Skip to main content

Aktion für Schüler mit Behinderung

Zirkus statt Schulalltag in Ettlingen

Initiiert vom Ettlinger Verein ‚Freunde Helfen‘ erleben rund 400 Schüler mit Handicap bei einer Sondervorstellung des Circus Bely einen unvergesslichen Tag.

Schwarze Pferde im Zirkus
Geschmückt mit Sträußen auf dem Kopf zeigen die schwarzen Pferde in der Manege ihre Dressurkünste. Foto: Jürgen Hotz

Der Beifall im Zirkuszelt am Ettlinger Dickhäuterplatz schwillt langsam an. Rund 400 Kinder mit Behinderungen sowie ihre Lehrer und Betreuer aus der Gustav-Heinemann-Schule in Pforzheim, der Gartenschule Ettlingen, der Albschule Karlsruhe und der Lebenshilfe Germersheim fiebern am Donnerstagmittag dem Beginn der Sondervorstellung des Circus Bely entgegen.

Dann heißt es: „Manege frei!“ Sechs dekorierte Pferde stieben zum Lied „Valencia“ hautnah durchs Manegenrund. Sie drehen Pirouetten oder machen die Pesade, bei der das Pferd sein Gewicht auf die Hinterbeine verlagert und die Vorderbeine in die Luft erhebt.

Ettlinger Verein hat in den letzten Jahren 600.000 Euro gespendet

Möglich gemacht hat die Vorstellung der Ettlinger Verein „Freunde Helfen“. „Uns geht es darum, unseren Golfsport mit etwas Positivem zu verbinden“, sagt Vorstand Henrik Hotz. In den letzten zehn Jahren hat der Verein rund 600.000 Euro für wohltätige Zwecke gespendet.

Ob Unterstützung für das Technische Hilfswerk während der Ahrtalkatastrophe, die Anschaffung von Tablets oder Ausflüge in den Europa-Park, auf denen die Mitglieder selbst mit anpacken und die Rollstühle mit den Kindern schieben. „Bei etwa 150 Fördermitgliedern kommen jährlich 25.000 Euro zusammen.“

Den Zirkus hätten sie im Winterquartier unterstützt, so Hotz, dafür bot er ihnen die Sondervorstellung an. Den Erlös nutzte der Verein auch, indem er Busse anmietete, die die Kinder abholten.

„Trotz des Stresses, den so ein Tag außerhalb der Schule mit sich bringt, lohnt es sich doch. Die Kinder fiebern darauf hin“, sagt Oliver Tempel, ein Fachlehrer K, das für körperbehindert stehe. Er ist einer von rund 30 Begleitern von der Gustav-Heinemann-Schule. So ein Ausflug schaffe eine enorme Wertsteigerung des Schulalltags, so Tempel.

Aufregung und Vorfreude bei Zirkusbesuchern

Eine 18-Jährige sei am Morgen gestürzt, ihre Teilnahme fraglich gewesen, aber sie habe darauf bestanden: „Nein, ich will zum Zirkus“, habe sie gesagt. Dann kümmert sich Tempel wieder um einen seiner etwa 120 Schüler, die zwischen elf und 21 Jahre alt sind. Überwiegend sind diese auf den Rollstuhl angewiesen.

Als zwei Mädchen der Lebenshilfe Germersheim selbst zu Artistinnen am Reif werden, gehen die Zuschauer begeistert mit.
Als zwei Mädchen der Lebenshilfe Germersheim selbst zu Artistinnen am Reif werden, gehen die Zuschauer begeistert mit. Foto: Jürgen Hotz

Kevin ist aufgeregt und schaut sich lieber vor dem Zirkuszelt um. Zur Begrüßung nimmt er die Hand des Reporters und legt sie sich ans linke Ohr, dann ist er wieder weg. Kevin ist 33 Jahre alt, geistig behindert und autistisch.

Susi Dueborgdioe von der Tagesförderstätte Kandel begleitet ihn. Sie sagt: „Kevin genießt es hier. Er ist neugierig und hat keine Ruhe, denn er will alles sehen, aber im Zelt war’s ihm jetzt etwas zu laut.“

Schüler sind begeistert

„Tolle Einladung, tolles Programm, super Organisation und Verpflegung“, sagt die Gartenschulrektorin Silke Kornmüller, die zum ersten Mal dabei ist. Sie begrüßt den „geschützten Rahmen“ für ihre 35 Kinder. Ihre Amtskollegin von der Albschule, Renate Feuerhelm sagt: „Wir sind den Sponsoren außerordentlich dankbar.“ Ihre Schüler seien begeistert und hätten die Vorstellung faszinierend empfunden.

Der Circus Bely weilt noch bis Sonntag am Dickhäuterplatz. Die letzte Vorstellung in Ettlingen gibt er am Sonntag um 16 Uhr.

nach oben Zurück zum Seitenanfang