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Ungewisse Zukunft

Passanten bleiben stehen: In der Pforzheimer Galeria Kaufhof brennt noch Licht

Abgehakt, aber noch nicht verwunden: Passanten bleiben immer mal wieder am Eingang der geschlossenen Galeria stehen.

Galeria Kaufhof in Pforzheim
Monate nach der Schließung von Galeria Kaufhof ist die Filiale noch erleuchtet. Auch viele Möbel stehen noch im Erdgeschoss des Kaufhauses. Wann es endgültig geräumt wird, weiß niemand in Pforzheim. Foto: Claudia Kraus

Mit einem kurzen Blick streift Heide Hamann die leeren Schaufensterscheiben bei Galeria Kaufhof, als sie am Samstagnachmittag die Fußgängerzone entlanggeht. Sie habe das Thema „abgehakt“, erklärt die Pforzheimerin. Sie ahnt, dass es ein vergleichbares Kaufhaus hier nicht mehr geben wird.

Pforzheimer vermissen ihre Galeria

„Ich vermisse Galeria“, ergänzt sie daher. Auch wenn sie immer schon gerne für größere Einkaufstouren nach Karlsruhe oder Stuttgart gefahren sei. Galeria ist das Warenhaus in ihrer Stadt, in dem sie so gut wie alles kriegen konnte. Ob es Strümpfe waren, Artikel aus der Parfümerie oder Haushaltswaren.

„Von der Tintenpatrone bis zur Unterhose bekam man alles“, bringt Holger Schmitt auf den Punkt, was Galeria Kaufhof für ihn und seine Frau Andrea bedeutet hat. Zumal seine Mutter dort arbeitete und es Mitarbeiter-Rabatte gab.

„Kulti-Kaufhaus“ nennt Schmitt fast zärtlich das Geschäft, an dem die beiden soeben vorbeischlendern. Nun sind sie gespannt, wie es weiter geht an dem Standort in Eins-a-Lage.

Sie sind nicht die Einzigen. Gerüchte gibt es viele, gesicherte Informationen dringen bisher nicht an die Öffentlichkeit.

Im Erdgeschoss steht noch viel Mobiliar

Pforzheims Wirtschaftschef Oliver Reitz hatte vor längerem von Überlegungen gesprochen, vielleicht Wohnungen, Dienstleistungen und Einzelhändler in dem Haus mit rund 13.000 Quadratmetern Fläche unterzubringen. Bei allen Plänen ist zudem nicht klar, ob das Haus – teilweise oder ganz – abgerissen oder umgebaut wird.

Vor sieben Wochen gingen endgültig die Lichter aus, allerdings nur im übertragenen Sinn. Im hinteren Bereich und kürzlich auch im vorderen beim Haupteingang in der Westlichen war beziehungsweise ist das Kaufhaus weiterhin beleuchtet.

Einiges Mobiliar wurde in den letzten Öffnungstagen verscherbelt. Im Erdgeschoss stehen jedoch noch zahlreiche Regale und Kleiderständer. Gerade so, als würden sie demnächst wieder mit Kleidungsstücken und Haushaltswaren bestückt.

Was definitiv nicht geschehen wird. Die Firmenzentrale hatte die Schließung schon vor einem Jahr unmissverständlich verkündet, und so steht es auf den blauen „Danke“-Schildern zu lesen, den einzigen Farbtupfern an den tristen leeren Schaufenstern.

Ansonsten schweigt die Galeria-Pressestelle in Essen seit vielen Monaten beharrlich zu sämtlichen Anfragen und ist wohl inzwischen auch offiziell nicht mehr zuständig für die verwaiste Pforzheimer Immobilie.

Bei der Stadt redet man von vielversprechenden Verhandlungen. Mehr will man momentan nicht sagen. Zumal die Stadt gar nicht zuständig sei für die Immobilie. Und wenn es einen neuen Eigentümer gebe, dann müsse der auch mit dem früheren die Räumung des Kaufhauses regeln, heißt es seitens der Pressestelle.

Täglich bleiben Menschen vor dem Eingang stehen

Noch immer bleiben Menschen täglich vor dem Eingang stehen, drücken ihre Gesichter an die Scheiben, um drinnen vielleicht eine Bewegung zu erspähen. Aber nein, es tut sich nichts. Passanten, die sich in der Geschäftsstelle des Pforzheimer Kurier Aufklärung erhoffen, ziehen enttäuscht von dannen.

Andere nutzen den zurückversetzten Eingang des Kaufhauses für einen Imbiss „to go“, schließlich ist man dort geschützt vor Wind und Regen.

An einem Vormittag, Wochen nach der Schließung, soll der letzte Geschäftsführer der Pforzheimer Filiale zur Schlüsselübergabe gekommen sein, so berichtete hinter vorgehaltener Hand ein Mitarbeiter einer Firma, die wohl die Immobilie betreut, bis deren Zukunft geklärt ist.

Weder seinen Namen noch den der Firma wollte der Mann nennen. Die Redaktion erreichte ihn rein zufällig – beim Abtelefonieren aller bekannten Galeria-Telefonanschlüsse. Dass zunächst wochenlang das gesamte Gebäude in Festbeleuchtung erstrahlte, erklärte der Mann damit, dass der Galeria-Hausmeister nicht mehr an Bord war. Man habe sich erst vertraut machen müssen mit der für Licht- und Stromtechnik verantwortlichen Software.

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