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Baum des Jahres

Auch in Pforzheim und Region ist Mehlbeere Kandidatin für den Zukunftswald

Die Echte Mehlbeere gibt es auch in Pforzheim. Es ist eine trockenheitstolerante und robuste Baumart und hat damit viel Potenzial. Warum das so ist und woher ihr ungewöhnlicher Name kommt.

Die Früchte der Echten Mehlbeere wurden früher dem Mehl beigemischt, aber auch zu Kompott, Mus oder Schnaps verarbeitet
Die Früchte der Echten Mehlbeere wurden früher dem Mehl beigemischt, aber auch zu Kompott, Mus oder Schnaps verarbeitet. Foto: Gerhard Vögele

Seit 2018 hat die extreme Trockenheit den Wäldern Baden-Württembergs so stark zugesetzt, dass nach dem Waldzustandsbericht 2023 bereits 44 Prozent der Waldfläche deutliche Schäden aufweisen. Diese Schäden lassen sich auch nahtlos auf die Wälder der Stadt Pforzheim und des Enzkreises übertragen.

Besonders stark geschädigt sind dabei die Fichten und Buchen, die mehr als die Hälfte der Waldfläche Baden-Württembergs ausmachen. Ganz offensichtlich gefährden die Folgen des Klimawandels die Stabilität des Ökosystems Wald, da laut Minister Peter Hauk (CDU)‚ „dessen Selbstheilungskräfte nicht mehr ausreichen, um den Wald in Funktion zu erhalten“.

Mit der Waldstrategie Baden-Württemberg 2050 soll daher mit einer vorsorgenden Waldwirtschaft der Wald an das Klima angepasst werden. Hierbei spielen neben der Naturverjüngung klimatolerante und wärmeliebende Baumarten eine bedeutende Rolle.

Der Baum des Jahres wird seit 1989 gewählt

Eine dieser Arten ist die Echte Mehlbeere aus der Familie der Rosengewächse, die zum Baum des Jahres 2024 gekürt wurde. Gekürt wird der Baum des Jahres seit 1989 vom „Kuratorium Baum des Jahres“. Der Fachbeirat ist Teil des Vereins Baum des Jahres – Dr. Silvius Wodarz Stiftung.

Die Echte Mehlbeere entwickelt sich entweder zu einem Großstrauch oder einem kleinen, oftmals mehrstämmigen Baum, der bis zu 20 Meter hoch und bis zu 200 Jahre alt werden kann und eine dicht belaubte Krone bildet.

Die Rinde des Stamms ist unscheinbar grau, die Zweige hingegen glänzen und sind zu Beginn ihres Wachstums von flaumigen, weißlichen Härchen überzogen. Das weiße Holz des Stammes ist wegen seiner hohen Härte witterungsfest und dauerhaft.

Ein charakteristisches Kennzeichen des Baums sind die bis zu zwölf Zentimeter langen und bis zu neun Zentimeter breiten ovalen bis länglichen wechselständigen Blätter, die am Blattrand doppelt gesägt und zunächst auf beiden Seiten behaart sind. Im Laufe ihrer Entwicklung werden die Blattoberseiten glänzend und dunkelgrün, die Blattunterseiten hingegen bleiben filzig weiß.

Zwischen Mai und Juni entwickeln sich die bis zu eineinhalb Zentimeter großen weißen Blüten, die in kugelähnlichen Scheindolden zusammenstehen. Wegen ihres hohen Nektar- und Pollenreichtums haben sie eine hohe Bedeutung als Bienenweide.

Nach der Bestäubung reifen im Herbst die bis zu ein Zentimeter großen gelbrot bis scharlachroten ovalen bis kugeligen Früchte, die einen süßen, mehligen Geschmack haben. Sie wurden früher in getrocknetem Zustand dem Mehl zur Streckung des Teigs beigemischt, ein Brauch, von dem sich auch ihr Name ableitet. In der Volksmedizin waren sie ein bewährtes Mittel bei Husten und Durchfall.

Die Mehlbeere mag sonnige, sandige und steinige Standorte

Die Echte Mehlbeere kommt von West-, Süd- und Mitteleuropa bis nach Großbritannien und Irland vor, wo sie sich auf kalkreichen Lehmböden an sonnigen, sandigen und steinigen Standorten in lichten Wäldern, an Gebüschen, ja sogar auf Steinriegeln wohlfühlt.

Relativ häufig ist sie in strukturreichen Bergwäldern bis auf eine Höhe von 1.500 Meter zu finden. In den deutschen Wäldern, und dies gilt auch für die Region, ist der Baum des Jahres jedoch recht selten und forstwirtschaftlich ohne große Bedeutung.

In Pforzheim kann man den Baum ebenso entdecken wie im Enzkreis

Er gilt als konkurrenzschwach und wird daher oft an Waldränder verdrängt. In Pforzheim ist im Arboretum am Wasserleitungsweg eine größere Gruppe von Mehlbeerbäumen zu bewundern, und auf dem Essigberg bei Dietlingen und an den Waldrändern im Kettelbachtal stehen einige schöne, teilweise recht alte Exemplare.

Als winterharte, trockenheitstolerante und robuste Baumart gehört die Mehlbeere zu den Arten, die für den Zukunftswald neben Eiche, Espe, Elsbeere und Speierling, auch in den städtischen Forsten und in den Wäldern des Enzkreises, von hoher Bedeutung sein werden.

Die Mehlbeere wird ferner nach neueren Studien als sehr geeignet für die urbanen Bereiche eingestuft, weil sie durch Verdunstung und Beschattung das Mikroklima beeinflusst und die Luftqualität verbessert.

Auch aus ökologischer Sicht sind Mehlbeerbäume mit ihren Früchten bemerkenswerte Nahrungshabitate für allein 18 Vogelarten wie Amseln, Mistel- und Singdrosseln, Rotkehlchen und Mönchsgrasmücken. Zudem sind 31 Insekten- und Milbenarten auf Mehlbeerbäume spezialisiert.

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