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Mitspracherecht der Jugend

Jugendgemeinderat könnte Stimme des Remchinger Nachwuchses stärken 

Bürgermeisterin Julia Wieland macht mit einem Infotermin den ersten Aufschlag für einen Jugendgemeinderat in Remchingen. Doch die Gemeinderäte sind teilweise skeptisch.

Auf die Erfahrungen mit dem Remchinger Achterrat aufbauen möchte Bürgermeisterin Julia Wieland. Sie bietet den Jugendlichen an, einen Jugendgemeinderat zu entwickeln.
Auf die Erfahrungen mit dem Remchinger Achterrat aufbauen möchte Bürgermeisterin Julia Wieland. Sie bietet den Jugendlichen an, einen Jugendgemeinderat zu entwickeln. Foto: Archiv: Nico Roller

Noch mehr Mitspracherecht könnten künftig die jungen Bürger in Remchingen bekommen: Am Mittwoch, 6. Dezember, lädt Bürgermeisterin Julia Wieland (parteilos) alle an einem möglichen Jugendgemeinderat Interessierten ab 18 Uhr ins Rathaus ein.

„Der Termin soll vor allem zum offenen Austausch in lockerer Atmosphäre dienen“, verdeutlicht Wieland, die den Jugendgemeinderat während ihrer Zeit in Pforzheim als „tolles Gremium“ kennengelernt hat, das mit anderen Perspektiven viele Themen produktiv beeinflussen könne.

Online-Wahl für Jugendgemeinderat Remchingen wäre 2024 möglich

„Die Jugendlichen sollen sich am Mittwoch nicht nur über die Rechte und Pflichten eines Jugendgemeinderats informieren können, sondern auch mitdiskutieren, ob das bei uns dran ist.“

Sollte das Interesse da sein, müssten mindestens 20 in Remchingen wohnhafte Jugendliche einen Antrag formulieren, über den dann der Gemeinderat zu entscheiden hätte. Bei grünem Licht könnte sich Wieland im kommenden Jahr ähnlich wie in Birkenfeld eine Onlinewahl vorstellen, bei der sich 14- bis 18-Jährige zur Wahl stellen können. Die konstituierende Sitzung könnte nach den Sommerferien stattfinden.

Auch wenn sie nicht wählbar wären, sind auch Jugendliche anderer Gemeinden zum Mitdiskutieren eingeladen – so wie bei dem bereits etablierten, von Wielands Vorgänger Luca Wilhelm Prayon eingeführten Achterrat, bei dem die Achtklässler regelmäßig Wünsche und Verbesserungsvorschläge gegenüber der Remchinger Verwaltung und Kommunalpolitik vorbringen können.

„Als kinderfreundliche Kommune bieten wir das zum wiederholten Male an, aber es ist schade, wenn die Beteiligung nach der achten Klasse endet und die Jugendlichen ihre angestoßenen Projekte nicht weiter mitbestimmen können“, begründet Wieland den Vorschlag eines eigenen Gremiums. Bisher hatte die Gemeinde eher auf einzelne, gezielte Beteiligungsprojekte gesetzt. 

Schülersprecher rechnet mit großer Resonanz

„Über eine weitere Partizipationsmöglichkeit werden wir uns nicht beschweren. Das bietet uns bestimmt die Chance, die Stimme der Jugend zu stärken“, lobt Jonathan Scheufler auf Nachfrage die Initiative Wielands. Der 17-Jährige ist einer der drei Schülersprecher des Remchinger Gymnasiums und rechnet am Mittwoch mit einer regen Beteiligung: „Auch wenn man den Auftakt noch mehr bewerben müsste, damit es bei den jungen Menschen ankommt.“

Auch er könnte sich gut vorstellen, das Training am Mittwoch ausfallen zu lassen und stattdessen in den Ratssaal zu kommen. Wichtig sei, dass sich die Wünsche der Jugendlichen, zu denen unter anderem mehr Treffpunkte gehören, im Prozess nicht in Luft auflösen. Wie etwa das oft bemühte Paradebeispiel eines Skater- oder Bikeparks: „Das fanden wir schon in der sechsten Klasse cool – umgesetzt wurde es bisher aber nicht.“

Dass es diesen Spagat zu schaffen gelte, unterstreichen auch einige Gemeinderäte auf Nachfrage. „Wir haben nichts dagegen, wenn sich genug Jugendliche finden, die sich kommunalpolitisch engagieren wollen. Schließlich sind das die Gemeinderäte der Zukunft“, erklärt Markus Gartner, Sprecher der Freien Wählervereinigung. „Aber die Ideen, die um die Ecke biegen, sollten an den Möglichkeiten und der Realität orientiert sein.“ So seien E-Scooter in eine Richtung vom Bahnhof zur Bergschule ebenso schwierig wie „der 27. Spiel- oder Bolzplatz“, den die Gemeinde pflegen und am besten vor die Haustüre legen solle.

Nachdem wir kinderfreundliche Kommune sein wollen, kommen wir um den Versuch nicht drumherum.
 Wolfgang Oechsle
Bürgerliste

„Ein Versuch ist es auf alle Fälle wert“, erklärt Thomas Walch (CDU) und hofft auf eine gute Gruppe – schließlich hätten anderen Gemeinden ein solches Projekt auch wieder einstellen müssen. „Nachdem wir kinderfreundliche Kommune sein wollen, kommen wir um den Versuch nicht drumherum“, spricht sich Wolfgang Oechsle (Bürgerliste) ebenfalls für einen Jugendgemeinderat aus. „Auch, wenn er in manchen Gemeinden schiefgelaufen ist oder es enttäuschte Jugendliche gab, wenn Wünsche nicht umgesetzt werden konnten.“

„Gerne gehen wir den Anlauf mit – schließlich ist es unser aller Interesse, junge Leute auf die Listen zu bekommen“, verdeutlicht auch Volker Bräuninger (SPD), während Klaus Fingerhut (Grüne) hofft, dass diese dann auch dableiben: „Die, die engagiert sind, machen anschließend oft beruflich etwas, das nicht vor Ort stattfindet.“

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