Das war dann eine Bürgerinformationsveranstaltung der ruhigen und vor allem sachlichen Art. Frühzeitig, er sprach von „sehr frühzeitig“, wollte Oberbürgermeister Johannes Arnold (Freie Wähler) über das Projekt Biogas-Anlage in Ettlingen informieren.
Am Ende gab es in der Entenseehalle sogar Dank für das „gute Konzept, energetisch gesehen unabhängiger zu werden“, verbunden mit Applaus von großen Teilen der rund 70-köpfigen Zuhörerschaft. Zum Schluss fand sich gar Arnold in der Rolle, etwas auf die „Euphoriebremse“ zu treten.
Keine Frage, der OB, flankiert von Vertretern der Stadtverwaltung, dürfte mit mehr Gegenwind gerechnet haben. Die geplante Anlage – „wir befinden uns im frühen Planungsstadium“, so der Schultes – könnte in der Nähe von Ettlingen-West auf dem Minidrom-Gelände des MC Ettlingen gebaut werden und damit in direkter Nähe zum Grüngutsammelplatz Eiswiese. Um es vorwegzunehmen: Vertreter des MC, sodenn überhaupt welche der Versammlung beiwohnten, verschafften sich in der Entenseehalle kein Gehör.
Biogasanlage in Ettlingen: Bürger sorgen sich vor Geruchsbelästigung
Bei der Diskussions- und Fragerunde ging es, wie kaum anders zu erwarten, vorrangig um Sorgen und Einwände, dass der Betrieb solch einer Biogas-Anlage für vermehrte Geruchsbelästigungen, Lärm und einem erhöhten Lkw-Aufkommen führen könnte.
Stichwort Geruchsbelästigung, die größte Sorge vieler Bürger aus Ettlingen-West: Von einem geschlossenen Anlieferungssystem – „die Lkw werden bei geschlossenen Toren der Anlieferungshalle entladen“ – sprach Leonhard Unterberg. Der Ingenieur vom Fachbüro Umwelt- und Management Service plante federführend den Bau einer Biogas-Anlage bei Neubulach-Oberhaugstett.
Stichwort Lärm, die Sorge über geruchsbelästigende Anliefer-Lkw, die bei Staus auf der Autobahn durch die Wohngebiete fahren würden: Dem müsse durch ein schlüssiges Verkehrskonzept vorgebeugt werden, antwortete Arnold. Bei Vollbetrieb wird derzeit von täglich 20 Anliefer-Lkw in der Zeit zwischen 8 und 17 Uhr ausgegangen.
50.000 Tonnen Grüngut sollen im Jahr zu Biogas verarbeitet werden
Stichwort Wirtschaftlichkeit: Das Investitionsvolumen für die Biogas-Anlage bezifferte Arnold mit rund 25 Millionen Euro. Wenn es auch noch nicht endgültig spruchreif sein mag, sieht es zurzeit danach aus, dass laut dem OB die Stadtwerke Ettlingen, Bruchsal, Bretten und Karlsruhe als Betreiber in Erscheinung treten.
Wer aber genau zu welchen Anteilen die beachtliche Investition stemmen könnte, steht noch nicht fest. Sicher ist wiederum, dass in der Anlage jährlich 50.000 Tonnen krautiges und gemischtes Grüngut oder Bioabfall aus dem Hausmüll verarbeitet werden müssen, um ein wirtschaftlich rentables und gewinnorientiertes Ergebnis einzufahren. Um diese Mengen zu erreichen, bedarf es in jedem Fall der Zusammenarbeit mit dem Landkreis.
Bürger können Biogas-Anlage besichtigen
Stichwort fallende Grundstückspreise wegen der Nähe zu einer Biogas-Anlage: Die Beantwortung einer entsprechenden Frage ging bei der Infoveranstaltung unter. Dazu dürfte es noch Gesprächsbedarf geben.
Überzeugend hingegen dürften bei der Bürgerinfo die Zahlen über den Nutzen der Biogas-Anlage gewesen sein: Sie könnte Energie in Form von Strom für 5.240 Haushalte und in Form von Wärme für 1.275 Haushalte erzeugen. Der Gemeinderat steht dem Vorhaben wie berichtet positiv gegenüber.
Im nächsten Schritt können sich Bürger und Gemeinderäte vor Ort ein Bild von einer Biogas-Anlage machen. Am 2. Dezember lädt die Stadt zur Informationsfahrt nach Neubulach ein. Abfahrt ist um 13 Uhr. Genaueres will die Stadtverwaltung noch bekanntgeben.