
Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ ist eine tonmalerische Schilderung der Entstehung der Welt und ein großer Lobgesang auf die Schönheit unseres Planeten. Es geht um das tiefe, menschliche Staunen über die Natur – und genau dieses Staunen bringen die Chöre der Singschule Cantus Juvenum unter der Leitung von Peter Gortner und Tristan Meister absolut authentisch und mit viel Hingabe auf die Bühne.
Eindrucksvoller Auftritt im Badischen Staatstheater in Karlsruhe
Dabei beeindrucken sie in erster Linie durch eine sichere Intonation, eine stets klare Artikulation und höchste Konzentration. Begleitet werden sie vom Barockorchester Karlsruhe, dem es meisterhaft gelingt, die Klangbalance zwischen Solisten, Chor und Ensemble zu halten.

Nach Händelschem Vorbild gliedert sich das Oratorium in drei Teile. Während sich die eigentliche Schöpfungsgeschichte in den ersten beiden Teilen findet, behandelt der dritte Teil das Leben der ersten Menschen.
Die Aufgabe des Erzählens übernehmen die Gesangssolisten in den Rollen der Erzengel Gabriel (Anne Flender, Sopran), Uriel (David Fischer, Tenor) und Raphael (Hanno Müller-Brachmann, Bassbariton), die allesamt sowohl stimmlich als auch durch eine enorme Bühnenpräsenz überzeugen.
Spitzenchor überzeugt mit Leichtigkeit
Besonders reizvoll an Haydns Werk sind die Kontraste, mit denen der Komponist arbeitet. So wechseln sich etwa kunstvoll ausgeschmückte Fugen im virtuosen Stil mit schlichten und innigen Passagen ab.
Dies stellt für die Sänger eine besondere Herausforderung dar, der die Chöre der Singschule mit beeindruckender Leichtigkeit gerecht werden. Nicht umsonst gelten sie als Spitzenensembles, nicht umsonst haben sie bereits bei Opernproduktionen in Karlsruhe, Frankfurt und Baden-Baden mitgewirkt, nicht umsonst hat der Konzertchor Mädchen der Singschule vor wenigen Wochen beim Bundes-Chorwettbewerb den dritten Preis in seiner Kategorie ersungen.
Leiter der Singschule sorgt sich um das langfristige Überleben des Chors
Während die als Verein organisierte Singschule unter der Pandemie finanziell und personell an ihre Grenzen gestoßen ist, konnte sie ihre Zukunft mittlerweile mithilfe von Spenden, Zusagen von Stiftungen und prominenten Fürsprechern zumindest vorübergehend sichern; um das langfristige Überleben sorgt sich Hanno Müller-Brachmann, Professor an der Musikhochschule Karlsruhe und Vorstandsvorsitzender der Singschule, aber noch immer.
Bleibt zu hoffen, dass diese Sorgen bald ein Ende haben werden. Alles andere wäre ein enormer Verlust – nicht nur für den musikalischen Nachwuchs, nicht nur für Karlsruhe, nicht nur für die Kulturlandschaft weit über die Grenzen Baden-Württembergs hinaus; sondern auch für das Publikum, das die Aufführung mit tosendem Beifall belohnt und das Staatstheater sichtlich ergriffen verlässt.
Und dann bleibt – ganz im Sinne von Haydns Schöpfung – erst einmal nur eines: das Staunen über einen wunderschönen Sommertag, einen strahlend blauen Himmel, in erster Linie aber über ein herausragendes Konzert und einen ebenso herausragenden Chor.