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Blockbuster-Melodien

Im Karlsruher Konzerthaus erwecken Musiker Harry Potter zum Leben

Das „Young Classic Sound Orchestra“ nimmt sein Publikum im Konzerthaus in Karlsruhe mit auf eine Reise durch die „Fantastische Welt der Filmmusik“. Die Klänge aus Filmen sorgen beim Publikum für große Emotionen.

Bei einem Konzert läuft auf einer Leinwand eine Szene aus Harry Potter.
In die fantastische Welt der Filmmusik entführt die Veranstaltung im Karlsruher Konzerthaus, hier eine Szene aus einem Harry-Potter-Film. Foto: Berthe Anna Obermanns

Ist das überhaupt echte Kunst? Filmmusik wird von vielen Klassikfans als reine Unterhaltung und damit zugleich als minderwertige Musik verspottet. Gut, dass sich dennoch immer mehr Orchester trauen, diese Art von Musik auch losgelöst von den Kinobildern aufzuführen. Denn gute Filmmusik ist zwar in erster Linie eingängig, pathetisch, effektvoll, sie lässt aber auch Bilder entstehen, sie weckt Emotionen und ist gerade deshalb auf ihre ganz eigene Art genial.

Wie genial sie sein kann, beweist das „Young Classic Sound Orchestra“ mit seiner Veranstaltung „Fantastische Welt der Filmmusik“ im Karlsruher Konzerthaus. Ob Showdown im Wilden Westen, Revolte der Zootiere oder eine Reise im Polarexpress, ob Harry Potter, Sindbad oder die glorreichen Sieben – Dirigent und Orchestergründer Lahnor A. Adjei erweckt mit seinen Musikern die größten Helden und die gefährlichsten Schurken der Leinwand zum Leben.

Veranstaltung im Karlsruher Konzerthaus weckt Emotionen

Doch die Veranstaltung ist mehr als ein reines Konzert, sie ist vielmehr ein audiovisuelles Gesamtkunstwerk, das nicht nur bei Filmmusik-Fans für große Emotionen, Erinnerungen an Kinobesuche und Gänsehaut sorgt: Während das im Jahr 2004 gegründete Orchester, das sich überwiegend aus jungen begabten Instrumentalisten sowie aus professionellen Musikern der Rhein-Neckar-Region zusammensetzt, weltbekannte Filmmusik zum Besten gibt, laden fantastische Bilderwelten und Lichteffekte dazu ein, auch visuell in die Welt der Blockbuster-Melodien einzutauchen.

Durch den Abend führen die Schauspieler Lodi Doumit und Nader Ben-Abdallah und dies äußerst überzeugend, abwechslungsreich und kurzweilig. Sie erzählen Anekdoten, geben Hintergrundinformationen zu Entstehungsgeschichte und Handlung der jeweiligen Filme und synchronisieren einzelne Szenen, die das Publikum zeitgleich auf der Leinwand verfolgen kann. Und sogar ein kleines Gewinnspiel – um welchen Film handelt es sich? – ist dabei.

Die beiden Moderatoren sorgen mit ihrer charmanten Art für einige Lacher und schaffen es durch ihr Improvisationstalent, sogar aus kleinen Versprechern absolut gelungene Momente zu machen. Außerdem sorgen sie durch ihre Einlagen immer wieder für kurze Atempausen, die es dringend braucht bei dieser Art von Musik, die so überwältigend, so wuchtig und einnehmend ist, dass zuweilen etwas wenig Raum bleibt für die feinen Zwischentöne.

Dennoch spielt sich das Orchester souverän und leidenschaftlich durch den Abend und überzeugt dabei vor allem durch seine Spielfreude. Beeindruckend auch, mit welcher Leichtigkeit es den überwiegend jungen Musikern gelingt, innerhalb weniger Minuten zwischen berührenden und kraftvollen, zwischen tief emotionalen und beschwingten Klängen zu changieren. Über ein paar Schwächen bei der Synchronizität lässt sich vor diesem Hintergrund nur allzu gerne hinwegsehen.

Ein Highlight des Abends: Die Musik zum Blockbuster „Polarexpress“

Eines der Highlights ist die Aufführung von Alan Silvestris Musik zu dem Blockbuster „Polarexpress“. Hier holt Leiter Lahnor A. Adjei alles aus seinem Orchester raus, da ist so viel Schwung und Leidenschaft, so viel Emotionalität und Glockengeläut, dass sie sich beinahe real anfühlt, diese Reise zum Nordpol. Damit dürfte Lahnor A. Adjei genau das erreicht haben, was er sich mit der Gründung seines Orchesters vor 20 Jahren zum Ziel gesetzt hat: einem überwiegend jungen Publikum sinfonische Orchestermusik näherzubringen und durch bekannte Melodien aus der Kino- und Videospielwelt einen leichteren Zugang zu klassischer Musik herzustellen.

Wie gut ihm dies gelingt, zeigt sich auch am Ende der Veranstaltung, die mit „Harry Potter und der Feuerkelch“ und den dazugehörenden Melodien von Patrick Doyle und John Williams ausklingt und das Publikum mitnimmt auf eine Reise nach Hogwarts. Da wird mitgesummt, gestaunt und ein wenig geschunkelt.

Wie sehr die Melodien berühren, beweisen nicht zuletzt der begeisterte, beinahe euphorische Applaus, die minutenlangen Standing Ovations und die lauten Bravo- und Zugabe-Rufen, die das komplett belegte Konzerthaus für einen Moment eher wie eine Festivalbühne wirken lassen.

So viel Begeisterung ist außergewöhnlich und wird von den Aufführenden mit ganzen drei Zugaben belohnt. Am Ende des knapp dreistündigen Abends bleibt dann vor allem eines: die Erkenntnis, dass Filmmusik durchaus öfter Eingang finden sollte in die Orchesterprogramme und Konzertsäle.

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