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Im Kulturtreff Waldbronn

Warum den Jongleur Andreas Gebhardt auch der Holzweg weiterführt

Eine Artistenschule hat er besucht, Wirtschaft und Touristik studiert: Im Waldbronner Kulturtreff unterhält der Jongleur und Speaker Andreas Gebhardt sein Publikum vortrefflich.

Jongleur im Kulturtreff Waldbronn
Aus Ballfehlern lernen: Als staatlich geprüfter Artist und Speaker zieht Andreas Gebhardt Parallelen zum Fehlerumgang im Beruf und Leben. Foto: Jürgen Hotz

Jongleur und Speaker, also Vortragsredner, wie geht diese exotische Mischung zusammen? „Mir geht es darum, mich nicht hinter Fehlern zu verstecken, sondern reflektiert mit ihnen umzugehen“, sagt Andreas Gebhardt, 50 Jahre alt, und aus Reichenbach.

Er gastiert zum Thema „Was wäre ich bloß ohne Fehler – Fall-Beispiele eines Jongleurs“ am Samstagabend im Kulturtreff Waldbronn. Die BNN hatten die Gelegenheit, den staatlich geprüften Artisten im Vorfeld zu sprechen.

Zwei Jahre auf der Berliner Artistenschule

„Nach zwei Jahren Berliner Artistenschule habe ich meinen Lebensunterhalt als Jongleur und Entertainer verdient“, so Gebhardt, der heute in einem Vorort von Bremerhaven mit seiner Familie lebt. Veranstaltungen in Varietés, bei Dinner Shows in Spiegelzelten, bei Firmen oder auf Kreuzfahrtschiffen hätten sich abgelöst.

„Sogar in Grönland bin aufgetreten“, sagt er mit einem Schmunzeln, aber auch Frankreich, die USA, China und „dreimal Japan“ sei auf seiner Reiseroute gewesen. Während der Finanzkrise 2008 habe er zum ersten Mal ein Studium im Hinterkopf gehabt, – denn in Krisenzeiten werde „zuerst an der Kultur gespart“ – und ein Jahr später mit Wirtschaft und Tourismus in die Tat umgesetzt.

Auftritt im Kloster Beuron

Bei einem Auftritt im Kloster Beuron, wo er eine Comedy-Nummer über Fehler gebracht habe und die Kundin fragte, ob er nicht „etwas Ernsthaftes über Fehler“ machen könnte, sei ihm die Erleuchtung gekommen. In der Folge habe er den Kundenwunsch umgesetzt.

Mittlerweile, als Projektmanager, habe er sich um 2012 auf Vorträge vor Führungskräften spezialisiert, die um die Frage kreisten „Warum finde ich Fehler auf Bühnen wertvoll?“. Denn, so sein Eindruck, „Unsicherheit öffentlich machen ist unpopulär.“ Dabei sei gerade in der Wissenschaft der Fehler und der Irrtum wichtiges Wissen, um besser zu werden oder wie Gebhardt sagt: „Ich muss auch die Holzwege kennen“.

Kochen für Freunde ein Hobby

So hält der dreifache Vater ausschließlich Vorträge und Workshops bei Unternehmen oder pflegt sein Netzwerk in der Deutschsprachigen Rednervereinigung, die im März in Wien tagt. Er kocht gern für Freunde und macht „Männersport“ (Zirkeltraining), denn als Jongleur ist körperliche Fitness Grundvoraussetzung. Er appelliert daran, trotz der Herausforderungen des Alltags, das große Ziel, „das große Bild“ nicht aus den Augen zu verlieren: „Ein Perspektivwechsel hilft, Orientierung zu finden.“

„Als Jongleur bin ich wahrscheinlich der einzige im Raum mit seriösem Beruf“, eröffnet er, drei Bälle jonglierend, selbstironisch den Abend im ausverkauften Kulturtreff. „Eigentlich versuchen wir alle das Relevante des Lebens in den Griff zu bekommen“, und wirbelt die Bälle immer schneller durch die Luft.

Beispiele wie „es brauchte eine ganze ‚Titanic‘, um zu wissen, dass man mehr Rettungsboote braucht“ illustrieren seine Thesen, die bald von fünf Bällen oder den Devil Sticks in der Luft begleitet werden.

„Fehler akzeptieren und offen zugeben, dann entsteht Wachstum, Innovation und Fortschritt“, gibt Andreas Gebhardt seinem Publikum mit auf den Weg, das ihn mit viel Applaus verabschiedet.

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