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Warmer Einstand

Remchinger Bürgermeisterin erhält für „formidablen Vollstart“ viel Lob von mehreren Seiten

Die Gemeinde verpflichtete die 28-Jährige am Donnerstagabend offiziell als neue Bürgermeisterin. Als weibliches Ortsoberhaupt ist sie in Baden-Württemberg eine Seltenheit.

In der Remchinger Kulturhalle verpflichtete Kurt Ebel (von rechts) Julia Wieland zur neuen Remchinger Bürgermesiterin und begrüßte neben ihr auch ihren Partner Jonas Bentz in der neuen Gemeinde.
In der Remchinger Kulturhalle verpflichtete Kurt Ebel (von rechts) Julia Wieland zur neuen Remchinger Bürgermesiterin und begrüßte neben ihr auch ihren Partner Jonas Bentz in der neuen Gemeinde. Foto: Julian Zachmann

Die Vakanz an der Rathausspitze ist vorbei: Seit Donnerstagabend hat Remchingen offiziell ein neues Oberhaupt – und erstmals ein weibliches. Im großen Saal der Kulturhalle verpflichtete Bürgermeister-Stellvertreter Kurt Ebel (CDU) zusammen mit dem Gemeinderat Julia Wieland (parteilos) zur neuen Bürgermeisterin. Für die stimmungsvolle Umrahmung sorgte der Musikverein. Ihren ersten Arbeitstag in der Gemeinde hatte Wieland bereits am Montag.

Über 300 Besucher aus der Bevölkerung, darunter Verwaltungsmitarbeiter, Vertreter von Vereinen und der Wirtschaft, Bürgermeister-Kollegen und die Grünen-Landtagsabgeordnete Stefanie Seemann kamen zum einstündigen Festakt in der Kulturhalle. Sie erhoben sich zum langanhaltenden Applaus, als Ebel der 28-Jährigen bisherigen Huchenfelder Ortsvorsteherin nach dem Sprechen der Vereidigungs- und Verpflichtungsformel die Amtskette umlegte und ihrem Partner Jonas Bentz ein Präsent überreichte. Über 700 Klicks hatte bis Freitagnachmittag zudem der Livestream der Gemeinde.

Klares Votum gibt Rückenwind

Ebel hob das „exzellente Ergebnis“ hervor, mit dem sich Wieland am 18. Juni gleich im ersten Wahlgang mit 69,9 Prozent der Stimmen bei 57 Prozent Wahlbeteiligung durchsetzen konnte: „Das unterstreicht eindrücklich, dass die Remchingerinnen und Remchinger dir, liebe Julia, einen großen Vertrauensvorschuss geben und dir etwas zutrauen.“

Nicht nur vor, sondern auch nach der Wahl sei Wieland fast täglich in ihrer neuen Heimatgemeinde präsent oder in Abstimmung gewesen, stets bestens vorbereitet und den Menschen zugewandt: „Empathie ist ihre große Stärke. Schlagfertigkeit übrigens auch!“ Sie habe auch schwierige Themen gleich angepackt und einen „formidablen Vollstart“ hingelegt.  

Charmanter Versprecher des Landrats

„Die Remchinger haben dir ihr deutliches Bekenntnis gegeben – und alle anderen überzeugst du jetzt einfach in den nächsten 80 Jahren“, unterstrich Landrat Bastian Rosenau (FWV). Eigentlich hatte er acht Jahre bis zur nächsten Wahl gemeint, schob seinem Freudschen Versprecher aber hinterher: „Jung bist du ja und kannst es dir überlegen.“ Er zog eine Parallele zu Neuhausens Bürgermeisterin Sabine Wagner, zuvor ebenso Ortsvorsteherin in Huchenfeld.

Wieland musste sich bei der Wahl gegen zunächst vier Mitbewerber durchsetzen: Wie berichtet hatte Heiko de Vita seine Kandidatur vorzeitig zurückgezogen – und wurde mittlerweile zum Bürgermeister von Tannheim bei Biberach gewählt. Kämmerer Gerd Kunzmann verließ die Gemeinde und zog Konsequenzen aus der Wahl, aber auch aus einem offenen Brief von Kreisen der Bürgerliste mit schweren Vorwürfen.

Diesen kommentierte nun auch Rosenau: „Der offene Brief hat für Gesprächsstoff und auch Unmut gesorgt, das kann ich gut verstehen.“ Während Wielands Amtsvorgänger Luca Wilhelm Prayon, der als Landrat an den Bodenseekreis wechselte, ein gut geordnetes Haus überlassen und sie keine bessere Übergangszeit als die von Ebel hätte haben können, gestand ihr auch Rosenau zu: „Ich glaube, du bist wirklich hier, um Vollgas zu geben!“ Er gab der Bürgermeisterin mit Altgriechisch-Kenntnissen Worte des Philosophen Platon mit auf den Weg: „Ich kenne keinen sicheren Weg zum Erfolg, aber einen sicheren Weg zum Misserfolg: Es allen Recht machen zu wollen.“

Niefern-Öschelbronner Bürgermeisterin gab Starthilfe

Die Niefern-Öschelbronner Bürgermeisterin Birgit Mertens (parteilos) betonte die Seltenheit von Frauen an der Spitze von baden-württembergischen Gemeinden. Sie hatte Wieland in einem Mentorenprogramm begleitet und auf die Kandidatur vorbereitet – zumindest anfänglich: „Wenn Sie nun denken, dass ich Remchingen auch mitmanagen will – vergessen Sie’s“, stellte Mertens mit Blick auf Wielands eigenes Engagement klar: „Sie haben eine Frau mit Biss an Ihrer Front.“

Bewusst habe sie im Wahlkampf keine Versprechen gegeben und stattdessen Visionen für die Gemeinde präsentiert, blickte Julia Wieland nach großem Dank zurück: „Eine Sache möchte ich heute aber ganz fest versprechen: Dass ich in den kommenden Jahren, die wir aktiv zusammen gestalten, mein Bestes tun werde, um das Beste für Remchingen und für Sie alle zu erreichen. Ich bin überzeugt, dass wir gemeinsam Großartiges erreichen können!“ Sie ermutigte alle, weiter engagiert zu bleiben, wie sie es in den vergangenen Monaten selbst erleben durfte, auf die sie bewusst zurückblickte: „Bitte bleiben Sie weiterhin so engagiert, beteiligen Sie sich und helfen Sie, unser Remchingen zu einem noch schöneren Zuhause zu machen!“

Wieland hat große Teile der Gemeinde offensichtlich auf ihrer Seite: Noch vor der langen Gratulanten-Schlange beim Stehempfang sicherte sich ein Bürger ein Autogramm der neuen Bürgermeisterin, während das Brauhaus 2.0 auf das „Prayon“-Starkbier seine neueste Kreation „Natur Radlerin“ folgen ließ.

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