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Besuch im SRH-Klinikum

In Karlsbad kommen Patienten aus dem Wachkoma zurück ins Leben

25 Jahre lang hat Edeltraut Herb am SRH-Klinikum Karlsbad Notfall-Patienten mit schweren Schädel-Hirn-Verletzungen beim Weg zurück ins Leben geholfen. Dabei ist sie manchmal auch an die Grenzen des Möglichen gestoßen, sagt die 63-Jährige, die vor kurzem den Ruhestand angetreten hat.

Die Brücke zwischen Akut und Reha: So bezeichnete man beim SRH-Klinikum Edeltraut Herb, die 25 Jahre im Bereich Frührehabilitation wirkte.
Die Brücke zwischen Akut und Reha: So bezeichnete man beim SRH-Klinikum Edeltraut Herb, die 25 Jahre im Bereich Frührehabilitation wirkte. Foto: Julia Trauden

25 Jahre lang hat Edeltraut Herb am SRH-Klinikum Karlsbad Notfall-Patienten mit schweren Schädel-Hirnverletzungen beim Weg zurück ins Leben geholfen. Dabei ist sie manchmal auch an die Grenzen des Möglichen gestoßen, sagt die 63-Jährige, die vor kurzem den Ruhestand angetreten hat.

Viele Patienten, die Edeltraut Herb behandelt hat, können sich an sie nicht mehr erinnern. Manche kommen Monate, andere Jahre nach dem Aufenthalt am SRH-Klinikum in Karlsbad zurück, um zu sehen, wer sie betreut hat, nachdem sie aus der Intensivstation entlassen wurden.

Wachkoma, künstliche Ernährung, Sprachprobleme

Herb hat Patienten mit schweren Schädel-Hirn-Verletzungen von einem Schlaganfall, einem Abszess oder einem Unfall behandelt. Einige von ihnen waren im Wachkoma, andere konnten sich nicht richtig bewegen oder sprechen, viele wurden künstlich ernährt, weil sie nicht richtig schlucken konnten.

Neurologische Frührehabilitation nennt sich der Bereich, den die heute 63-Jährige am Klinikum mit aufgebaut hat – und den sie im Dezember nach 25 Jahren verlassen hat, um ihren Ruhestand anzutreten. „Die Reha“ wird das Haus im Volksmund nur genannt, erzählt Herb.

52 Betten und mehr als 100 Mitarbeiter

Es sei die größte Einrichtung dieser Art im Landkreis Karlsruhe, mit 52 Betten und mehr als 100 Mitarbeitern – Ärzte, Therapeuten, Pflegekräfte. Die Menschen sollen nach der ersten akutmedizinischen Behandlung wieder mobilisiert werden.

Man versucht, sie durch bekannte Musik, Gerüche oder Berührungen zu stimulieren, um festzustellen, welche Fähigkeiten noch vorhanden sind, welche wiedererlangt werden können.

Manche Patienten bleiben zwei Wochen, andere drei Monate, bevor sie so stabil sind, dass sie in die nächste Reha-Phase in eine andere Einrichtung überstellt werden können. Bereit für „Phase C“, wie es im medizinischen Fachjargon heißt, ist etwa, wer das Essen mit einem Löffel zum Mund führen oder beim Aufstehen aus dem Bett mithelfen kann.

Aggressives Verhalten ist sind nicht selten

Die Bewertung erfolgt nach einer Punkteskala, auf der es auch Abzüge etwa für aggressives Verhalten gibt, erklärt Herb. Letzteres sei bei schweren Hirnverletzungen nicht selten – und für das medizinische Personal eine Herausforderung. „Man darf das nicht persönlich nehmen.“

Andere sehen die Ärzte als Retter, wenn es gut läuft.
Edeltraut Herb, Ärztin

Als „sehr anspruchsvoll“ bezeichnet sie auch die Begleitung der Angehörigen im Umgang mit dem Schicksal ihrer Liebsten. Viele seien frustriert, wenn die Patienten kaum Fortschritte machen. „Andere sehen die Ärzte als Retter, wenn es gut läuft.“

Manchmal müsse man Angehörigen vermitteln, „dass wir keine sinnvolle medizinische Behandlung mehr anbieten können. Das gehört für mich zu einer menschlichen Medizin dazu“.

Im Ethikforum des Klinikums hat sich Edeltraut Herb in ihrer Amtszeit stets auch mit grundsätzlichen Fragen zum medizinischen Handeln beschäftigt: Was tun, wenn man an die Grenze des Möglichen kommt? Wenn die Patientenverfügung zu ungenau ist? Wie können Angehörige gut eingebunden werden, wenn es darum geht, den Willen des Patienten festzustellen?

Das Team vermisst sie im Ruhestand am meisten

Zuletzt war sie als Leitende Oberärztin der Neurologie für die Koordination eines großen Teams aus Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Ärzten und Pflegern zuständig. Das Team ist es auch, was sie am meisten vermisst. Und die Arbeit an sich, die Routine, nicht selten mit Stress verbunden: „Ich bin von 180 auf null zurückgefahren“, sagt Herb, die mit ihrem Mann in Waldbronn lebt.

Nachfolger kommt im März

Langweilig dürfte der gebürtigen Loffenauerin aber nicht werden. Ihr Hobby Singen wird sie im Bachchor Karlsruhe weiter ausüben, auch wandert sie gern und bereist die Welt. Edeltraut Herbs Nachfolger am Klinikum wird Anfang März Guido Straten, Facharzt für Neurologie und Anästhesiologie, bisher Leitender Oberarzt in der Frührehabilitation in den Schmieder-Kliniken Stuttgart.

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