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Zu wenig Personal

Kita Villa Federbach: Eltern ächzen unter verkürzter Betreuungszeit

Der Elternbeirat schlägt Alarm: Die Kita Villa Federbach in Malsch muss ihr Betreuungsangebot reduzieren. Mehrwöchige Krankheitsfälle verschärfen den Fachkräftemangel noch

Gähnende Leere bei schönstem Wetter: In der „Villa Federbach“ in Malsch werden den gesamten März nachmittags keine Kinder betreut.
Gähnende Leere bei schönstem Wetter: In der „Villa Federbach“ in Malsch werden den gesamten März nachmittags keine Kinder betreut. Foto: Anne-Rose Gangl

Erzieherinnen und Erzieher werden händeringend gesucht. Um das zu wissen, genügt ein Blick in den Anzeigenteil von Tageszeitungen. Vielerorts führt der Fachkräftemangel bereits dazu, dass zeitweise keine Ganztagsbetreuung mehr stattfinden kann. Dem Elternbeirat der Kita Villa Federbach in Malsch platzte jetzt der Kragen.

Am Freitag, 25. Februar, erhielt Vorsitzender Marco Lampariello eine E-Mail der Kindergartenleitung, wonach die Einrichtung für den gesamten März vorerst nur eine Betreuung bis 14.30 Uhr anbieten könne. „Wie Sie wissen, war unsere personelle Situation in den vergangenen Wochen durch Krankheitsfälle sehr angespannt, nun fallen mehrere Kolleginnen über mehrere Wochen aus“, ist der Schritt begründet.

Dass er so kurzfristig angekündigt wurde und in dem Schreiben vorauseilend für das Verständnis gedankt wird, kam nicht gut an. Den Alltag berufstätiger Eltern wirbelt das nämlich ganz schön durcheinander.

Friedrich Knam und seine Frau zum Beispiel haben ihren Tagesablauf minutiös auf die Betreuung ihres einjährigen Sohns herumgeplant. Der Vater ist Arzt mit Praxis in Pforzheim, die Mutter, ebenfalls Ärztin, hat eigens eine Stelle in Bühl angenommen, um den Sohn morgens zur Oma nach Achern bringen zu können – falls er mal krank ist. Nun ist das aber zur Dauereinrichtung geworden, denn natürlich haben beide meist keine Zeit, den Jungen um 14.30 Uhr vom Kindergarten abzuholen.

Eltern schaffen Betreuung nur dank Hilfe der Großeltern

Sollte die Großmutter einmal ausfallen, bricht bei vielen Eltern das gesamte Konstrukt zusammen. Das weiß auch Elternbeiratsvorsitzender Lampariello, der die Betreuung seiner fünfjährigen Tochter ebenfalls nur dank Großeltern und Homeoffice auf die Reihe bekommt. Er berichtet auch, dass die „chronische Unterbesetzung“ des Kindergartens nicht erst seit den jüngsten Krankheitsfällen ein Problem ist. Der Elternbeirat hat eine Liste geführt und kommt im Zeitraum zwischen 16. Oktober 2020 und 14. Februar 2022 auf 23 Schließtage und 41 Tage mit verkürzter Betreuungszeit. Weitere 24 Tage mit verkürzter Betreuungszeit sollen im März hinzukommen.

Lampariello und auch Knam klagen nicht etwa das Kindergartenpersonal an. Sie betonen, dass dort engagierte Arbeit geleistet wird. „Es passt alles, unser Sohn fühlt sich wohl“, ist Knam grundsätzlich zufrieden. „Wir haben Verständnis für erschöpfte Mitarbeitende, die sich aufreiben, um mit allen Kräften eine Betreuung zu gewährleisten“, bekräftigt Lampariello.

Elternbeirat fordert Anhebung des Personalschlüssels

Was der Elternbeirat fordert, ist eine Anhebung des Personalschlüssels. Neben Störtagen mussten auch vor Corona schon pädagogisch wertvolle Waldtage, Spaziergänge und andere Aktionen abgesagt werden. Für mehrere Wochen sei der Mindestpersonalschlüssel unterschritten und somit die Voraussetzungen für eine Betriebserlaubnis im Grunde nicht erfüllt gewesen. Die Gemeinde Malsch arbeite bei den Einrichtungen mit der Mindestvorgabe des Kommunalverbands für Jugend und Soziales (KVJS). Die Villa Federbach habe demnach 15,86 Stellen.

Ebenso fordert der Elternbeirat eine Anpassung der Kita-Ordnung. Dort heißt es, dass eine „vorübergehende Schließung“ hinzunehmen sei. Die Eltern möchten eine Regelung, wonach diese zusammengerechnet maximal drei Wochen über das gesamte Betreuungsjahr betragen soll. Auch ein Entgegenkommen bei den Gebühren steht auf der Wunschliste.

Bürgermeister Markus Bechler (Freie Wähler) zeigt sich gesprächsbereit, auch was die anderen kommunalen Kindergärten in Malsch betrifft. Diese Woche hat eine Gesprächsrunde mit dem neu gegründeten Gesamtelternbeirat sowie Kindergartenleitungen, Verwaltungsvertretern und Bürgermeister getagt, die beiderseits als konstruktiv empfunden wurde, aber freilich noch keine kurzfristige Lösung herbeiführen konnte.

Malsch hat Springerstellen ausgeschrieben - aber noch nicht besetzt

Beim Personalschlüssel liege Malsch besser als zum Beispiel Ettlingen, sagt Bechler. Der Gemeinderat habe jüngst auch zwei zusätzliche Springerstellen bewilligt, die aber noch nicht besetzt werden konnten. Am 25. März, so Bechler, seien Gespräche mit fünf Bewerbern anberaumt. Die Gemeinde schreibe Erzieherinnenstellen permanent aus, nun auch wahlweise in Teil- oder Vollzeit sowie unbefristet, um keine Hürden aufzubauen. Mit Eltern und Kindergartenleitungen will Bechler im Gespräch bleiben, um regelmäßig den Bedarf abzufragen.

Der Bürgermeister befürchtet indes, dass das Betreuungsproblem sich noch verschärfen könnte. Denn Malsch erwarte 165 ukrainische Flüchtlinge, darunter, etwa 50 Kinder. „Möglich, dass dann aber gesetzliche Vorgaben gelockert werden.“

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