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26:29 gegen Dänemark

Deutsche Handballer trotz Niederlage stolz und kämpferisch: „Holen uns die Medaille“

Die deutschen Handballer haben bei der EM gegen Dänemark nur knapp eine Überraschung verpasst. Hinterher zeigten sie sich dennoch stolz – und angriffslustig.

Handball I Herren I Euro 2024 I Halbfinale I Deutschland - Dänemark I 26.01.2024 Renars Uscins 23, Deutschland *** Handball I Men I Euro 2024 I Semi-finals I Germany Denmark I 26 01 2024 Renars Uscins 23, Germany Copyright: xRohdiamant/Krausex
Beflügelt präsentierte sich der 21 Jahre junge Renars Uscins vor allem in der ersten Halbzeit. Am Ende wurde er zum Spieler des Spiels gewählt. Foto: Max Krause/imago images

Klar, auch Renars Uscins war enttäuscht. Dass er und seine Kollegen den ganz großen Wurf verpasst hatten, ging an dem 21-Jährigen nicht spurlos vorüber. In der Mixed Zone der Kölner Lanxess Arena weigerte sich Uscins allerdings, Trübsal zu blasen.

Vielmehr sprach aus seinen Worten genau wie aus seiner Mimik Stolz. Stolz darüber, dem Weltmeister aus Dänemark lange Paroli geboten zu haben. Und auch Stolz über die eigene Leistung. Fünf Tore hatte Uscins erzielt und war hinterher als Spieler des Spiels ausgezeichnet worden.

„Wenn die ersten zwei, drei Aktionen gut funktionieren, dann ist man ganz selbstbewusst und überlegt nicht, welch große Namen vor einem stehen, sondern spielt einfach sein Spiel“, sagte Uscins nach dem 26:29 (14:12) der deutschen Mannschaft im Halbfinale der Heim-EM.

Der Spieler der TSV Hannover-Burgdorf war mitverantwortlich dafür gewesen, dass die DHB-Auswahl den scheinbar übermächtigen Gegner vor große Probleme stellte und zwei Tage nach dem enttäuschenden Auftritt gegen Kroatien (24:30) das Publikum begeisterte.

Dahmke blickt schon auf das Spiel um Platz drei

Erst als die Dänen nach dem Seitenwechsel mit einem siebten Feldspieler in die Angriffe gingen und auch defensiv weniger zuließen, kippte die Begegnung. „Wir haben alles gegeben“, meinte Rune Dahmke hinterher mit Tränen in den Augen, versprach aber mit Blick auf das Spiel um Platz drei am Sonntag: „Jetzt holen wir uns die Medaille.“

Dann geht es gegen die Schweden, sofern deren Niederlage gegen Frankreich nicht am grünen Tisch noch kassiert werden würde.

Das Duell am frühen Abend hatte Anschauungsmaterial geliefert, wie man mittelgroße Handball-Wunder verbringt. In diesem hatten die Schweden einen Sieben-Tore-Rückstand aufgeholt und kurz vor dem Ende wie der sichere Sieger ausgehen.

Mit einem verrückten Freiwurf-Treffer nach der Schlusssirene retteten sich die Franzosen in die Verlängerung, in der sie dann den Finaleinzug perfekt machten. Dieser stand durch den Protest der Schweden allerdings am späten Abend noch auf der Kippe.

Kastening und Häfner fallen kurzfristig aus

Beim Vorhaben, das Endspiel-Ticket zu buchen, mussten die Deutschen zwei personelle Rückschläge verkraften. Timo Kastening, der bereits das Hauptrunden-Duell mit Ungarn (35:28) krankheitsbedingt verpasst hatte, blieb mit einem Infekt im Teamquartier. Aus diesem war Kai Häfner vorzeitig abgereist – aus privaten Gründen, wie der Deutsche Handballbund (DHB) mitteilte.

Für das Duo begannen Lukas Zerbe auf Rechtsaußen und Uscins im rechten Rückraum. Und die beiden gehörten zu jenen Protagonisten, die in einer schwungvollen Anfangsphase Ausrufezeichen setzten. Uscins versenkte den Ball nach knapp drei Minuten zum 2:1, wenig später erhöhte Zerbe per Tempogegenstoß zum 5:3 (8.).

