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Später auf und früher zu

Warum Ettlinger Geschäfte von gemeinsamen Öffnungszeiten weit entfernt sind

Von einheitlichen Öffnungszeiten weiter denn je entfernt sind die Geschäfte in der Ettlinger Innenstadt. Die Gründe dafür sind vielfältig, eine gemeinsame Strategie ist nicht in Sicht.

An einem Schaufenster in der Ettlinger Fußgängerzone (Leopoldstraße) sind Öffnungszeiten des Geschäfts zu lesen.
Von einheitlichen Öffnungszeiten ist man im Ettlinger Einzelhandel weit entfernt. Die Gründe dafür sind vielfältig. Foto: Julia Trauden

Einheitliche Öffnungszeiten des Handels in Ettlingen ist seit vielen Jahren ein Ziel der Werbegemeinschaft Ettlingen. „Das hatten wir aber noch nie und davon sind wir derzeit noch weiter entfernt als bisher“ erklärt der Vorsitzende Christian Rissel.

Und das hat gleich mehrere Gründe. Zum einen war es die Corona-Pandemie mit zeitweiser Schließungen der Geschäfte und Verkauf nur noch per Click & Collect, also online bestellen und abholen.

Das hat auch zu Entlassungen geführt, weil die Umsätze sanken. Nun, nach Wiederöffnung der Geschäfte, fehlt es an Mitarbeitern, die sich oft umorientiert haben.

Mittagspause wegen Personalmangels eingeführt

So zum Beispiel bei Foto Wirth in der Badener-Tor-Straße, wo, wie Mitarbeiterin Jasmin Weick sagt, „erstmals eine Stunde Mittagspause von 13 bis 14 Uhr eingeführt wurde, weil uns einfach das Personal fehlt, aber auch die Kunden beim Einkauf vorsichtiger geworden sind“. Und auch abends werde mit 18 Uhr eine halbe Stunde früher geschlossen als bisher.

Sissi Gegenheimer von der Modeboutique Image in der Johannesgasse hat zwar keinen Rücklauf bei den Kunden, dennoch aber morgens erst ab 10 Uhr statt 9.30 Uhr geöffnet, dann bis 18.30 Uhr. „Wir sind flexibel und mit Terminvereinbarung auch länger da“, sagt sie.

Das Thema Öffnungszeiten sollte man ruhen lassen mit Blick auf die Pandemie-Entwicklung im Herbst.
Simone Durm, Modehaus Durm

Konstanze Wiederroth vom Wollparadies im Passagehof hat zwar ihre gewohnten Öffnungszeiten beibehalten, will nur im Juli donnerstags und freitags mittags schließen.

Sie sieht aber eine deutliche Zurückhaltung der Kunden. „Das liegt am Geld, wegen der vielen Teuerungen seit Beginn des Ukraine-Krieges: Und jetzt wird auch noch die Wolle teurer“, sagt sie. Bei Sport-Löffler am Marktplatz wird statt ab 9 Uhr jetzt ab 9.30 Uhr geöffnet, dann aber bis 18.30 Uhr, Samstag bis 16 Uhr.

Das ist nicht überall der Fall, viele Geschäfte schließen schon um 14 Uhr, wie man beim Gang durch die Stadt sieht. Bei Sport-Löffler habe es im Kaufverhalten auch einen Einbruch gegeben, sagt Mitarbeiterin Heike Bruchbauer, aber zuletzt sei der Verkauf wieder stark angestiegen. „Das macht der bevorstehende Urlaub aus.“

Die kritische Situation durch Corona und Teuerungen wurde auch noch „durch die Sperrung der Tiefgarage und des direkten Zugangs in die Innenstadt verschärft“, wie Lutz Freise von der Buchhandlung Thalia in der Schillingsgasse sagt.

Auch er erkennt eine Zurückhaltung beim Kaufverhalten wegen des Krieges und der damit verbundenen Teuerungen. Vorher, wegen Corona und mehr Verweilen daheim, sei mehr gelesen worden, auch von Kindern. Thalia hatte bis Ende Mai nur bis 18 Uhr geöffnet, seit Beginn Juli wieder bis 18.30 Uhr.

Von 9 bis 18.30 (samstags bis 14 Uhr) hat auch die Abraxas-Buchhandlung in der Kronenstraße auf. „Das bleibt auch so“, sagt Betreiberin Monika Hirsch.

Änderung der Öffnungszeiten in der Corona-Pandemie

Sehr unterschiedliche Öffnungszeiten gibt es bei Ernst Hausgeräte und Elektrotechnik in der Albstraße. Gerade war nachmittags geschlossen – wie schon immer mittwochs – „wegen Personalproblemen“, wie Sascha Vogel sagt.

Er ist eigentlich Kundendienstmonteur, muss jetzt aber auch im Laden stehen. Dienstags und freitags ist vormittags geschlossen.

Ettlingen ist kein Dorf.
Tanja Wolf, Boutique „maribelle“

Seit der Pandemie haben sich auch bei Mode-Durm am Neuen Markt die Öffnungszeiten auf 10 bis 18 Uhr (samstags 14 Uhr) verändert. Geschäftsführerin Simone Durm sagt aber auch, wie Sissi Gegenheimer, „wenn ein Termin vereinbart wird, sind wir auch früher oder länger da“. „Das Thema Öffnungszeiten sollte man ruhen lassen, mit Blick auf die Pandemie-Entwicklung im Herbst“, meint sie.

Verwunderung über frühe Schließung bei Kunden aus Karlsruhe

„Ettlingen ist kein Dorf“, sagt Tanja Wolf von der Boutique „maribelle“ in der Leopoldstraße. Deshalb sollte samstags nicht schon um 13 oder 14 Uhr geschlossen werden. Sie erzählt von Karlsruher Kunden, die zu ihr kommen „und verwundert sind, dass viele schon um 14 Uhr geschlossen haben“.

Michael Grom von der Metzgerei Sack in der Leopoldstraße schließt verkürzte Öffnungszeiten nicht aus – „die Personaldecke ist dünn“. Zudem gäben die Kunden weniger Geld aus, wohingegen „die Einkaufspreise und die Energiekosten hochschnellen“.

Für Christian Rissel ist das Verhalten der Händler „zum Teil nachvollziehbar“. Eines aber bemängelt er: „Im Internet sollten die aktuellen Öffnungszeiten korrekt angegeben werden, was nicht bei allen der Fall ist.“

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