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Klarer Sieg gegen Ungarn

Deutsche Handballer lösen bei der EM die Fesseln und sind dem Halbfinale ganz nah

Für den „player of the match“, Julian Köster war es „ein Highlight“. Für Juri Knorr einfach „ein schönes Spiel“. Die deutschen Handballer sind nach dem Brustlöser gegen Ungarn dem Halbfinale nah.

Julian Köster jubelt bei der Handball-EM in der Kölner Lanxess Arena
Julian Köster war im Spiel gegen Ungarn der beste Schütze der deutschen Mannschaft. Foto: imago images

Die deutschen Spieler rissen die Arme in die Höhe, klatschten sich gegenseitig ab und blickten mit vor Stolz geschwellter Brust zu den prall gefüllten Rängen hinauf.

Noch waren in der Lanxess Arena von Köln zwölf Minuten zu spielen, doch aus den Mienen der Ungarn, mit denen diese die Auszeit antraten, war herauszulesen: Die Partie war vorzeitig entschieden.

28:22 hieß es da für die Auswahl des Deutschen Handballbundes, die einen fulminanten Zwischenspurt hingelegt hatte und den Vorsprung in der Schlussphase sicher ins Ziel brachte.

Mit 35:28 (18:17) feierte sie in der EM-Hauptrunde den zweiten Sieg, bei dem Julian Köster mit acht Toren als bester Schütze herausstach und folgerichtig zum „player of the match“ gewählt wurde.

Deutschland holt sich Sicherheit für heiße EM-Phase

Nach dem Rückschlag gegen Österreich zwei Tage zuvor zeigte das Team von Alfred Gislason die erhoffte Reaktion und holte sich nach anfänglichen Schwierigkeiten bei der Abwehr- und Torwartleistung ein wenig Sicherheit für die ganz heiße Phase der Heim-EM.

Mit einem weiteren Erfolg am Mittwoch (20.30 Uhr/Das Erste) gegen die bereits ausgeschiedenen Kroaten würden die Deutschen sicher das Ticket für das Halbfinale am Freitag buchen.

„Gegen Österreich hatten wir die Chancen und haben sie einfach nicht genutzt. Das haben wir heute deutlich besser gemacht“, sagte Köster und meinte zu seinem rundum gelungenen Abend: „Das ist ein Highlight, das ich so schnell nicht vergessen werde.“

Auch Juri Knorr war vom Auftritt seines Team sehr angetan. „Das war ein sehr schönes Spiel, weil wir neben dem Spirit und dem wunderbaren Publikum hier in Köln als Mannschaft ein Gesicht gezeigt haben, das wir in den letzten Spielen vielleicht nicht gezeigt haben“, sagte der Spielmacher der Rhein-Neckar Löwen.

Deutsche Anhänger werden zu Frankreich-Fans

Der Abend hatte sich bereits gut angelassen für die deutsche Mannschaft und deren Anhänger. Diese mutierten im Vorprogramm kurzzeitig zu Frankreich-Fans und unterstützten die Nachbarn mit „Allez Les Bleus“-Rufen.

Und die Franzosen leisteten gegen Österreich wie erhofft Schützenhilfe, machten es dabei aber lange spannend. Mit dem 33:28 nach Pausenrückstand (15:16) sicherte sich der Mitfavorit nicht nur das Halbfinal-Ticket, sondern fügte den Österreichern auch die erste Turnierniederlage zu. Gut für die DHB-Auswahl, denn nun war klar: Diese hatte das Weiterkommen wieder in eigener Hand.

Auf den dritten Hauptrunden-Auftritt der deutschen Mannschaft stimmten sich die knapp 20.000 dann mit heimischer Folklore ein. Auf die Karnevals-Hymne „Viva Colonia“ folgten ein paar Klänge eines weiteren „Höhner“-Klassikers: „Wenn nicht jetzt, wann dann“. Der Song hatte die Deutschen bei der Heim-WM 2007 auf dem Weg zum Titel begleitet.

Im Angriff läuft es für Deutschland diesmal rund

Die frohe Kunde aus dem zweiten Spiel des Tages – im ersten hatte Kroatien seine letzte Chance gegen Island verspielt (30:35) – schien die deutsche Mannschaft zumindest im Angriff zu beflügeln.

War das Offensivspiel gegen Österreich (22:22) noch das große Sorgenkind gewesen, ließen es Köster und Co diesmal vorne so richtig krachen. Nach gut einer Viertelstunde standen bereits zehn Treffer zu Buche.

