Skip to main content

Unwetter nach Hitze

Gewitter zieht ohne größere Schäden über Baden – Verletzte auf Campingplatz am Bodensee

Eine Gewitterfront ist am Dienstagabend über Baden-Württemberg hinweggezogen. Die Region Karlsruhe kommt glimpflich davon. Es gab keine größeren Schäden.

Ein Blitz erhellt den Nachthimmel.
Ein Blitz erhellt den Nachthimmel. Foto: Tobias Hartl/Vifogra/dpa/Symbolbild

Heftige Unwetter haben am Dienstagabend zuerst den Osten Frankreichs getroffen und sind dann in den Südwesten Deutschlands weitergezogen. Obwohl es in Baden-Württemberg heftige Gewitter gab, blieben viele Teile des Landes verschont, auch Baden.

Unwetter hält sich in Karlsruhe in Grenzen

In Karlsruhe seien zwar ein paar Bäume umgefallen und Äste herabgefallen, das habe sich aber alles in Grenzen gehalten, so ein Sprecher der Feuerwehr am Mittwochmorgen. „Wir hatten Glück, das Wetter ist an uns vorbeigezogen.“ Das bestätigte auch die Karlsruher Polizei. Dort seien zwar 40 Notrufe eingegangen, es sei aber zu keinen Beeinträchtigungen gekommen, so ein Sprecher auf Nachfrage.

In Lichtenau im Kreis Rastatt rückte die Feuerwehr zu einem umgestürzten Baum im Bereich des „Ulmer Sportplatz“ aus. Die Einsatzkräfte beseitigten die Gefahrenstelle. Nach kurzer Zeit war die Verbindungsstraße zwischen Ulm und Moos wieder frei.

In Lichtenau im Kreis Rastatt rückte die Feuerwehr zu umgestürzten Bäumen aus.
In Lichtenau rückte die Feuerwehr zu umgestürzten Bäumen aus. Foto: FFW Lichtenau/Zembruski

Im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Pforzheim gab es 30 Einsätze wegen umgestürzter Bäume und herausgedrückter Gullideckel. Schwerpunkte waren aber Horb und Loßburg im Kreis Freudenstadt. Ähnliches Bild im Ortenaukreis. Dort gab es ebenfalls Einsätze wegen umgestürzter Bäume.

Baum stürzt auf Wohnwagen: Verletzte in Allensbach am Bodensee

Anders sah es hingegen in der Bodensee-Region aus. Dort wurde gegen 23 Uhr vor einem extremen Unwetter der höchsten Warnstufe 4 gewarnt. Vor allem die Region Konstanz hat es einem Polizeisprecher zufolge „ordentlich getroffen“, dort gab es auch Verletzte.

Auf einem Campingplatz in Allensbach am Bodensee fiel eine 70 Zentimeter dicke Eiche während des Unwetters auf einen Wohnwagen, in dem eine dreiköpfige Familie war. Alle drei Insassen erlitten Verletzungen und mussten in ein Krankenhaus. Eine 30-jährige Camperin musste ebenfalls in eine Klinik. Im Kreis Ravensburg wurde ein Rollerfahrer verletzt, als er gegen einen herunterhängenden Ast fuhr.

Allein in der Zeit von 21.30 Uhr bis Mitternacht gingen im Führungs- und Lagezentrum des Polizeipräsidiums Konstanz mehr als 370 Notrufe ein, meist unwetterbedingt. Bei der Integrierten Leitstelle des Landkreises Konstanz wurden 170 witterungsbedingte Einsätze registriert. Einsatzschwerpunkte waren in Konstanz, Allensbach, Singen und Stockach. Die B33 in Konstanz musste für mehrere Stunden bis in den frühen Morgen aufgrund von Aufräum- und Reinigungsarbeiten voll gesperrt werden.

Auch in der Region rund um Reutlingen mussten Polizei und Feuerwehr zu zahlreichen Einsätzen ausrücken. „Bei uns geht es wirklich rund“, berichtete ein Polizist am Dienstagabend in Reutlingen. Es gebe wegen des schweren Sturms mehrere Verkehrsunfälle mit Verletzten.

Schwere Sturmböen und Hagel in Freiburg

Ein Blitz ist im Kreis Ludwigsburg in das Dach eines Wohnhauses eingeschlagen und hat einen Brand ausgelöst. Die Bewohner konnten sich am Dienstagabend in Sicherheit bringen, so dass niemand bei dem Brand verletzt wurde, wie die Polizei mitteilte. Das Gebäude ist allerdings nicht mehr bewohnbar, die Bewohner mussten privat unterkommen. Der Schaden beläuft sich nach ersten Schätzungen auf rund 250.000 Euro.