Für Ekstase auf den Rängen, auf denen die Sitz- früh zu Stehplätzen umfunktioniert wurden, sorgten allerdings nicht nur die Treffer vorne. Jede gelungene Abwehraktion feierten die knapp 20.000, mit Ausnahme der dänischen Fraktion, frenetisch.

Gelegenheit dazu gab es in den ersten Minuten mehr als genug. Johannes Golla, Julian Köster und Co packten gegen den Weltklasse-Rückraum der Skandinavier kräftig zu.

Heymann kassiert schnell zwei Zeitstrafen

Sebastian Heymann übertrieb es mit der gesunden Härte und handelte sich nach 17 Minuten bereits seine zweite Zeitstrafe ein. Da sich in dieser Phase bei der DHB-Auswahl zudem im Angriff erste Fehler einschlichen, drohte die Begegnung zu kippen. Andreas Wolff hatte allerdings etwas dagegen. Der 32-Jährige lief nun so richtig heiß und setzte im mit Spannung erwarteten Torwart-Duell mit Niklas Landin klare Akzente.

So ging die deutsche Mannschaft mit einem knappen Vorsprung (9:8) in die letzten zehn Minuten des ersten Durchgangs, in denen neben Wolff auch U21-Weltmeister Uscins mächtig aufdrehte. Mit seinem bereits fünften Tor markierte er das 12:10, Juri Knorr legte kurz darauf nach.

Es war bis dato ein bemerkenswerter Auftritt der Gastgeber, der beim Favoriten aus Dänemark Wirkung zeigte. Der im Turnierverlauf überragende Simon Pytlick von der SG Flensburg-Handewitt warf nach 27 Minuten frei vor Wolff weit übers Tor.

Das 14:12 zur Pause war der verdiente Lohn für eine mutige und fehlerarme Vorstellung. „Gnadenlos in der Abwehr zugepackt und mit sehr viel Mut nach vorne gespielt“, lautete das Zwischenfazit von DHB-Sportvorstand Axel Kromer.

Dänemar dreht die Partie

Einen ähnlichen Powerstart wie in der ersten Halbzeit legten die Deutschen nach Wiederbeginn nicht aufs Parkett. Vor allem im Angriff hakte es nun, was auch mit Landins Vertreter Emil Nielsen zu tun hatte. Zwar war weiterhin auf Wolff Verlass, doch die erste dänische Führung (15:16) nach rund 35 Minuten konnte auch er nicht verhindern.

Gut für die Gastgeber, dass Uscins on fire blieb. Erst traf er zum Ausgleich, ehe er kurz darauf eine Zeitstrafe gegen Magnus Landin erzwang. Deutschland stemmte sich weiter mit aller Macht gegen die dänische Klasse, fand offensiv aber nicht mehr so oft wie vor der Pause adäquate Lösungen. Selbst Uscins setzte nun einen Wurf übers Tor (43.).

Und als Köster in Überzahl den Ball leichtfertig hergab, ging ein Raunen durch die Lanxess Arena. 20:18 stand es da für die Dänen, die kurz darauf durch einen verwandelten Siebenmeter von Mikkel Hansen erstmals auf drei Tore davonzogen.

Heymann kommt zurück und lässt es krachen

Dem Publikum schwante, dass nun zumindest ein kleines Wunder geschehen musste, um den Weltmeister noch zu stoppen. Nun kam Heymann zurück und ließ es vorne gleich zweimal krachen.

Nachdem der 1,98-Meter-Hüne kurz darauf aber verzogen und Niclas Kirkelokke von den Rhein-Neckar Löwen zum 25:21 getroffen hatte, wurde der Weg immer weiter.

Mit Philipp Weber und Nils Lichtlein anstelle von Knorr und Uscins versuchten die Deutschen das schier Unmögliche. Dass Weber per Siebenmeter an Nielsen scheiterte, machte die Sache nicht leichter.

Das DHB-Team warf sich mit voller Wucht in die Schlussminuten und kam durch Jannik Kohlbacher tatsächlich noch einmal auf 26:28 heran. Doch Hansen machte im Gegenzug alles klar.

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