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Dreikönigstag

Trotz Kirchenkrise: Pforzheims Sternsinger haben Zulauf

Andernorts herrscht Nachwuchsmangel bei Sternsingern. In Pforzheim ziehen wieder viele Kinder und Jugendliche los, um um Segen zu bringen und Geld zu sammeln für Kinder in Not. Was treibt sie an?

Dritt- und Viertklässler der Buckenbergschule in Pforzheim bei einer früheren Aktion der Sternsinger.
Dritt- und Viertklässler der Buckenbergschule in Pforzheim bei einer früheren Aktion der Sternsinger. Foto: Rolf Constantin

Von „Personalmangel“ wie andernorts ist bei den Pforzheimer Sternsingern nichts zu spüren. „Ich könnte neun oder zehn Gruppen losschicken“, sagt Micaela Constantin, pädagogische Mitarbeiterin der Kirchengemeinde Sankt Elisabeth. Nun hat sie acht Gruppen aufgestellt und lässt statt einem Sternträger auch mal zwei mitlaufen, wenn Caspar, Melchior und Balthasar am Dreikönigstag losziehen, um Segen zu bringen und Geld zu sammeln unter dem Motto „Gemeinsam für unsere Erde – in Amazonien und weltweit.“

Die acht Gruppen bei St. Elisabeth sind zwei mehr als im Vorjahr. Damals hatten Gemeinden andernorts Probleme, genügend Kinder und Jugendliche für die ehrenamtliche Aktion zusammenzutrommeln. „Wir haben das Glück, auch über die Buckenbergschule viele Kinder zu gewinnen“, beschreibt Constantin eine seit Jahren bestehende enge Verbindung. Wer einmal mitgegangen ist, will auch im folgenden Jahr wieder dabei sein, stellt sie fest.

Junge Pforzheimerin ist seit vielen Jahren bei den Sternsingern

Julia Rieger ist das beste Beispiel dafür. Die 25-Jährige hat am Samstag, 6. Januar, ihren 17. Einsatz mit den Sternsingern von St. Elisabeth und will ihnen weiterhin treu bleiben, obwohl sie seit März bei einer Firma für Medizintechnik arbeitet. „Ich finde es unglaublich toll, dass man schon als Kind so viel Gutes tun kann, indem man Geld sammelt – und das an nur einem Tag“, sagt sie. Sie schwärmt von der Gemeinschaft mit anderen Kindern und Jugendlichen.

Die Teilnehmerzahlen auch bei anderen Pforzheimer Pfarrgemeinden zeigen, dass der Spaßfaktor bei den Sternsingern hoch ist, auch nach dem Einbruch durch Corona. Und trotz der Massenaustritte besonders aus der katholischen Kirche im Kontext der Missbrauchsfälle.

Spaßfaktor scheint bei Kindern und Jugendlichen unverändert hoch

„Wir haben hier gute Standards mit Präventionsschulungen der Begleitpersonen und wir sind mit allen ehrenamtlichen Mitarbeitern im Gespräch“, sagt Margarete Hosbach. Die Gemeindereferentin von Liebfrauen ist auch für die Sternsinger in Huchenfeld und Büchenbronn zuständig. Sie betont, dass das Thema Missbrauch bei Erstkommunionskindern wie in anderen Gruppen behandelt werde.

Hosbach verdeutlicht, dass das Akquirieren von Sternsingern kein Selbstläufer ist. „Es steckt viel Werbung dahinter und ist nicht mehr damit getan, ein Plakat an die Kirchentür zu kleben.“

Viel Werbung steckt hinter der Aktion

Gute Werbung machen, Kontakte zu den Eltern pflegen: Das prägt auch bei Micaela Constantin und Barbara Ulmer die Vorbereitungen auf die Sternsinger-Einsätze. Gemeindereferentin Ulmer organisiert sie für die Innenstadtgemeinden. „Wir speisen uns aus der Ministrantenarbeit.“ Sie zählt diesmal 18 Kinder und Jugendliche, die in drei Gruppen unterteilt sind und an drei Tagen den Segen in die Haushalte bringen werden.

Vor Corona seien es maximal vier Gruppen gewesen. In der Innenstadt sei die Aktion nicht so bekannt, meint Ulmer, es gebe dort immer weniger Christen beziehungsweise solche, die sich der Tradition noch verbunden fühlten. „Wir haben Spaß miteinander und bringen ein bisschen Freude nach Pforzheim.“

Kein Unterschied zu Vor-Corona-Zeiten

Keinen großen Unterschied zu Vor-Corona-Zeiten registriert Hosbach. Sie sei ganz zufrieden mit dem Zulauf. Zwar habe es in Huchenfeld in der Vergangenheit mehrere Gruppen gegeben, während sie diesmal noch um eine zweite Gruppe ringe. „Dafür haben wir mehr Sternsinger in Liebfrauen.“ Hosbach ist jedoch zuversichtlich, dass am 6. Januar sieben Gruppen ausschwärmen werden, um Geld zu sammeln für benachteiligte Kinder in aller Welt.

Wir wollen nicht, dass Leute unsere Kinder wegjagen.
Micaela Constantin
pädagogische Mitarbeiterin

Hier wie dort kommen die Drei Könige mit dem Sternträger ausschließlich auf Einladung. „Wir wollen nicht, dass Leute unseren Kindern die Tür vor der Nase zuschlagen und sie wegjagen“, begründet das Micaela Constantin mit diversen unerfreulichen Erlebnissen bei früheren Touren, als die Sternsinger noch von Tür zu Tür gingen. Bei ihrer Gemeinde St. Elisabeth auf dem Buckenberg haben sich 100 Haushalte für einen Besuch angemeldet.

Nach Einschätzung der Gemeindereferentinnen ist es neben dem Spaß am Verkleiden die positive Erfahrung, anderen Menschen Gutes zu tun, die die Kinder und Jugendlichen antreibt. Die Sternsinger besuchen auch immer Pflegeheime. „Es rührt viele Menschen, dass die Kinder für sie singen“, stellt Hosbach immer wieder fest. Und wenn dann noch das kleine Brüderchen mitläuft, da stehen bei manch einem Tränen in den Augen. Das bleibe nicht ohne Wirkung auf die Kinder. „Und es ist die größte Aktion von Kindern für Kinder“, erklärt Hosbach.

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