in der Vergangenheit auch von verschiedenen Fraktionen im Gemeinderat gefordert worden. Der Betrieb des kleinen Flughafens in unmittelbarer Nähe zur Innenstadt kostet die Stadt jährlich fast eine Million Euro. Vertreter der Lipartie (ein Zusammenschluss aus der Linken, der Partei und der Tierschutzpartei) sowie der Grünen sind für die Schließung.

Die allermeisten Flüge am Flughafen Mannheim sind privat

Nur wenige Menschen außerhalb der Rhein-Neckar-Region wissen, dass Baden-Württembergs zweitgrößte Kommune einen eigenen Airport mit Parkhaus besitzt. Nur ein halbes Prozent der Flugbewegungen sind auf tatsächliche Urlaubsflüge für jedermann zurückzuführen – darunter auf die Insel Sylt und an die Ostsee. Alle anderen Starts und Landungen gehen auf das Konto von Hobbypiloten und Privatjets.

Die Stadt Mannheim hat sich dazu verpflichtet, 2030 klimaneutral zu sein. Doch im Klimaschutz-Aktionsplan steht das Wort „Flughafen“ nur drei Mal und ohne direkt auf die Mannheimer Landebahn zu verweisen. „Aber wenn ein Privatflugzeug 20 Mal so viel CO2 pro Passagier ausstößt, wie ein normales Linienflugzeug, ist der regionale Klima-Gedanke ad absurdum geführt“, schreibt Oliver Merten auf der Homepage der Airport-Gegner. Ein Landeplatz für den dort stationierten Rettungshubschrauber kann nach Meinung der Kritiker trotz Schließung des City Airports ohne großen Geländeverbrauch erhalten bleiben.

Rechnungshof bemängelt Landeszuschuss in Mannheim

Allein im vergangenen Jahr hätten Privatjets europaweit etwa zehn Millionen Tonnen Treibhausgase ausgestoßen – mehr als eine Million davon in Deutschland. Die Flughafen-Gegner führen ins Feld, dass viele der von Mannheim aus geflogenen Strecken oft sehr kurz seien und ohne Zeitverlust mit der Bahn oder mit dem Auto absolviert werden könnten. Wie zum Beispiel von Mannheim nach Speyer, Baden-Baden oder zum Internationalen Airport Frankfurt.

Fast drei Viertel der Privatjets flögen an Zielorte, die weniger als 500 Kilometer entfernt sind. Etwa 60 Prozent der Strecken seien sogar kürzer als 300 Kilometer.

Auch die Prüfer des Rechnungshofes halten in ihrem jüngsten Bericht eine Beteiligung des Landes an den Regionalflughäfen in Friedrichshafen und Mannheim wirtschaftlich für nicht mehr erforderlich und politisch für falsch. „Das Land sollte sich von diesen Beteiligungen trennen“, heißt es in der aktuellen Denkschrift der in Karlsruhe ansässigen Prüfbehörde.

Berlin-Tempelhof als Vorbild

Das Bündnis für die Schließung fordert eine nachhaltige und sozial gerechte Weiternutzung des Flughafengeländes im Stadtteil Neuostheim. Das bedeute, Flächen zu entsiegeln, zu renaturieren und grüne Naherholung oder günstigen Wohnraum dort zu schaffen, wo täglich Lärm und Luftverschmutzung herrsche.

Als bekanntes Beispiel für einen stillgelegten Flughafen wird das Tempelhofer Feld mitten in Berlin genannt. Der ehemalige Flugplatz werde von den Bürgern inzwischen als großer Freizeitpark und Veranstaltungsort genutzt.

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