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Mehr als 200 Züge je Tag

Der Lärm hat ein Ende: Bahn verspricht Lärmschutz für Ettlinger Stadtteil

Lärmgeplagt sind die Bruchhausener seit Jahrzehnten durch Bahn und Autobahn. Jetzt scheint sich der Kampf von Bürgerinitiativen und Verwaltung auszuzahlen: Die Bahn kündigt eine Lösung an.

Bahnstrecke und Häuser
Lärm durch die Bahn: Viele Bewohnerinnen und Bewohner von Bruchhausen haben ihre Häuser nahe an der Bahnstrecke. Sie hoffen seit Jahren auf Lärmschutz. Foto: Werner Bentz

Es ist die schier endlose Geschichte vom Wunsch nach mehr Ruhe: Seit Jahrzehnten kämpfen Menschen im großen Ettlinger Stadtteil Bruchhausen für Schutz vor Bahnlärm. Mal in Bürgerinitiativen, mal im Ortschaftsrat, mal Seite an Seite mit der Stadtverwaltung, mit Abgeordneten aus Landtag und Bundestag. Mehr oder minder erfolglos, denn außer Vertröstungen gab es in all den Jahren nichts. Das ändert sich jetzt: Die Zusage für eine Lärmschutzwand ist da.

„Gesinnungswandel” ließ auf sich warten

Zu verdanken ist der „Gesinnungswandel“ dem neuerlichen Einsatz der Ettlinger Rathausspitze bei den Zuständigen in Berlin. Als Oberbürgermeister Johannes Arnold vor einiger Zeit von Plänen der Bahn erfuhr, 2023 die marode Überführung „Beierbach“ zu sanieren und daher an dem Streckenabschnitt zu sperren, schlug vor, dieses Projekt mit dem immer wieder zurückgestellten Lärmschutz in Bruchhausen zu verbinden.

Bei einem Termin im Bundesverkehrsministerium, den der Abgeordnete Axel E. Fischer arrangierte, trug Arnold die Ettlinger Überlegungen vor, die offensichtlich überzeugten. Denn Anfang Juli überbrachte der Parlamentarische Staatssekretär Steffen Bilger die Nachricht: Ja, der Lärmschutz kommt, zusammen mit der Erneuerung „Beierbach“.

Gegenüber den BNN sagte Bilger: „Die Ettlinger Argumente waren gut, wir können es vertreten, dem Vorhaben gegenüber anderen Priorität einzuräumen.“ Weiter erklärte der Berliner Verkehrspolitiker, die Bahn rechne in Ettlingen mit Kosten von rund 2,6 Millionen Euro. Allein im laufenden Jahr stelle der Bund für Lärmsanierungsmaßnahmen an bestehenden Schienenwegen 139 Millionen Euro bereit.

Die Lärmschutzwand, die entlang der Bahnstrecke auf Gemarkung Bruchhausen errichtet werden soll, ist rund zwei Kilometer lang. Erforderlich wird dafür ein Planfeststellungsverfahren, das sich nach Einschätzung Bilgers auf jeden Fall ins Jahr 2021, vielleicht auch bis 2022 hinziehen wird.

Der „Schienenbonus” beim Lärm ist weg

Arnold und Bruchhausens Ortsvorsteher Wolfgang Noller sind froh über die neue Entwicklung, die so nicht absehbar gewesen sei. „Wir waren zwar immer wieder an dem Thema Bahnlärm dran, große Hoffnung auf eine Verbesserung hatten wir aber nicht,“ so Arnold.

Noller erinnert daran, dass ein Teil der Lärmschutzwand, die gebaut werden soll, schon in alten Plänen der Bahn eingezeichnet war, aber nie verwirklicht wurde. Denn mehrfach erklärte das Unternehmen in der Vergangenheit, in Bruchhausen würden Lärmgrenzwerte, die eine Wand rechtfertigen, nicht erreicht.

Bewegung gab es erst, als 2015 der so genannte „Schienenbonus“ entfiel, wonach Lärm von der Schiene um fünf Dezibel höher sein darf als Lärm von der Straße. Da schöpften Lärmschutzinitiative und Ortschafstrat Hoffnung, mussten aber zur Kenntnis nehmen, dass die Bahn das Bruchhausener Anliegen keineswegs als vordringlich einstufte.

Im Sommer kann man nicht bei offenem Fenster schlafen

Geplagt von Bahnlärm sind neben dem den Menschen im Gebiet Katzentach vor allem die Bewohner der Straßen mit Fischnamen, je nach Wetterlage aber auch der gesamte Stadtteil, der zusätzlich die Hypothek Nähe zur A 5 hat. „Es sind nicht die Personenzüge, sondern die alten Güterwaggons, die den Krach machen“, berichtet Werner Jany, der im Felchenweg ein Haus hat.

Wenn er mit dem Hund draußen sei, „muss ich mir manchmal die Ohren zuhalten, so laut ist es“. Im Sommer bei offenem Fenster zu schlafen, sei unmöglich, die Terrasse kaum nutzbar.

In 24 Stunden seien auf der Strecke rund 230 Züge unterwegs, hat Gerhard Jilg gezählt. Er wohnt und arbeitet im Katzentach. Wenn ein Güterzug vorbeifahre, dann „ist der lauter als meine Hobelmaschine“. Ingo Müller vom Autohaus Müller bestätigt das: Sobald ein Zug anrausche, der dann auch noch zur Warnung kräftig hupe, „kann man weder telefonieren noch sich mit einem Kunden auf dem Hof unterhalten“.

Heinz Peters, Geschäftsführer von Rotech und seit vielen Jahren in Sachen Lärmschutz aktiv, hat festgestellt, dass die Belastung noch zugenommen hat, seit das Neubaugebiet von Ettlingenweier auf der gegenüberliegenden Seite der Bahnstrecke mit einer Betonmauer abgeschottet ist. „Dadurch haben wir einen richtigen Trichtereffekt“. Er hält die Lärmschutzwand nicht zuletzt unter Sicherheitsaspekten für „dringend notwendig”: Denn immer wieder kämen auf dem frei zugänglichen Bruchhausener Schienenabschnitt Menschen zu Tode.

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