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Lob und Kritik

Zaungäste beim KSC-Training: Während die Stars schwitzen, wird gefachsimpelt

Nach dem 6:0-Auswärtssieg des Karlsruher SC ist die Stimmung bei den Fans bestens. Rund 40 von ihnen und damit deutlich mehr als sonst schauten nun beim Training vorbei, diskutierten eifrig – und mahnten vor Übermut.

KSC-Fans Holger Bäumchen (links) und Rolf Rihm diskutieren beim Training über die Mannschaft
Fachsimpelei am Spielfeldrand: Während die KSC-Spieler schwitzen, diskutieren Holger Bäumchen (links) und Rolf Rihm über den jüngsten Kantersieg. Foto: Volker Knopf

Die Sonne knallt und die Wildpark-Elf trabt unter dem Kommando von Coach Christian Eichner und Co-Trainer Zlatan Bajramovic über den Rasen. Gut und gerne 40 Zaungäste haben sich eingefunden, um den Badenern beim Training zuzuschauen.

Normalerweise sind es deutlich weniger, meint ein altgedienter Beobachter. Aber Urlaubszeit und der sensationelle 6:0-Auswärtssieg in Regensburg haben die Fans in größerer Zahl hergelockt.

Es wird gefachsimpelt, gefrotzelt oder einfach nur zugeschaut. Holger Bäumchen drückt seit 1988 dem KSC die Daumen. Er hat sich über das Spektakel in der Oberpfalz gefreut, rät aber dazu, den Ball flach zu halten. „Vor Kurzem haben alle noch geschimpft. Nach dem 0:5 gegen Paderborn hat keiner mehr an das Team geglaubt. Jetzt werden sie hochgejubelt. Meine Empfehlung: ruhig bleiben.“

An KSC-Sportdirektor Oliver Kreuzer scheiden sich die Geister

Der Frührentner sieht beim Scouting Steigerungspotenzial. Die Transferpolitik findet er insgesamt nicht ganz nachvollziehbar und sieht daher auch die Vertragsverlängerung von Sportdirektor Oliver Kreuzer eher kritisch.

Aber manchen Neuzugang findet Bäumchen auch gut: „Simone Rapp, der weiß, wo das Tor steht“, sagt der Mann aus der Weststadt. Auch Neuzugang Stephan Ambrosius sieht er als Verstärkung.

Noch länger als Bäumchen hält Rolf Rihm dem Verein die Treue. Bereits seit Bundesliga-Start 1963 mit dem Gründungsmitglied KSC ist er Fan. Alles an ihm ist blau-weiß. Sein E-Mobil, seine Schlüsselanhänger, sogar die Überzüge seines Gefährts.

Rihm hatte beim 6:0-Kantersieg ein kleines Problem: Natürlich hat er gejubelt. Nur gibt es da dieses kleine Ritual, dass er jeden KSC-Treffer mit einem Schnaps goutiert. „Meine Güte, danach war nicht mehr viel Luft nach oben“, sagt er und lacht.

Auch Rihm ist ein Vertreter der Devise: Ball flach halten. Das Ziel müsse der Klassenerhalt bleiben. Bislang habe ihn der neue Innenverteidiger Marcel Franke überzeugt, zudem sieht er eine steigende Tendenz bei Fabian Schleusener nach seinen Toren und dem Assist in Regensburg. Im Gegensatz zu seinem Mitdiskutanten hält Rihm große Stücke auf den Sportdirektor. „Ich finde seine ruhige und sachliche Art gut. Er ist keiner, der sich nach vorne drängt.“

Trainingskiebitze loben die Neuzugänge

Auch die Jugend ist auf dem Trainingsplatz vertreten. Familie Steinkamp ist aus Linkenheim-Hochstetten gekommen. Die Kinder Jana, Leah und Nico tragen allesamt KSC-Trikots. Nico hat einen klaren Favoriten im Team: Goalgetter Schleusener. Warum? „Der ist einfach cool und hat einen Torriecher“, meint der Gymnasiast.

Ein altgedienter Beobachter des Geschehens im Wildpark ist Uli Borel. Bei Wind und Wetter fährt er mit dem Rad aus Stutensee an den Adenauerring. „Ich schätze die Ansprache von Eichner. Energisch, auf den Punkt und stets sachlich.“

Der 66-Jährige kennt Negativbeispiele, schließlich hat er viele Trainer beobachtet. Thomas Oral zählt er dazu. „Eine Katastrophe war das“, sagt Borel und winkt ab. Aktuell ist er guter Dinge. Aber auch er ist Realist. „Das kann gegen Rostock schon wieder ganz anders aussehen.“

Der neigt aus meiner Sicht nämlich etwas zum Schlendrian.
Uli Borel über Philip Heise

Borel hofft, dass Mittelfeldspieler Kyoung-Rok Choi, der sich anfangs gesondert warm macht, bald zurückkommt. Und dass Leon Jensen nach langer Verletzung Akzente setzt. Oder: Dass Sebastian Jung zu alter Stärke, die er gegen den SVS angedeutet hat, zurückfindet.

Neuzugang Paul Nebel hat ihm bisher gefallen. Auch Ambrosius. „Ich finde gut, dass er Heise im Training ab und zu mal auf die Beine steht. Der neigt aus meiner Sicht nämlich etwas zum Schlendrian“, meint er schmunzelnd.

Toni aus Rastatt, der die Urlaubszeit für einen Abstecher nach Karlsruhe nutzt, hat die Trauer um die frühere „Lebensversicherung“ des KSC – Stürmer Philipp Hofmann – mittlerweile aufgegeben.

Nur eines versteht er nicht: „Warum wird Brosinski nicht verpflichtet? Der trainiert mit und hat Bundesliga-Qualität. Zudem stammt er von hier. Da überlegt man doch nicht“, findet er. Der Diskussionsstoff geht den Kiebitzen so schnell wohl nicht aus.

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