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Berlin/Freiburg

Eltern der ermordeten Studentin Maria sind Bürger des Jahres

Ihre Tochter wird vor gut zwei Jahren ermordet. Die Eltern gründen eine Stiftung, die nach ihr benannt ist. Friederike und Clemens Ladenburger haben nun den Bürgerpreis der deutschen Zeitungen bekommen - und viel Respekt für ihre Entscheidung.

Verleihung des Bürgerpreises der deutschen Zeitungen
Die Eltern der getöteten Freiburger Studentin Maria, Friederike und Clemens Ladenburger, halten den Bürgerpreis. Foto: Wolfgang Kumm

Friederike und Clemens Ladenburger, die Eltern der getöteten Freiburger Studentin Maria, haben den Bürgerpreis der deutschen Zeitungen erhalten. Das Ehepaar nahm die Auszeichnung am Mittwoch in Berlin entgegen.

Die Jury aus Chefredakteuren im Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) würdigte mit dem Bürgerpreis die Entscheidung des Elternpaars, 2016 als Reaktion auf die Ermordung seiner Tochter durch einen Flüchtling aus Afghanistan eine Stiftung für Studierende an der Universität Freiburg zu gründen und so ein Zeichen der Mitmenschlichkeit zu setzen. Die Auszeichnung, die der BDZV seit 2010 jährlich verleiht, ist mit 20 000 Euro dotiert.

Die Maria-Ladenburger-Stiftung unterstützt unter anderem Studierende mit Behinderung, bei plötzlichen Erkrankungen oder in schwierigen Lebenssituationen. Sie fördert außerdem Projekte der Entwicklungshilfe, etwa durch Praktika im Medizinstudium. Maria Ladenburger war selbst Medizinstudentin. Im Oktober 2016 wurde die 19-Jährige von einem Flüchtling umgebracht, der im Jahr zuvor nach Deutschland gekommen war. Das Landgericht Freiburg verurteilte ihn im März 2018 wegen Mordes.

«Was Ihnen passiert ist, ist das Schlimmste, was Eltern passieren kann», sagte BDZV-Präsident Mathias Döpfner bei der Preisverleihung. «Und es wäre nur zu verständlich, auf dieses Erlebnis mit Hass, Wut, Verzweiflung, Aggression, Anklage zu reagieren. Sie haben das Gegenteil getan.» Die Gründung der Stiftung sei eine Geste zum Gedenken an Maria Ladenburger. «Es ist aber auch eine Geste, wie man auf Gewalt, Intoleranz, Hass reagieren kann», sagte Döpfner.

Elke Büdenbender, die deutsche Unicef-Schirmherrin und Ehefrau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, sagte in ihrer Laudatio: «Es sind laute Zeiten, in denen wir gerade leben.» Populisten übertönten allzu oft die leiseren Stimmen der Besonnenen. Die Auszeichnung werde in diesem Jahr an zwei dieser leiseren Stimmen verliehen. «Es sind Menschen wie Friederike und Clemens Ladenburger, die durch gelebte Nächstenliebe, die uns eigentlich alle leiten sollte, unsere Gesellschaft zu einer besseren machen, zu einer solidarischen und sozialen Gesellschaft.»

Clemens Ladenburger erinnerte daran, dass der Mord an Maria die Menschen in Deutschland zutiefst aufgewühlt habe. Ein Bündel an politischen Fragen sei dadurch stärker in den Blickpunkt der öffentlichen Debatte gerückt. «Man hat uns seit Dezember 2016 wiederholt gefragt, ob wir uns als Opfer nicht auch einmal öffentlich zu diesen Fragen äußern wollen», sagte Ladenburger. «Aber wir haben uns entschieden, uns nicht in die wichtige öffentliche Diskussion einzuschalten.»

Stattdessen seien er und seine Frau zu der Überzeugung gekommen, dass ihr geeigneter öffentlicher Beitrag die Gründung der Stiftung sei. «Ein kleines Zeichen sollte es dafür sein, dass wir als Marias Eltern nicht möchten, dass in unserer Gesellschaft Taten des Hasses oder Taten der kaltblütigen Verachtung wiederum mit Hass und Hetze gegenüber anderen beantwortet werden.»

Der Bürgerpreis würdigt Personen, die neben ihrer eigentlichen Profession Herausragendes für die Gesellschaft leisten, als «Deutschlands Bürger/Bürgerin des Jahres». Die Jury besteht aus allen Chefredakteuren der BDZV-Mitgliedsverlage. Vorschläge können nur die Zeitungen einreichen. Der Preis für das Ehepaar Ladenburger geht auf einen Vorschlag der «Badischen Zeitung» und des «Kölner Stadt-Anzeigers» zurück.

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