„Diese Aussicht ist einfach wunderbar.“ Sichtlich begeistert lässt die Besucherin auf der Aussichtskanzel ihren Blick in die Ferne schweifen und setzt mit österreichischem Akzent hinzu: „Das ist wirklich ein herrliches Panorama. Bei dem schönen Wetter sieht man über den ganzen Schwarzwald.“
Die Wanderin, die die 107 Stufen auf den Wasserturm mühelos erklommen hat, erklärt auf der siebten Etage des Turmes lächelnd: „Ich liebe die Berge und halte mich fit, um auf meine geliebten Gipfel zu kommen. Aber der Aufstieg auf den Turm ist schon eine sportliche Aktivität, und für mich heute eine tolle Trainingseinheit.“
Auf der Gipfel-Plattform bieten die verglasten Fenster einen weiten Blick in die Ferne, und bei klarer Sicht ist sogar der Kaiserdom in Speyer zu erkennen. Auskunft darüber geben die in allen Himmelsrichtungen angebrachten Infotafeln, die wissenswerte Details aus der Region vermitteln.
„In der Grundschule war ich öfters hier oben“, berichtet Florian Hlinetzky. Der 15-Jährige stammt aus dem Höhenort und genießt nach eigenen Aussagen die Sicht aus der Vogelperspektive. Das Bauwerk, das in den Jahren 1937/38 als „Wasser-, Aussichts- und Vermessungsturm“ entstanden ist, wird heute nur noch als Aussichtsturm genutzt und ist zwischen Anfang Mai bis Ende Oktober täglich von acht bis 17 Uhr für die Öffentlichkeit frei zugänglich.
Ortshistoriker ermittelte die Geschichte des Bauwerks in Dobel
Mit der Geschichte zum Wasserturm hat sich der Ortshistoriker Bernhard Kraft ausführlich beschäftigt. Seine Recherchen sind auf der Tafel zum Orts- und Waldhistorischen Erlebniswanderweg nachzulesen, die vor dem Turmeingang Wissenswertes über die Wasserversorgung des Ortes vermitteln.
Anders als im Tal war einst auf den Höhen das kostbare Nass für Mensch und Tier knapp. Erst mit dem Bau einer Wasserleitung konnte Ende des 19. Jahrhunderts durch eine Pumpstation Wasser aus dem Eyachtal in das „Wasserreservoir“ neben dem heutigen Aussichtsturm „gedrückt“ werden.
Damit wurden zwar die Brunnen im Ort gefüllt, aber für die Versorgung der Häuser musste der Wasserdruck erhöht werden. Die praktikable Lösung war der Turmbau, um einen „hochgelegenen Wasser-Vorrat“ anzulegen. Noch heute existiert dieser Wasserbehälter, wird aber nicht mehr benutzt. Zur Jahrtausendwende übernahm die Gemeinde den Wasserturm, der nun zur Telekommunikations-Infrastruktur und als touristisches Wahrzeichen dient.
Auch eine Neuseeländerin ist am Wasserturm interessiert
Auf der unteren Ebene vermitteln Informationen zum Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord, die weit gereiste Gäste wie Renate Rettel gerne nutzen. „Ich lebe seit zehn Jahren in Neuseeland und war noch nie im Schwarzwald“, so die Frau, die als Kapitän auf den Meeren der Welt zu Hause ist und sich nun selbst ein „Bild vom schwarzen Wald“ machen möchte.
„Ich habe mir eine Auszeit genommen, und will zu Fuß wenigstens einen Teil des legendären Westwegs gehen“, so Rettel, die sich kurz vor Schließung des Wasserturmes einen Überblick über den Nördlichen Schwarzwald verschaffen konnte.
„Also dieser Innenraum auf der Aussichtsplattform erinnert mich an eine Schiffsbrücke. Es fehlt mir dort lediglich das technische Equipment und das Steuerrad mit ein paar Knöpfen. Die Aussicht ist genau dasselbe wie auf einem großen Schiff. Ich schaue in die Ferne wie bei meiner Arbeit“, berichtet die Besucherin.
Rettel freut sich über eine „leichte Brise“ auf dem Dobel und ergänzt: „Vom Turm aus betrachtet sieht man sogar Wellen. Die sind in diesem Fall eben nur ein bisschen grüner, weil der Wind das hochstehende Gras so schön bewegt.“