Die Kehrseite der Medaille: In der Abwehr bekamen die Gastgeber gegen abgezockte Ungarn keinen Zugriff und der bis dato überragende Wolff im Tor hielt in den ersten zwölf Minuten keinen einzigen Ball. Seinem Kollegen David Späth, der daraufhin ins Spiel kam, erging es nicht viel besser.

Zukünftiger Löwe Heymann dreht auf

So blieb die Partie im ersten Durchgang torreich und eng. Nach dem 1:0 durch Kai Häfner dauerte es 20 Minuten, ehe die Deutschen erneut vorne lagen. 1,98-Meter-Hüne Sebastian Heymann, der sich offensichtlich viel vorgenommen hatte, wuchtete den Ball zum 13:12 über die Linie und traf wenig später zum 14:13.

Germany v Hungary - Men s EHF Euro 2024 COLOGNE, GERMANY - JANUARY 22: Sebastian Heymann of Germany shoots at goal during the Men s EHF Euro 2024 main round match between Germany and Hungary at Lanxess Arena on January 22, 2024 in Cologne, Germany. SanjinxStrukic/PIXSELL
Mit voller Wucht setzt sich der 1,98 Meter große Sebastian Heymann gegen seinen Gegenspieler Adrian Sipos durch. Heymann und Co präsentierten sich am Montag in der Offensive deutlich durchschlagskräftiger. Foto: Sanjin Strukic/imago images

Nicht nur Heymann, ab Sommer Spieler der Rhein-Neckar Löwen, war nun on fire, sondern auch das Publikum auf den Rängen. Als Jannik Kohlbacher trotz Unterzahl die erneute Führung besorgte (26.), hielt es niemanden mehr auf den Sitzen.

Dem Kreisläufer hatte es die DHB-Auswahl auch zu verdanken, dass sie mit einem knappen Vorsprung in die Pause ging (18:17). Kohlbachers Doppelpack hätte Johannes Golla mit der Schusssirene beinahe noch vergoldet.

Deutsche Torhüter zunächst nicht im Spiel

Auf der anderen Seite des Feldes wartete der mittlerweile ins Tor zurückgekehrte Wolff immer noch auf seine erste Parade. Späth hatte zuvor nur einen einzigen abgewehrt. Da jedoch auch die ungarischen Keeper mit jeweils zwei Paraden nicht wirklich glänzten, war die bis dahin schwache Torwartleistung zu verkraften

„Jetzt haben wir richtig Spielfluss drin, erarbeiten uns viele Chancen und haben tolle Rückraumwürfe drin“, betonte DHB-Sportvorstand Axel Kromer zur Pause die positiven Seiten des ersten Spielabschnitts.

Die zweite Halbzeit begann aus deutscher Sicht dann fulminant. Während vorne Knorr zwei schnelle Treffer gelangen, präsentierten sich die Ungarn bei ihren Angriffen plötzlich fahrig und abschlussschwach.

Hinzu kam, dass die deutsche Deckung nun beherzter zugriff und sich unter frenetischen Ovationen der Zuschauer für gelungene Abwehraktionen selbst feierte.

Handball-EM: Deutschland zieht davon, Fans feiern

Und als nach 38 Minuten der Hallensprecher erstmals Wolffs Namen durchsagen durfte, war auch in dieser Hinsicht der Bann gebrochen. In der Folge zeigte der deutsche Schlussmann weitere Paraden und trug dazu bei, dass sein Team vorne blieb.

In die letzten 14 Minuten ging Deutschland nach einem Knaller von Köster mit einem Vier-Tore-Vorsprung (26:22). Christoph Steinert legte kurz darauf nach, ehe Wolff einen Ball aus dem Eck fischte.

Die Handball-Party von Köln nahm nun so richtig Fahrt auf. Von einer Zitterpartie, wie sie die Gastgeber zuvor gegen Island (26:24) und Österreich (22:22) erlebt hatten, war die Partie nun weit entfernt. „Oh, wie ist das schön“ skandierten die 20.000 noch, dann war Schluss und die Deutschen dem Halbfinale ziemlich nah.

„Ich gehe davon aus, dass das wieder so ein umkämpftes Spiel wird wie bisher alle Spiele hier in Köln“, blickte Köster noch auf die Kroatien-Partie voraus.

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