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Besserung ist nicht in Sicht

Diesel- und Benzinpreise sind auf Rekordhoch: Woran liegt das?

Benzin und Diesel sind derzeit so teuer wie nie zuvor und Besserung ist nicht in Sicht. Wie kommen diese hohen Preise zustande?

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Auf Autofahrer kommt an den Tankstellen derzeit ziemlich viel zu. Benzin und Diesel sind in Deutschland so teuer wie noch nie. Foto: Michael Gstettenbauer via www.imago-images.de imago images/Michael Gstettenbauer

Ungläubiges Staunen, Fluchen, Resignation. Mehr als 1,80 Euro pro Liter veranschlagt die Tankstelle in der Baden-Badener Innenstadt am Mittwoch für den Liter Super E10 in den Morgenstunden während des Berufsverkehrs. Die Rechnung macht es dem Fahrer schmerzlich klar. Ein krasser Ausreißer? Ein übler Vorgeschmack? Fest steht: Benzin und Diesel sind derzeit so teuer wie nie zuvor. Schuld sind laut Automobilclub ADAC vor allem weltpolitische Ereignisse und das aktuell eher knappe Angebot an Rohöl. Besserung ist nicht in Sicht.

Schuld – wenn man so will – ist aber auch die CO2-Bepreisung. Vor allem, wenn man den Blick über ein paar Jahre schweifen lässt. Im bundesweiten Tagesdurchschnitt des Dienstags kostete ein Liter E10 1,712 Euro – ein noch nie dagewesenes Hoch. Anfang Februar 2020 – kurz vor der Corona-Krise – mussten Autofahrer laut ADAC hingegen lediglich 1,38 Euro im bundesweiten Schnitt für den Liter Super E10 an den Zapfsäulen berappen.

Noch mieser für die Autofahrer sieht die Bilanz aus, wenn man die heutigen Preise in Relation zu den historisch niedrigen Preisen während des ersten Lockdowns setzt. Der Ölpreis war damals zeitweise auf 20 Dollar pro Barrel (159 Liter) abgestürzt – und mit ihm die Kraftstoffpreise. So kostete der Liter E10 in Baden-Baden am Abend des 18. März 2020 gerade noch 1,08 Euro, Diesel sogar nur noch knapp einen Euro pro Liter. Der Ölpreis liegt heute bei deutlich über 85 Dollar pro Barrel.

Politische Ereignisse und sinkende Nachfrage

In den letzten Januarwochen 2020 vor Corona lag er bei knapp 69 Dollar. Seitdem zogen die Preise jedoch kontinuierlich wieder an. Die Gründe: Zum einen schockten die weiteren Corona-Wellen die internationalen Märkte nicht mehr so stark wie noch in der ersten Hochphase der Pandemie.

Im März 2020 sei nicht abzusehen gewesen, „wie lange der Zustand dauern wird oder wie sich die Lage entwickelt. Die Nachfrage nach Kraftstoff war stark rückläufig. Flug- und Reiseverkehr, öffentlicher Verkehr und die private Mobilität waren im März 2020 stärker betroffen als in den späteren Lockdowns“, erklärte Alexa Sinz, Pressechefin des ADAC-Nordbaden, schon im Sommer gegenüber unserer Redaktion. Danach aber seien die Menschen wieder mobiler geworden, die Wirtschaft zog wieder an und damit stieg die Nachfrage nach Kraftstoffen und damit auch nach Rohöl deutlich an.

Auch die politischen Konflikte damals wie heute spielen eine Rolle. Anfang 2020 war der Ölpreis aufgrund des Konfliktes zwischen dem Iran und den USA zunächst stark gestiegen, sank allerdings schon infolge hoher US-Lagerbestände vor dem Beginn der Corona-Krise wieder ab, ehe er dann mit der umsichgreifenden Pandemie ins Bodenlose fiel.

Konflikt zwischen Ukraine und Russland wirkt als Preistreiber

Heute wirkt auf politischer Ebene unter anderem der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland als Preistreiber, wie Andreas Müller vom ADAC-Südbaden am Mittwoch auf Anfrage erklärte. Das aktuelle Rekordniveau werde darüber hinaus durch eine weltweit ungebrochen hohe Nachfrage und ein aktuell sehr knappes Angebot ausgelöst. „Zeitgleich kommt hinzu, dass zum Januar die zweite Stufe der CO2-Bepreisung gegriffen hat und dieses sich auch mit rund 1,5 Cent pro Liter für die Verbraucher niederschlägt“, so Müller.

Schon Anfang 2021 hatte die CO2-Bepreisung den Liter Super-Benzin um mindestens sieben Cent teurer gemacht, Diesel wurde um acht Cent teurer. Berufspendler können die gestiegene Steuer allerdings durch eine höhere Fahrtkostenpauschale beim Finanzamt geltend machen – sofern sie mehr als 21 Kilometer Strecke zurücklegen.

Eine Entspannung der Preise ist laut ADAC indes nicht zu erwarten. Das liegt unter anderem daran, dass just am Mittwoch vermeldet wurde, dass der Produktionsverbund Opec+ den Ölhahn nicht weiter als geplant aufdrehen will. Die von Saudi-Arabien und Russland angeführte Allianz beschloss, die Ausweitung der Tagesfördermenge um 400.000 Barrel so wie in den vergangenen Monaten auch im März fortzusetzen. Bisher wurde allerdings von den beteiligten Staaten sogar weniger Öl als geplant gefördert.

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