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Meinung

von Christian Rapp

Rapps Expertenrunde

Ohne Weltmeister als Experte geht’s im Fernsehen nicht mehr

Die übertragenden Sender in Deutschland und auch Europa setzen bei der Fußball-WM in Katar vor allem auf weltmeisterliche Expertise. Doch nicht immer überzeugen sie auch im Fernsehen.

Weltmeister in Rio, nun Experte in Katar: Bastian Schweinsteiger.
Weltmeister in Rio, nun Experte in Katar: Bastian Schweinsteiger. Foto: Matthias Balk/dpa

Am 13. Juli 2014 erlebten sie die wohl magischste Nacht ihres Lebens, und zwar jene am Zuckerhut.

Im Fußballtempel Maracanã unter dem brasilianischen Firmament leuchtete der vierte Stern für die DFB-Elf golden: Der blutende Bastian Schweinsteiger, das Metronom Toni Kroos, Brummschädel Christoph Kramer, Eistonnen-Liebhaber Per Mertesacker und Endspiel-Zuschauer Sami Khedira lagen sich in den Armen und feierten den Titel.

Nun, acht Jahre später, ist das Quintett wieder omnipräsent in Fußball-Deutschland.

Plan mit Schweinsteiger ging 2021 nach hinten los

Als TV-Experten im Ersten, ZDF und bei MagentaSport flimmern sie über die Mattscheibe. Fleißig Ratschläge raushauend, wie „Hansis Jungs“ im heißen Wüstensand bitteschön den fünften Stern ausgraben sollen. Weltmeisterliche Expertisen von Weltmeister-Experten, so der (logische) Plan der Programmdirektoren.

Dass dieser in der Vergangenheit auch nach hinten losgehen kann, zeigte Schweinsteiger bei der EM 2021 mit inhaltslosen Phrasen nahezu im Minutentakt in beeindruckender Art und Weise.

Ein rein deutsches Sender-Phänomen auf Weltmeister a.D. zu setzen, ist es freilich nicht, wie ein Blick zur europäischen Konkurrenz zeigt. Beim französischen Sender TF1 knüpft sich Bixente Lizarazu, Weltmeister 1998, die „Équipe Tricolore“ vor. Unterstützt wird der ehemalige Linksverteidiger des FC Bayern von Adil Rami, dem Kevin Großkreutz Frankreichs.

Denn auch Rami stand beim WM-Triumph 2018 wie Döner-Liebhaber Großkreutz bei der Endrunde keine Sekunde auf dem Platz – feierte aber wie ein Weltmeister. Und sicherte sich damit im französischen TV-Kosmos seine tragende Rolle als Experte.

England setzt auf einen deutschen Weltmeister

Spanien, Deutschlands Gruppengegner, präsentiert dagegen zwei lebende Fußballlegenden, die die Furia Roja in den kommenden Wochen für RTVE medial begleiten werden: Torhüter-Titan Iker Casillas und Ballstreichler Andres Iniesta, Weltmeister-Duo von 2010.

Bei so viel weltmeisterlicher TV-Expertise möchte natürlich auch England mithalten. Das Problem: Die Titelträger von 1966 sind in die Jahre gekommen und ganz schön angestaubt. Gary Lineker, Twitter- und WM-Torschützenkönig 1986, ist titellos – wie auch Alan Shearer und Abwehrkante Rio Ferdinand. Also hat sich die BBC kurzerhand einen Weltmeister gekauft, einen „Made in Germany“. Einen Bäckerssohn aus Göppingen: Jürgen Klinsmann.

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