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Jedes zehnte Kind zu früh

„Er ist ein Kämpfer“: In Karlsruhe drehte sich alles um die Versorgung von Frühchen

Zu früh geborene Babys haben es oft nicht leicht. Ihre Versorgung und die ihrer Eltern zu verbessern, darum geht es am Weltfrühgeborenen-Tag.

Jörg Donecker
Beim Weltfrühgeborenen-Tag in Karlsruhe feierte man zugleich auch einen kleinen St.-Martins-Umzug. Foto: jodo-foto / Joerg Donecker Karlsruhe jodo-foto Karlsruhe

Eins von zehn Kindern kommt zu früh zur Welt. Das heißt, es wird vor Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche geboren. Je früher die kleinen Menschen das Licht der Welt erblicken, desto größer ist ihr gesundheitliches Risiko. Manche müssen beatmet werden, kommen in den Brutkasten und verbringen teils eine lange Zeit im Krankenhaus.

Anlässlich des Weltfrühgeborenen-Tages am 17. November hatten die Franz-Lust-Klinik für Kinder- und Jugendmedizin und der Förderverein Frühchentreff Karlsruhe ins Klinikum Karlsruhe eingeladen.

Die Eltern haben viele Ängste, und es braucht Vertrauen.
Kerstin Klein
Franz-Lust-Klinik

„Es geht nicht nur darum, die Frühchen selbst bestmöglich medizinisch zu versorgen. Auch die Eltern brauchen in dieser extremen Situation oft Unterstützung. Sie haben viele Ängste, und es braucht Vertrauen. Wir wollen, dass sich die Eltern-Kind-Beziehung trotzdem möglichst normal entwickelt. Deshalb fördern wir den ständigen Kontakt und haben keine Einschränkungen bei den Besuchszeiten“, berichtet die Pflegerische Bereichsleiterin der Franz-Lust-Klinik, Kerstin Klein.

Eltern von Frühchen verbringen viel Zeit im Krankenhaus

Die Vorsitzende des Frühchenvereins Karlsruhe Ines Dombrowski freut sich sehr, dass diese Veranstaltung nun endlich wieder stattfinden kann und der Tag gefeiert wird. „Es ist für die anderen Familien wichtig zu sehen, dass sie nicht alleine sind. Wir sind eine große Patientengruppe, die viel Zeit im Krankenhaus verbringt“, meint die Vorsitzende. Die Sparda-Bank hat 3.000 Euro gespendet, die für Kangurooing-Stühle ausgegeben werden, damit Eltern und Frühchen bequemer Körperkontakt halten können.

Frühchen will man ein möglichst normales Leben ermöglichen

Dem Direktor der Franz-Lust-Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Sascha Meyer liege einerseits die Akut-Phase am Herzen. Hier will er die Expertise bieten und die bestmögliche Zusammenarbeit von Kinderchirurgen, Ärzten, Krankengymnasten und Geburtshelfern fördern sowie hervorragende medizinische Versorgung garantieren, aber auch die spätere Betreuung sei wichtig.

Frühchen bräuchten oft intensivere Nachuntersuchungen und hätten nicht selten mit gesundheitlichen Einschränkungen im späteren Leben zu kämpfen. Hier müssten sowohl die Kinderärzte als auch die Kitas und Familien entsprechend sensibilisiert werden, um den Frühchen ein möglichst normales Leben zu bieten.

Der heute vierjährige Wanja kam sechs Wochen zu früh

Der vierjährige Wanja hatte großes Glück. Er kam als echter Urlaubscrasher sechs Wochen zu früh, wie sich die Eltern im Nachhinein schmunzelnd erinnern. Kurzfristig musste dieser abgesagt und die Großeltern aktiviert werden, um auf die größere Schwester aufzupassen. Wanja, der immerhin schon 2.250 Gramm wog, hat sich prächtig entwickelt und konnte die Frühgeburt mühelos aufholen.

Schwieriger verlief es für Ulrike Pietzckers Sohn, der in der 27. Woche mit 980 Gramm geboren wurde und eine Körperbehinderung behielt: „Uns gibt das viel, dass wir diesen Tag gemeinsam begehen. Wir sind stolz auf unseren Sohn und froh. Er ist ein Kämpfer!“, meint die Mutter.

In Deutschland kommen jährlich rund 64.500 Babys zu früh auf die Welt. Im Städtischen Klinikum werden jedes Jahr rund 600 Kinder vor dem errechneten Termin geboren und rund 70 Neugeborene unter 1.500 Gramm versorgt.

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