
Aufeinander zugehen, sich wieder zuhören, gegenteilige Meinungen respektieren und die Bürgerschaft auf diese Weise wieder versöhnen: Das ist die Idee, die das Pforzheimer Bündnis „#zusammenhalten in der Gesellschaft“ seit einigen Monaten verfolgt.
Eine Idee, die auf eine private Initiative zurückgeht, an der sich schon mehr als 1.700 Menschen aus Pforzheim beteiligt haben. Projektkoordinator Christian Schmidt wurde dafür nun mit dem „Preis für Verständigung 2022“ ausgezeichnet, zusammen mit Jürgen von Oertzen vom Mediationsbüro Einigungshilfe in Karlsruhe.
„Preis für Verständigung“ würdigt Engagement in Krisenzeiten
Der mit 2.000 Euro dotierte Preis, der seit 2005 regelmäßig vom Bundesverband Mediation vergeben wird, will das besondere Engagement in Krisenzeiten gewürdigt wissen, teilte der Verband mit.
Die Nominierung der potenziellen Preisträger erfolgt durch Mitglieder des Bundesverbandes. Sie dürfen Personen oder Organisationen vorschlagen, die beispielsweise aktuelle Projekte angestoßen haben, ein Konfliktmanagementsystem etablierten oder Räume für Dialoge eröffnet haben. Auch das Pforzheimer Bündnis ist auf diesem Wege ins Bewusstsein der Juroren geraten.
„In die Auswahl zum Preis bin ich über die Nominierung einer Person gekommen, die von dem Projekt erfahren hatte“, erklärt Schmidt auf Anfrage dieser Redaktion. Er selbst konnte Anfang Dezember, als der Preis in Berlin übergeben wurde, nicht persönlich dabei sein, sagt Schmidt, „aus zeitlichen Gründen“. Nichtsdestotrotz freut man sich bei den Mitstreitern des Bündnisses über diese Auszeichnung.
„Projekt und Preis ermutigen uns und machen uns regelrecht glücklich“, betont Jürgen von Oertzen, der das Modell der Denkräume entwickelt hat, das auch in Pforzheim übernommen worden ist. „Respekt ist möglich und Verständigung ist es auch. Nichts brauchen wir in diesen Zeiten mehr.“
Pforzheimer Denkräume machten Zuhören in der Impffrage möglich
In den vergangenen Monaten hatten Schmidt und seine Mitstreiter es den Teilnehmern in diesen Denkräumen ermöglicht, sich über die Gräben der Impffrage hinweg zuzuhören, dabei nicht zu diskutieren, „sondern einfach nur ehrliche eigene Haltungen, Ängste und Bedürfnisse auszusprechen und der anderen Seite genau diesen Sprechraum zu eröffnen“.
Die Reaktionen der Teilnehmer, sagt Schmidt, hätten die Erwartungen bei Weitem übertroffen. „Viele erzählten, wie tief sie von der unverhofften Wertschätzung berührt gewesen seien und wie positiv sich eigene Wahrnehmung und Gemütszustand im Verlauf der Veranstaltung verändert hätten.“
Der nächste Denkraum ist am 17. Dezember geplant, dann für die Bewohner der Stadtteile Dillweißenstein, Sonnenberg, Sonnenhof und Wacholder. Moderiert wird er von Jürgen von Oertzen. „Wir werden dieses Mal etwas konkreter der Frage nachgehen, was es eigentlich für einen funktionierenden Zusammenhalt in unserem Stadtteil braucht“, kündigt Schmidt bereits an. Anfang nächsten Jahres sei dann ein weiterer Stadtteil für einen solchen Denkraum in Planung „und es wird eine Abschlussveranstaltung im Frühjahr geben“, so Schmidt.