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Politiker, Sportlerinnen und Künstler

Wer sich im Goldenen Buch in Pforzheim schon verewigt hat

In den 1950er Jahren haben sich gerade einmal zwei Personen in das „Poesie-Album“ der Stadt eingetragen. 50 Jahre später sieht das anders aus. Weltmeister, Präsidenten, Künstler haben sich verewigt.

Stolz präsentiert Cem Hancioglu die Unterschrift der ersten Bundeskanzlerin im Goldenen Buch der Stadt.
Auch die Angela Merkel hat sich verewigt: Stolz präsentiert Cem Hancioglu die Unterschrift der ersten Bundeskanzlerin im Goldenen Buch der Stadt Pforzheim. Auch andere berühmte Persönlichkeiten haben sich darin eingetragen. Foto: Birgit Metzbaur

Die mit Gold versehenen Schnittkanten und die Vergoldungen am Einband deuten darauf hin, woher das Buch seinen Namen hat: Das Goldene Buch der Stadt Pforzheim ist eine Art historisches Bilderbuch, das an Zeitzeugen und prominente Ehrengäste der Stadt erinnert, und ist für diejenigen, die sich darin eintragen dürfen, eine besondere Ehre.

Bei einem Gespräch mit dieser Redaktion legt der aktuelle Hüter des Buches, Cem Hancioglu (Repräsentation und Veranstaltungsmanagement), das Goldene Buch der Stadt Pforzheim zum Blättern auf den Schreibtisch. Mit aller Vorsicht, die Seiten dürfen nur mit Stoffhandschuhen angefasst werden.

Beim Blättern stößt man auf zahlreiche bekannte Namen. Der erste Eintrag stammt von Bundespräsident Theodor Heuss. Er war am 1. Juni 1950 in Pforzheim. In den 1950er Jahren finden sich nur zwei Persönlichkeiten, die sich in das Goldene Buch eingetragen haben. In der Dekade ein halbes Jahrhundert später zeugen Einträge von 54 Persönlichkeiten von einer Welt, die mobiler und vernetzter geworden ist.

Weitgereiste Amtsträger haben sich im Goldenen Buch der Stadt Pforzheim eingetragen

Im Laufe der Jahrzehnte haben sich zahlreiche Botschafter eingetragen, viele aus europäischen Ländern, aber auch einige, die von viel weiter angereist waren, wie die Botschafter aus Ceylon, dem heutigen Ski Lanka (1963), aus Gabun (1976), Burkina Faso (2004) und Neuseeland (2014). Der bisher letzte Eintrag stammt vom 17. August 2021, vom australischen Botschafter Philip Green.

Reuchlinpreisträger trugen sich in das Goldene Buch ein, ebenso wie zahlreiche Vertreter der Landesregierungen von Baden-Württemberg. 1975 verewigte sich mit Willy Brandt erstmals ein Bundeskanzler, damals bereits a. D. – „außer Dienst“. 40 Jahre später ist ein Eintrag seines Sohnes, Peter Brandt, zu finden, der zum 25. Jahrestag der Deutschen Einheit in Pforzheim war.

Auch die Unterschriften der Bundeskanzler Helmut Kohl (1989), Helmut Schmidt (1992, a. D.) und Gerhard Schröder (2001) sind zu finden. Olaf Scholz hat sich bereits im Juli 2009 als Bundesminister für Arbeit und Soziales im Goldenen Buch verewigt und zwei Monate nach ihm die erste Bundeskanzlerin, Angela Merkel.

Künstler, Medaillen-Gewinner und Weltmeister im Goldenen Buch

Auch Künstler finden sich im Goldenen Buch: 1966 weilte der Autor Max Brod für Studien für seinen Reuchlin-Roman in Pforzheim. 1986 ist ein Eintrag von Eduardo Chillida, einem der bedeutendsten Bildhauer des 20. Jahrhunderts, zu finden, und 1995 hat sich Loriot eingetragen, der zum „Internationalen Richard Wagner Kongress 1995“ den „Ring der Nibelungen an einem Abend“ mit dem Orchester des Nationaltheaters Mannheim in der Stadthalle aufgeführt hat.

Unter den Sportlern im Goldenen Buch finden sich der Bronzemedaillen-Gewinner (Tischtennis) der Paralympics 1992, Werner Maißenbacher, Boxweltmeister Markus Bott (1993) und Nicola Thost, die Snowboard-Goldmedaillengewinnerin der Olympischen Winterspiele in Nagano 1998.

Bis zum Jahr 1972 war die Chronik der Stadt von 1891 zugleich das Goldene Buch. Daraus ergaben sich Schwierigkeiten in der zeitlichen Zuordnung der Einträge. Deshalb wurde das Goldene Buch nach einem Entwurf des Grafikers Rainer Mürle geschaffen und die Eintragungen seit 1950 übernommen. Nicht zuletzt die für jeden Eintrag bei Pforzheimer Grafikern beauftragten Illustrationen machen das Goldene Buch zu etwas Besonderem. Die Illustrationen der vergangenen Jahre stammen von Lucia Albig, Walter Binder und Harald Preissler. Einige Einträge sind online auf der Webseite der Stadt zu sehen.

Nur noch wenige Seiten sind im Goldenen Buch frei

Voraussichtlich noch in diesem Jahr wird die Stadt Pforzheim ein neues Goldenes Buch aufschlagen, denn das aktuelle hat nur noch wenige freie Seiten. Das neue Buch wurde in der Tradition alter Handwerkskunst von Goldschmieden, Graveuren und Oberflächenbeschichtern der Goldschmiedeschule in Zusammenarbeit mit dem Buchbindermeister Steffen Nowotny hergestellt.

Es ist ein sogenannter „Franzband“, ein spezieller, aufwendiger Bucheinband: Der Buchdeckel wird direkt in das Buch eingearbeitet, erst danach wird der Band mit Leder überzogen, wodurch der Falz nicht sichtbar ist. „Die Bezeichnung Franzband ergab sich durch die Herkunft dieser Technik aus Frankreich“, erklärt Nowotny.

Der neue Prachtband mit Einband aus dunkelgrauem Rindsleder, von Hand bestickt, mit Schrauben am Buchdeckel befestigtem Weißgoldrahmen und dreiseitigem Silberschnitt wirkt moderner als das alte Buch. Unter dem Stadtwappen ist ein Relief der Stadt Pforzheim zu sehen. Aufbewahrt wird das Buch in einer Bibliothekskassette, aus dem gleichen Leder geschaffen, wattiert und mit Samt ausgelegt. Das Papier für die 240 Seiten ist säurefrei und hat den Effekt, dass die Tinte beim Eintragen nicht verläuft.

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