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Model-Camp in Pforzheim

Model Camp in Pforzheim: Best Ager bekommen Posing-Tipps für den Catwalk

Drei Best Ager und ein Newcomer bekommen bei einem Model Camp in Pforzheim den letzten Schliff für das Posing auf dem Catwalk. Die Leiterin ist selbst Model und möchte ihre Botschaft medial verteilen.

Mehrere Leute beim schminken
Zurechtgemacht für einen Probe-Auftritt auf dem Laufsteg werden die drei Models. Coachin Karin Wadle (Dritte von links) ist selbst Best-Ager-Model. In ihrem Camp gibt sie den Frauen und dem Mann Kniffs, wie man sich am besten zeigt. Foto: Claudia Kraus

Vor den Augen einer konzentriert zusehenden Gruppe zeigt Karin Wadle einige Posen. Ein Fotograf zeichnet alles auf. Jetzt knickt Wadle mit dem Schienbein nach hinten ab, nur Knie und Schenkel sind zu sehen. „Wenn ihr das so macht, wirkt es wie amputiert“, erklärt die Leiterin eines Model Camps für Best Agers, das an diesem Tag im Studio 11d in der Pforzheimer Dennigstraße mit drei weiblichen und einem männlichen Model stattfindet. 

Die Frauen sind zwischen 50 und 60 und bringen allesamt Erfahrungen auf dem Catwalk mit. Nur Kai Schollmayer ist als 32-jähriger Hahn im Korb neu in der Szene, die Coachin Wadle im „semi-professionellen“ Bereich ansiedelt. 

Model will anderen Best Agern von ihrem Wissen etwas mitgeben

Wadle modelt selbst und will anderen, vor allem Best Agern, von ihrem Wissen etwas mitgeben. „Es ist ein Tag für die Teilnehmer“, erklärt die 48-jährige Pirmasenserin, die ihr drittes Weiterbildungscamp dank der Organisatorin, der Pforzheimerin Tina Memleb, diesmal in der Goldstadt anbietet. Den Teilnehmenden gibt sie Posing-Tipps und Tricks für deren Auftritte bei Werbeträgern und in Social Media. Dabei holt sie sich nach Möglichkeit Schaffende der regionalen Modebranche mit ins Boot: An diesem Tag tragen die Models Kollektionen der Birkenfelder Schneiderin Gina Riehl und dem Karlsruher Design-Label Schnittmuskel. Fürs Make-up ist die Stuttgarterin Nikoleta Gavriilidou zuständig, für die Frisuren Myriam Böke aus Pforzheim.

Modeschaffende sind teils aus Pforzheim

Gina Riehl ist angetan, kann sie doch ihrerseits das Camp und die daraus resultierenden Aufritte der Models als Werbung für ihr Modeatelier nutzen. „Ich bin Maßschneiderin und arbeite hauptsächlich mit Naturfasern, in denen man sich wohlfühlt“, sagt sie.

Ich will mein Gesicht nicht für jedes Produkt hergeben.
Karin Wadle, Model-Coachin und Model

Nachhaltige Produkte zu nutzen, ist Coachin Wadle ein Herzensanliegen. „Ich will mein Gesicht nicht für jedes Produkt hergeben.“ Sie sieht sich als Influencerin mit „sinnstiftenden Themen“ wie Umweltbewusstsein und Chancengleichheit und sucht ihre Partnerschaften dementsprechend aus, erklärt sie. 

Der Markt habe sich stark verändert, auch durch die sozialen Medien. Er sei sehr aggressiv geworden. Immer kürzere Modezyklen, präsentiert in Fast Fashion- und Ultra Fast Fashion-Shows, führten zu Billigmode, die meist auf dem Müll lande, kritisiert Wadle. „Diese Scheinwelt birgt viele Gefahren.“ Das sei ihr auch bewusst geworden durch die Selbstpräsentationen vieler Models auf Instagram. 

Karin Wadle wurde zweimal „Misses Rheinland-Pfalz“

Wadle hat sich als Model mittlerweile selbstständig gemacht. 2009 und 2017 errang sie den Titel „Misses Rheinland-Pfalz“, 2017 wurde sie überdies beim „Misses Deutschland“-Wettbewerb Vierte. „Das brachte mir das Ticket für die Fashion Week in Berlin.“ Und die nötigen Kontakte, um erfolgreich weiter auf dem Laufsteg gehen zu können. „Ich war schon Best Ager vor Heidi Klum und vor Diversity.“ 

Model Camp
Claudia Schäfer vor der Kamera mit Coachin Karin Wadle und Richard Inderwildi. Foto: Claudia Kraus

Dass Wadle nicht nur auf dem Catwalk gut dasteht, sondern auch fest auf dem Boden der Realität, zeigt sich an ihrem breitgefächerten Berufsspektrum. Die gelernte Fremdsprachenassistentin und Hotelfachfrau arbeitete unter anderem noch als Social-Media-Managerin bei der IHK und tageweise noch heute als Sport- und Gesundheitstrainerin im Bereich Reha. 

Durch die Camp-Teilnehmer habe ich Verteiler für meine Botschaft.
Karin Wadle, Model-Coachin und Model

„Durch die Teilnehmer der Camps habe ich Verteiler für meine Botschaft“, erklärt Wadle. Ihre heutigen Schützlinge fühlen sich sichtbar wohl beim Coaching. Jeder hat drei Auftritte.

Eigentlich nur mal tolle Fotos vor dem 50. Geburtstag

Die Frankfurterin Claudia Schäfer wollte vor Jahren eigentlich nur tolle Fotos von sich haben, „bevor ich 50 wurde“, erzählt sie. Der Fotograf fragte sie, ob sie nicht modeln wolle. „Ich altes Mädchen?“, gab sie zurück. Sie bewarb sich bei Agenturen, besuchte eine Catwalk-Schule, nahm Schauspielunterricht und wird heute von verschiedenen Firmen gebucht.

Model Camp
Sabine Fuchs posiert, Fotograf Richard Inderwildi fängt alles ein. Foto: Claudia Kraus

„Der Spaßfaktor ist enorm groß“, sagt die 59-jährige Ludwigsburgerin Sabine Fuchs. Bei der gelernten MTA gab die Tochter über eine Zeitungsanzeige den Anstoß. Sie habe unter anderem für das Pforzheimer Studio Gieske und für Klingel gemodelt. Auch die um ein Jahr ältere Simone Reitz kam über ihre Tochter auf den Geschmack. Diese sollte zum Modeln ins Ausland, und weil die Eltern sie nicht alleine reisen ließen, ging die Mutter mit. Heute wird die Frankfurterin als Kleindarstellerin für TV-Produktionen wie „Ein Fall für Zwei“ oder einen „Tatort“ aus Frankfurt gebucht.

Von Youngster Kai Schollmayer gibt es bislang lediglich Fotos eines Hobbyfotografen auf seinem Smartphone, die sehr professionell wirken. Er zeigt sie stolz. „Ich bin voll offen für das, was kommt“, sagt der Zweibrückener. Als er sich vor den anderen präsentiert, sind sich Coachin Wadle und die Best Agers einig: „Ein Naturtalent.“

Organisatorin Tina Memleb, die neben ihrer Arbeit bei einer Huchenfelder Firma selbst modelt, ist zuversichtlich, dass es noch in diesem Jahr ein weiteres Model Camp mit Wadle in Pforzheim geben wird.

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