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Meinung

von Julia Trauden

Petition für Mann aus Gambia

Integriert trotz Straftaten? Es lohnt der Blick auf den Einzelfall

Der Fall eines jungen Pflegers aus Waldbronn zeigt, wie schwierig bei Asyl- und Integrationsfragen eine Abwägung ist. Schnellurteile sind nicht angebracht.

Ein Flugzeug startet gerade, im Vordergrund sieht man Stacheldraht.
Bei einem ersten Abschiebeversuch am Flughafen München hatte sich der junge Pfleger aus Waldbronn gewehrt. Aktuell sitzt er im Abschiebegefängnis. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Auf den ersten Blick wirkt es schon absurd. Da ist ein junger Mann, der in Deutschland seit fünf Jahren einen Job ausübt, den hierzulande kaum noch einer machen will, der eine eigene Wohnung hat und sich komplett selber finanzieren kann.

Ein Flüchtling, der die deutsche Sprache gelernt hat und offenbar beliebt ist bei den Menschen, mit denen er arbeitet und die er pflegt. Und dann soll dieser junge Pfleger rausgerissen werden aus dem Leben, das er sich hier bereits aufgebaut hat – während deutsche Politiker am anderen Ende der Welt um dringend benötigte Arbeitskräfte in der Pflege buhlen.

Ousman Jabbi ist schon da. Man muss ihn nicht mehr anwerben.

Keine Entscheidung allein anhand von Tagessätzen

Auf der anderen Seite ist da aber auch ein junger Mann, der keinen Anspruch hat auf Asyl in diesem Land. Der sich mehrfach nicht an die Gesetze gehalten hat, die hier gelten. Der Strafverfahren durchlaufen hat und den Staat und den Steuerzahler dadurch Geld gekostet hat. Ist so jemand wirklich integrationsfähig?

Diese Frage einfach anhand der Tagessätze, die der Flüchtling mit seinen Vorstrafen gesammelt hat, mit Ja oder Nein zu beantworten, wäre zu einfach. Es lohnt ein genauerer Blick auf den Einzelfall.

Wie groß ist der Nutzen für die Gesellschaft?

Wie lange liegen die Straftaten schon zurück, wie schwerwiegend waren sie – und ist die Strafe schon getilgt? Wie stark sind die Bemühungen der Person, sich hier zu integrieren und wie groß ist ihr Nutzen für die Gesellschaft im Verhältnis zu dem, was sie sich zuschulden hat kommen lassen? Kann es die zweite Chance geben?

Viele Menschen würden Ousman Jabbi diese zweite Chance gönnen. Das zeigt die Petition, die rechtlich zwar keine Relevanz hat, aber auf jeden Fall ein starkes Zeichen aus der Bevölkerung darstellt.

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