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Mit Freude und Zuversicht

Bachs Weihnachtsoratorium erklingt in Karlsruher Lutherkirche

Das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach begeistert nach wie vor. Das zeigt sich auch in der Karlsruher Lutherkirche beim Konzert.

Konzert
Die ersten drei Kantaten des Weihnachtsoratoriums erklingen in der voll besetzten Lutherkirche. Foto: Paul Needham

Weihnachten ist das Fest der Geburt Jesu Christi. Es ist ein Fest der Liebe, der Besinnung, der Geborgenheit, der Familie. Zumindest sollte es dies sein. Es ist aber auch ein Fest des „Fürchte dich nicht“, der Zuversicht, der Freude.

Und in diesem Sinne eint es die Menschen immer noch, trotz aller Geschäftigkeit, die der Advent üblicherweise mit sich bringt. Und dieses einende Moment war jetzt auch in der vollständig besetzten Karlsruher Lutherkirche zu spüren, als Kantorin Dorothea Lehmann-Horsch die drei ersten Kantaten des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach in begeisternder Weise zur Aufführung brachte.

Kantorei und Jugendchor der Lutherana Karlsruhe

Es sang die Kantorei und der Jugendchor der Lutherana Karlsruhe, begleitet vom Collegium a Rhythmicum. Die solistischen Parts waren Sophie Sauter (Sopran), Sandra Stahlheber (Alt), Michael Seifferth (Evangelist, Tenor) und Raimonds Spogis (Bass) anvertraut.

Dass das Weihnachtsoratorium immer noch eine „Zugnummer“ ist, hängt damit zusammen, dass Bach dieses Moment der Freude und Zuversicht unvergleichlich in Musik gefasst hat und die strahlenden Blechbläser und Paukenschläge gleich zu Anfang der Kantate I setzten dies, genau wie der Chor, geradewegs und unverstellt in Klang.

Überhaupt der Chor: Sein „Jauchzen und Frohlocken“ erklang derart kraftvoll und festlich, dass man glauben wollte, er sei doppelt so groß wie auf der Bühne aufgestellt und seinen Schwung etwa in „Ehre sei Gott in der Höhe“ (Kant. II) oder in „Lasset uns nun gehen“ (Kant. III) sollte man erlebt haben. Sandra Stahlheber zeigte bereits mit ihrem Accompagnato-Rezitativ und der nachfolgenden Arie („Bereite dich, Zion“), mit welcher Kraft und Versiertheit des Ausdrucks man dieses von der Oboe d’amore umspielte vokale Kleinod (besser wohl: Großod) darbieten kann.

Eindrucksvolle Darbietung

Dieser Eindruck verstärkte sich noch mit den von Bläsern beziehungsweise der Violine begleiteten Arien „Schlafe, mein Liebster“ (II) und „Schließe, mein Herze“ (III). Sophie Sauter vermochte sich in dem Sopran-Bass-Duett „Er ist auf Erden“ (I) oder in dem „Engel-Rezitativ“, „Und der Engel sprach“ (II) auszuzeichnen. Michael Seifferth bewältigte die Rolle des Evangelisten textverständlich und akzentreich, wie auch Raimonds Spogis etwa die Bass-Arie „Großer Herr“ (I) eindrucksvoll meisterte.

Albert Schweitzers Einschätzung, dass die Zuhörer nach spätestens drei der Einzelkantaten so erschlagen seien, dass sie „die große Schönheit der Stücke nicht mehr richtig wahrnehmen“ können, wurde glän­zend widerlegt.

Dorothea Lehmann-Horsch und ihren Musikerinnen und Musikern ist zu danken für einen musikalischen Moment, dem die Kraft zur gemeinsam empfundenen Freude und Zuversicht innewohnte, Ergebnis wochen- und monatelanger Vorbereitungen, angefangen von der Absprache unter den Kantoren – man plant für zwei Jahre im voraus – bis hin zur Arbeit mit allen Beteiligten dieser Aufführung. Die Zuhörerschaft hat dies honoriert: Standing Ovation.

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