Die Suchtberatungsstelle des AGJ Fachverbands für Prävention und Rehabilitation der Erzdiözese Freiburg mit Sitz in Ettlingen entwickelte mit dem Präventionsbüro Sucht der Stadt Karlsruhe, dem Jungen Staatstheater und dem Landratsamt Karlsruhe ein mobiles Suchtpräventionstheater (#constantcraving).
Beratungsstellenleiterin Nina Gerich erklärt das Projekt und die aktuellen Gefahren für junge Menschen.
Wie entstand die Idee zum mobilen Suchtprävention-Theaterstück überhaupt?
GerichWir hatten innerhalb des AGJ Fachverbands bis vor einigen Jahren ein erfolgreiches Suchtpräventionstheater in der Rehaklinik Freiolsheim. In „Freiolsheim macht Theater“ spielten Rehabilitanden bei der Aufführung mit und füllten diese mit ihrer Suchterfahrung. Es war ein erfolgreiches Projekt, aber sehr aufwendig. Als ich 2019 in der Suchtberatungsstelle Ettlingen begann, war es mir und dem damaligen Beratungsstellenleiter Elmar Hurle, der viele Jahre das Theater begleitete, eine Herzensangelegenheit, ein solches Angebot neu aufleben zu lassen. Ich setzte mich mit der Präventionsbeauftragten der Stadt Karlsruhe, Alexandra Eckert, in Verbindung.
Die Idee traf auf offene Ohren?
GerichAuf jeden Fall. Wir sind auf das Junge Staatstheater zugegangen, dessen Akteure das Stück aufführen werden. Dann meldete sich auch das Landratsamt, als bereits bestehender enger Kooperationspartner unserer Suchtberatungsstelle, dass es ebenfalls Interesse an einem solchen Angebot hat und gerne mit einsteigen möchte. Als Autor des Stücks wurde Daniel Ratthei gewonnen, der bereits Jugendtheaterstücke für das Junge Staatstheater geschrieben hat. Es soll für die Schulklassen (ab Klasse 8) eine nachhaltige Aufklärung auf Augenhöhe sein. 60 Minuten das Stück plus Nachbesprechung. Wenn man einfach nur hingeht und etwas erzählt – das geht zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus.
Das heißt, das Thema soll wie aus dem Leben gegriffen sensibilisieren?
GerichDie Story dreht sich um eine junge Frau und ihr Lebensumfeld. Situationen, in denen sich die Schülerinnen und Schüler wiederfinden werden. Etwa, wenn einem auf der Straße oder in der Disko etwas angeboten wird. „Das kenne ich.“ Diesen Kommentar wird man von Schülern sicher hören. In der Nachbesprechung sollen auch ein oder zwei in der Vergangenheit selbst von Sucht Betroffene dabei sein. Das ist unersetzlich, authentisch und bewegt erfahrungsgemäß die Schüler.
Und um welche Suchtgefahren soll es gehen, was bewegt aktuell?
GerichAuch Alltagssüchte spielen beim Stück eine Rolle – etwa immer am Handy und in Social Media zu sein. Alkohol und Cannabis sind ein großes Thema – Cannabis ist in den Köpfen Jugendlicher schon legalisiert. Zudem geht es etwa auch um Missbrauch rezeptpflichtiger Medikamente wie Schmerzmittel oder Psychopharmaka. Medikamente, ursprünglich bei chronischen Rückenleiden oder psychischen Erkrankungen verschrieben, die von den Jugendlichen aber aufgrund ihrer Wirkung konsumiert werden. Die Medikamente finden sie etwa im Schrank von Eltern oder Großeltern oder kaufen sie auf dem Schwarzmarkt. Auch von einigen Rappern wird die Wirkung entsprechender Medikamente immer wieder angepriesen. Das ist ein Problem, auch wenn es oft nicht in der Beratungspraxis landet. Das geht so ab 14 schon los, viele junge Menschen sehen die Gefahr der Abhängigkeit leider gar nicht.
Anmeldung
Das Präventionstheaterstück „#constantcraving“ thematisiert Suchtgefahren. Das Landratsamt Karlsruhe bietet mit den Kooperationspartnern auch mobile Aufführungen in Schulen im Landkreis an. Schulen aus dem südlichen Landkreis können sich laut Pressemitteilung unter Telefon (07243) 215305 für einen Termin ab 29. April anmelden, E-Mail nina.gerich@agj-freiburg.de. Schulen im mittleren und nördlichen Landkreis laut Landratsamt unter (0721) 93665470 oder christina.mayer@landratsamt-karlsruhe.de. Weitere Informationen zum Projekt und den Video-Trailer zum Stück gibt es auf www.landkreis-karlsruhe.de/schulpraev.