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Einkaufen mit Kind und Kegel

In der Corona-Krise wird manchmal der Supermarkt zum Ausflugsziel

Wenn alles andere geschlossen ist, wird schnell auch mal der Supermarkt zum Abenteuerspielplatz. Mit Kind und Kegel auf Shopping-Tour? Das ist nicht verboten und für die Familie sicher eine wohltuende Abwechslung. Für Verkäuferinnen und Verkäufer aber ist es eine gefährliche Zumutung.

Abenteuer Supermarkt: Wenn der Zoo geschlossen und Kinderspielplätze gesperrt sind, bleibt einigen Familien nur der Supermarkt als Ausflugsziel.
Abenteuer Supermarkt: Wenn der Zoo geschlossen und Kinderspielplätze gesperrt sind, bleibt einigen Familien nur der Supermarkt als Ausflugsziel. Foto: imago

Buntes Einkaufserlebnis statt schnödem Besorgungsgang: Was den Supermärkten lange Zeit ein probates Mittel war, die Menschen in ihre Geschäfte zu locken, droht ihnen in der Krise zumindest in Einzelfällen auf die Füße zu fallen.

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Insbesondere Läden, die nicht nur Lebensmittel anbieten, sondern auch reichhaltige Spielzeug- und Elektronikabteilungen haben, erfreuen sich über einen Kundenandrang, der genau genommen über das in Corona-Zeiten Erlaubte hinaus geht.

Der Einkauf wird zur Shoppingtour

Ausgeh- und Kontaktbeschränkungen stellen Familien mit Kindern auf eine harte Probe. Gerade am Osterwochenende konnten einige der Versuchung nicht widerstehen, endlich mal wieder raus zu kommen.

„Die Bürger sehen den Besuch in unserem Laden als Shoppingtour und nicht als notwendigen Einkauf“, klagt eine Karlsruher Verkäuferin, die anonym bleiben will.

Sogar die Oma im Rollstuhl wird mitgenommen
Eine Verkäuferin, die anonym bleiben will

„Es gibt bei uns keinen kontrollierten Einlass. Das wissen unsere Kunden und kommen mit der ganzen Familie. Sogar die Oma im Rollstuhl wird mitgenommen.“

Bei einem Andrang wie vor Ostern seien sie und ihre Kollegen den Coronaviren schutzlos ausgeliefert.

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Vor einem Supermarkt hat sich eine Schlange gebildet. Abstand halten heißt das Gebot. Foto: Fabian Sommer/dpa

An den Kassen, so die Verkäuferin, bildeten sich lange Schlangen von bis zu 50 Metern, in der nur ganz wenige Kunden die Abstandsregeln einhielten. „In der Obst- und Gemüseabteilung versuchten auf einer Fläche von etwa zehn Quadratmetern mitunter sechs bis sieben Personen das schönste Stück Obst zu ergattern.“

Abends kommt die Jugend

Je später der Abend, desto mehr Jugendliche kämen, um im Schutze des erlaubten Einkaufs, ihre Kumpels und Freunde zu treffen. Und auch die missachteten jedes Abstandsgebot.

„Auch zu mir als Verkäuferin wird kein Abstand gehalten. Die Leute drehen ihren Kopf um meinen Spuckschutz herum, Bodenmarkierungen werden nicht beachtet. Ich muss mich sechs Stunden lang einem unbelehrbaren Publikum erwehren. Das macht auf Dauer die Seele krank und das darf nicht sein“, so die Verkäuferin.

Verkäuferin plädiert für Mundschutz

Sie plädiert eindringlich für eine verbindliche Pflicht, Mundschutz zu tragen und erwartet von ihren Vorgesetzten, dass deutlich mehr in den Schutz der Angestellten investiert wird.

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Ein Mitarbeiter eines Supermarktes trägt an der Kasse einen Mundschutz. Foto: Sven Hoppe/dpa

Die Pressestellen von Einkaufs-Ketten, die neben Lebensmittel auch sogenannte Non-Food-Abteilungen mit Spielzeug, Elektronik, Schreibwaren und Werkzeug haben, betonen, ihre Kundschaft habe sich überwiegend an Vorgaben und Sicherheitsmaßnahmen gehalten.

„Viele Kunden haben den Einkauf alleine verrichtet, Abstand gehalten und möglichst zügig ihre Einkäufe erledigt“, teilt zum Beispiel die Zentrale der Real-Einkaufsmärkte auf Anfrage mit.

Weil man gerade für die Osterzeit mit einem größeren Kundenandrang gerechnet habe, sei man schon früh auf die Kunden zugegangen.

Einkaufsspitzen wurden abgeschwächt

„Durch frühzeitige und transparente Kommunikation konnten wir die Kundenfrequenz vor allem in der Karwoche glätten und somit die Peak-Zeiten am Gründonnerstag und Ostersamstag deutlich abschwächen."

Bereits vor den Märkten habe man mit Plakaten darauf aufmerksam gemacht, dass man möglichst alleine zum Einkauf in den Laden kommen solle.

Wann wird der Einkauf zum Ausflug?

„Aber wir können ja auch nicht Alleinerziehenden sagen, sie müssen ihre Kinder alleine im Auto zurück lassen. Wenn zwei Elternteile mit Kindern kommen, werden sie von unserem Personal aufgefordert, dass ein Elternteil mit den Kinder doch bitte draußen warten soll“, so ein Real-Sprecher.

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Grundsätzlich sei es sehr schwer zu entscheiden, ab welchem Punkt aus einem Einkauf ein Ausflug werde.

Familienausflüge, auch zum Einkaufen, sind nicht verboten
Stadtverwaltung Karlsruhe

Die Karlsruher Stadtverwaltung betont, dass der Aufenthalt im Kreis der Angehörigen eines Haushalts überall gestattet sei.

„Familienausflüge, auch zum Einkaufen, sind deswegen nicht verboten. Wir haben mehrfach gehört, dass insbesondere Menschen ohne Garten und Balkon froh über Abwechslungen sind. Das kann auch der gemeinsame Einkauf sein“, sagt die städtische Pressestelle.

Sie bittet aber auch und das ganz im Sinne der Angestellten in den Supermärkten, dass man stets „auf sich und andere achten und nicht mit der gesamten Familie einkaufen gehen sollte.“

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