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Meisterschaft in Salzburg

Die erste Frau an der Spitze der deutschen Betonbauer greift nach dem WM-Titel

Jule Janson aus Mühlacker ist Mitglied im Nationalteam und tritt Ende November in Salzburg bei den Weltmeisterschaften im Baugewerbe an.

Jule Janson aus Mühlacker greift nach der Weltmeisterschaft im Baugewerbe. Als erste Frau hat sie die Deutsche Meisterschaft im Betonbauen schon geholt, Ende November kämpft sie mit dem Nationalteam in Salzburg um die Weltspitze.
Jule Janson aus Mühlacker greift nach der Weltmeisterschaft im Baugewerbe. Als erste Frau hat sie die Deutsche Meisterschaft im Betonbauen schon geholt, Ende November kämpft sie mit dem Nationalteam in Salzburg um die Weltspitze. Foto: Jule Janson, privat

Deutsche Meisterin ist Jule Janson schon, noch dazu die erste Frau ihrer Zunft, die es jemals an die Spitze des Landes geschafft hat. Ende November kämpft die in Mühlacker geborene Betonbauerin nun in Salzburg mit ihrem Teamkollegen aus Thüringen um den Titel des Weltmeisters in ihrem Beruf.

„Es ist schon etwas Besonderes“, sagt Janson im Gespräch mit dieser Redaktion. „So richtig realisieren kann man es jetzt noch nicht, weil ich ja so etwas Vergleichbares auch noch nicht hatte.“ Ihr Weg bis zur WM schien ohnehin alles andere als vorgezeichnet, auch wenn sie durch ihre Mutter, die Geschäftsführerin eines Bauunternehmens in Mühlacker ist, schon vorbelastet war. „Ich wusste aber, dass ich die Ausbildung nicht im elterlichen Haus machen werde“, erzählt sie.

„Dann habe ich mich bei drei Firmen beworben.“ Zwei hatten ihr abgesagt, bei der Firma Heinrich Ross in Pforzheim konnte sie ihre Ausbildung schließlich absolvieren. Bei der Gesellenprüfung schnitt Janson dann am besten ab und wurde erste Kammersiegerin.

Verbandspreis der Bauwirtschaft Baden-Württemberg erhalten

Für besondere Leistungen während der Ausbildungszeit erhielt sie 2018 den Verbandspreis der Bauwirtschaft Baden-Württemberg. Im November 2019 gewann sie schließlich noch die Goldmedaille bei der 68. Deutschen Meisterschaft. „Ich hätte das am Anfang niemals gedacht und konnte es gar nicht glauben“, sagt sie, zumal sie die erste Frau in einem von Männern dominierten Beruf war, die den Titel holte.

Seit damals ist sie auch Teil des Nationalteams und wird in dieser Funktion in wenigen Tagen auch bei der Weltmeisterschaft in Salzburg Deutschland vertreten. 23 Jahre alt darf man hier als Teilnehmer maximal sein, so alt wie sie also. Doch nicht nur deshalb wird das erste auch das letzte Mal gewesen sein: „Einen Weltmeistertitel kann man nicht persönlich verteidigen, nur vom Land her“, sagt Janson.

WM findet alle zwei Jahre statt

Schließlich findet die WM nur alle zwei Jahre statt, die Deutsche Meisterschaft aber jährlich. Jedes Jahr kommen also neue Kräfte nach, entsprechend wechseln auch die Nationalteams durch.

Insofern wird die WM in Salzburg ein ganz besonderer Moment im Leben von Jule Janson sein, auch wenn sie ein bisschen traurig ist, dass sie nicht, wie ursprünglich vorgesehen, in Shanghai stattfinden wird. „Das wäre wirklich mit einem Einlauf der Nationen in einem Riesenstadion geplant gewesen“, sagt sie. Jetzt ist ihre WM in eine Ausbildungsmesse eingebunden. „Ein bisschen Publikum wird auf jeden Fall da sein.“

An einem Donnerstag, genauer gesagt am 24. November, wird ihr Wettbewerb bei den Beton- und Stahlbauern beginnen. Anreisen werden sie und ihr Teampartner schon am Sonntag zuvor. Es wird eine Eröffnungsfeier und ein Rahmenprogramm geben, das nehmen sie auf jeden Fall mit. Zudem dürfen sie vorab ihren Arbeitsplatz begutachten und so umräumen, dass sie dort optimal arbeiten können.

Im Wettbewerb haben Jule Janson und ihr Teampartner 22 Stunden Zeit, verteilt auf drei Tage, „Schalungen aufzustellen, damit es alles maßgerecht und lotgerecht ist.“ Was von ihnen erwartet wird, das wissen sie schon, zumindest grob. „Das ist das, was wir auch schon trainieren.“ Dazu treffen sie sich in Nördlingen bei ihrem Trainer. Ihr Partner reist aus Thüringen an, sollte er ausfallen, stünde auch ein Ersatzteilnehmer aus Niedersachsen zur Verfügung.

Es ist einfach ein cooler Baustoff und man kann so viel damit machen.
Jule Janson, Betonbauerin aus Mühlacker

Was Janson am Beton am meisten fasziniert: „Es ist einfach ein cooler Baustoff und man kann so viel damit machen“, erklärt sie. „Er ist nicht nur zum Bauen notwendig, man kann damit theoretisch jede denkbare Form machen, sogar einen Stuhl.“ Insofern nimmt sie die Weltmeisterschaft auch eher als eine besondere Erfahrung in ihrem Leben mit, weniger als zusätzliche Qualifikation in ihrem Lebenslauf.

„Für mich ist das nicht so relevant, weil ich bei meiner Mutter im Betrieb arbeiten werde“, verrät sie. Hilfreich kann die WM-Teilnahme natürlich aber trotzdem sein. „Man hat da viele Connections zum Verband und zu vielen Leuten, die man trifft und mit denen man dann ins Gespräch kommt“, versichert sie. „Es wird eine Bereicherung sein.“

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