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Unmut im Gemeinderat

Kelterner Räte sehen sich bei Wohncontainer für Flüchtlinge überrumpelt 

An der Felix-Wankel-Straße in Dietlingen will das Landratsamt eine Containeranlage als Unterkunft für unbegleitete minderjährige Ausländer errichten. Antragsteller ist der Enzkreis – wieso das für Kritik sorgt.

Containersiedlung in Achern
Der Enzkreis setzt bei der Unterbringung von Flüchtlingen auf Container-Lösungen. Ähnlich wie auf diesem Symbolfoto könnte die geplante Anlage in Keltern aussehen. Foto: Roland Spether

 Die Anzahl unbegleiteter minderjähriger Ausländer (UMAS), die in den Enzkreis kommen, hat in diesem Jahr stark zugenommen. Der Kreis hat dementsprechend großen Bedarf, diese unterzubringen. An der Felix-Wankel-Straße im Kelterner Ortsteil Dietlingen will das Landratsamt nun eine Containeranlage als Unterkunft für UMAS errichten. Die Anlage wird, nachdem die Unterbringung der asylsuchenden Menschen beendet ist, wieder zurückgebaut und das Grundstück in seiner jetzigen Form wiederhergestellt.

Die Wohncontaineranlage ist für maximal 27 Plätze ausgelegt. Wie Sebastian Beinhardt vom Bauamt der Gemeinde sagte, läuft die Anhörungsfrist der Anwohner noch und es liegen auch schon Einwände wegen des Standorts vor. Über die Einwände der Anwohner entscheidet das Landratsamt.

Jugendliche werden rund um die Uhr betreut

Bürgermeister Steffen Bochinger (parteilos) berichtete, dass acht bis zwölf Jugendliche hier untergebracht werden sollen. Die Einrichtung unterscheide sich von einer normalen Flüchtlingsunterkunft. Hier gibt es 24 Stunden Betreuung, die Jugendlichen sind nicht allein und besuchen normalerweise Schulen oder Sprachunterricht. Auch im Rössle in Dietlingen seien seit einem halben Jahr UMAS untergebracht und dort funktioniere das sehr gut. Er hege auch die Hoffnung, dass die eine oder andere Firma hier später auch Mitarbeiter generieren könne.

Susanne Nittel (SPD) wollte wissen, ob die jungen Menschen auch auf die Aufnahmequote angerechnet würden. Dies bestätigte Bochinger. Johannes Riegsinger (FWG) kritisierte, dass Antragsteller der Enzkreis sei und dieser den Antrag auch selbst „durchwinken“ dürfe. Das sei paradox. „Wir sind nur Statisten in der Theatervorstellung.“ Die Frage sei doch, wie man mit den Einwänden umgehen solle, wenn das Gremium keine Wahl habe. „Das Landratsamt setzt uns die Pistole auf die Brust, wir müssen Zahlungen leisten, wenn wir die Quote nicht erfüllen.“

Oliver Weik (SPD) wies darauf hin, dass man das Problem schon öfter gehabt habe. Als Anwohner würde er sich auch „verschaukelt“ vorkommen, wenn die Aufforderung komme, Einwände zu formulieren und dann stimme das Gremium ab, noch bevor die Frist abgelaufen sei. Deshalb müsse man den Anwohnern im Anforderungsschreiben klar machen, worum es gehe – nämlich, dass das Landratsamt über die Einwände entscheidet und nicht der Gemeinderat.

Bei acht Ja-Stimmen und einer Gegenstimme erteilte der Bauausschuss sein Einvernehmen zur Errichtung der Container-Wohnanlage. 

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