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Vortrag von Michael Thorwarth

Debatte um Windräder in Ettlingen: Physik-Professor fordert Rückkehr zur Kernkraft

Potenzielle Windräder in Ettlingen führen zu Diskussionen. Jetzt haben Windkraftgegner Physik-Professor Michael Thorwarth eingeladen – und der bestätigt deren Skepsis.

Physik-Professor Michael Thorwarth bei seinem Vortrag in Ettlingen
Michael Thorwart zeigt anhand verschiedener Diagramme, welche Nachteile er bei der Windkraft sieht. Es plädiert dafür, die Kernkraft wieder in den Blick zu nehmen. Foto: Nils Lösel

Von elf und potenziell noch mehr Windkraftanlagen auf Ettlinger Gemarkung wird allein im Ettlinger Klimaschutzkonzept 2022 gesprochen. Zudem sind weitere Windkraftanlagen in den umliegenden Kommunen möglich.

„Ich mache mir große Sorgen, um den Wald, die Natur und die Artenvielfalt, die dadurch beeinträchtigt und zerstört werden würden“, sagt Dominique Fabienne Haßler von der Bürgerinitiative (BI) Lebensraum Schluttenbach angesichts der möglichen Bebauung mit Windrädern.

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„Wir wünschen uns, dass Bedenken erhoben werden und müssen wachsam bleiben“, ergänzt Klaus Haßler, der mit dem Verein inzwischen seit mehr als 20 Jahren für den Schutz der Natur und gegen die Bebauung mit Windrädern kämpft.

Um Alternativen zum Wind in der Energiewende aufzuzeigen, hat der Verein mit Michael Thorwart, Professor für Theoretische Physik an der Universität Hamburg, einen renommierten Experten als Gastredner gewonnen.

Energiedichte ist bei Wind deutlich geringer

Und dieser erläuterte in seinem über zweistündigen Vortrag vor rund 100 interessierten Zuhörern am Samstagabend in der Buhlschen Mühle nicht nur, welche Probleme mit den erneuerbaren Energien wie etwa der Windkraft einhergehen.

Er zeigte auch auf, welche Lösungsmöglichkeiten aus seiner Sicht für die erforderliche Energiewende erfolgversprechender sind.

Denn zunächst bringen die erneuerbaren Energien aus seiner Sicht zwei unlösbare Probleme mit sich: zum einen die extrem geringe Energiedichte, zum anderen die Versorgungsunsicherheit. „Dies lässt sich aufgrund der Physik und der Naturgesetze nicht ändern“, stellte Thorwart fest.

Für erneuerbare Energien wird viel mehr Platz, Material und Rohstoff benötigt.
Michael Thorwarth
Physik-Professor Uni Hamburg

Um das Problem der Energiedichte zu verdeutlichen, hatte der 53-jährige ein anschauliches Beispiel dabei: So haben zehn Tafeln Schokolade (also ein Kilogramm) eine Energiedichte von 23 Megajoule (MJ/kg). Wasserkraft dagegen liefert nur 0,001 MJ/kg, Biomasse immerhin vier, Braunkohle elf, Brennholz 17, Öl 43 und Gas 50 MJ/kg.

Die Kernkraft bringt es sogar auf 640.000 MJ/kg. Die Windkraft weist mit 0,46 MJ/kg demgegenüber nur einen Bruchteil auf. „Dies hat zur Folge, dass für erneuerbare Energien viel mehr Platz und Anlagen sowie viel mehr Material und Rohstoffe benötigt werden“, erklärte Thorwart. Des Weiteren nannte er auch die Entsorgung von Windradmüll als weitere Problemstelle dieser Art der Energieerzeugung.

Sogar als Riesenproblem bezeichnete der Physik-Professor derweil die Volatilität der erneuerbaren Energien. Sprich, dass diese als Energielieferanten nicht dauerhaft zur Verfügung stehen, da sie abhängig von Sonne und Wind sind.

Kritik am Windatlas Baden-Württemberg

Sie liefern stattdessen nur einen sogenannten Flatterstrom, der zu Engpässen führt. So kostet das Engpassmanagement (Im- und Export von Strom) den Steuerzahler im Jahr 2022 rund 3,3 Milliarden Euro. „Der am häufigsten vorkommende Betriebszustand eines Windrades in Baden-Württemberg ist der Stillstand“, meinte Thorwart dazu.

Weitere Kritik übte Thorwart am 2019 veröffentlichten Windatlas Baden-Württemberg. Dieser weist im Vergleich zu seinem Vorgänger aus dem Jahr 2012 viel mehr Potenzialflächen auf.

An der Grenze zu Baden-Württemberg wird der WInd schlagartig schneller.
Michael Thorwarth
Physik-Professor Uni Hamburg

Und im Abgleich mit dem bayrischen oder dem Schweizer Windatlas stellte der gebürtige Schwabe fest: „An der Grenze zu Baden-Württemberg wird der Wind schlagartig schneller.“

Als Lösungsmöglichkeit forderte Thorwart, der auch dafür plädiert, fossile Brennstoffe zurückzufahren, die Kernenergie wieder in den Blick zu nehmen. „Und zwar moderne Kernenergie der vierten Generation“, konkretisierte er.

Physik-Professor Michael Thorwarth plädiert in Ettlingen für Rückkehr zur Kernkraft

Die Energie der Zukunft sollen unter anderem sogenannte Dual-Fluid-Reaktoren (DFR) liefern, die eine hohe Wirtschaftlichkeit und Sicherheit garantieren, sich allerdings derzeit noch in der Entwicklung befinden. Die Reaktoren könnten etwa auch aktuellen Atommüll als Brennstoff verarbeiten.

Zudem führte Thorwart mit dem Energie-Erntefaktor eine weitere physikalische Größe ein. Dieser liege bei den DFR bei rund 2.000, bei Windkraftanlagen hingegen bei 3,9. Ein weiterer Lösungsvorschlag: Salzschmelze-Reaktoren. „Diese könnten als Schiffsantriebe oder zur Meerwasserentsalzung dienen“, erläuterte Thorwart.

In der anschließenden Fragerunde wurde durchaus interessiert über die Vorschläge des Wissenschaftlers diskutiert. Die Bürgerinitiative und ihre Mitstreiter sahen sich derweil in ihrer Auffassung bestätigt, weiter entschlossen gegen Windkraftanlagen in der Umgebung vorzugehen.

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