Betroffen war auch Freiburg. Dort gab es laut Polizei rund 200 Einsätze, vor allem wegen umgefallener Bäume. Ein Blitz, der in ein Trafohäuschen in Sinsheim (Rhein-Neckar-Kreis) einschlug, sorgte für einen kurzzeitigen Stromausfall. Auch in Heilbronn wurde von Blitzeinschlägen berichtet.

In Villingen-Schwenningen beschädigte ein sich lösendes Dach ein Auto. In Furtwangen im Schwarzwald bestand kurzzeitig die Sorge um eine etwa 70-köpfige Schülergruppe, die im Wald ihr Zeltlager aufgeschlagen hatte und zunächst nicht erreichbar war. Im Laufe des Abends konnte zu der Gruppe wieder Kontakt hergestellt werden: Alle waren wohlauf, nur ein Zelt fiel dem Sturm zum Opfer.

Festivalgelände in Tuttlingen wegen des Gewitters geräumt

In Tuttlingen räumte der Veranstalter des Festivals „Honbergsommer“ wegen des Gewitters das Gelände. Betroffen waren rund 300 Besucher. In Moos/Iznang stürzte eine 81-Jährige durch den Dachboden, als sie vom Sturm gelöste Ziegel wieder befestigen wollte. Sie musste vom Rettungsdienst in ein Krankenhaus gebracht werden.

Die Leitstelle des Schwarzwald-Baar-Kreises verzeichnete über den ganzen Kreis verteilt 90 Einsätze, die Leitstelle in Tuttlingen 60 Einsätze. 80 Einsätze registrierte die Integrierte Leitstelle in Rottweil. Einsatzschwerpunkte waren hier die Städte Sulz, Dornhan und Rottweil sowie die Gemeinde Deißlingen. In der Gemeinde Glatt bei Sulz am Neckar wurden zahlreiche Dächer abgedeckt.

Gegen 23 Uhr gab es nach DWD-Angaben weitgehend Entwarnung für Baden-Württemberg und die Gewitter zogen weiter in Richtung Bayern.

Im Saarland war bereits am frühen Abend der kleine Ort Asweiler im besonders getroffen worden. Dort wütete ein Sturm in einer Schneise von etwa 100 Metern. Rund 30 Gebäude wurden beschädigt. Ob es sich dabei um einen Tornado handelte, war zunächst noch unklar. Verletzt wurde niemand. Ein großes Aufgebot von Feuerwehr, THW und Polizei war vor Ort.

Der saarländische Innenminister Reinhold Jost (SPD) teilte mit, rund 30 Gebäude seien beschädigt worden. Glücklicherweise seien keine Menschen verletzt worden. „Das Schadensbild hatte Schlimmeres befürchten lassen“, sagte der Innenminister. Die Bevölkerung sei im Dorfgemeinschaftshaus versorgt worden.

In Frankreich hatte das Unwetter zuvor gewütet. In Dijon stürzte die Decke eines Supermarktes ein, in Vichy wurden 30 Bäume entwurzelt. Aus verschiedenen Orten der Region verbreiteten Einwohner Fotos großer Hagelkörner, die mit den Sturmböen herunterkamen, berichteten der Sender BFMTV und die Zeitung „Le Parisien“. Menschen kamen zunächst nicht zu Schaden. In Dijon und Mulhouse wurden Sturmböen mit einer Geschwindigkeit von über 100 Kilometern pro Stunde registriert. Die französische Bahn stellte auf einigen Strecken aus Sicherheitsgründen den Verkehr ein.

Experten hatten empfohlen, Fenster und Türen bei dem Unwetter geschlossen zu halten, Gegenstände im Freien zu sichern und Abstand von Gebäuden, Bäumen, Gerüsten und Hochspannungsleitungen zu halten. Menschen sollten sich möglichst nicht im Freien aufhalten.

In Bayern und Baden-Württemberg war es am Dienstag vor den Unwettern zuvor am heißesten in Deutschland gewesen. Meteorologin Ursula Papassimeon vom Deutschen Wetterdienst (DWD) sagte, mit 37,2 Grad sei in Möhrendorf-Kleinseebach (Bayern) die Spitzentemperatur gemessen worden. Im Kitzingen (Bayern) sowie in Lahr/Schwarzwald und Notzingen (beide Baden-Württemberg) zeigten die Thermometer laut DWD 37,0 Grad.

Große Beeinträchtigungen im Zugverkehr

Aufgrund des Unwetters kommt es am Mittwoch noch auf einigen Strecken der DB Regio Baden-Württemberg zu großen Beeinträchtigungen. „Bitte rechnen Sie mit Verspätungen und Zugausfällen“, hieß es bei der Bahn. Der Bahnverkehr zwischen Konstanz und Radolfzell musste aufgrund einer beschädigten Oberleitung vorübergehend eingestellt werden.

nach oben Zurück zum Seitenanfang