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Ausstellung von Katarina Baumann

Warum in der Städtischen Galerie Karlsruhe die Reste einer Geburtstagsparty stehen

Katarina Baumann zeigt als Stober-Preisträgerin in der Städtischen Galerie Karlsruhe eine Ausstellung zu Themen, die die Künstlerin derzeit interessieren.

Die Künstlerin Katarina Baumann in ihrer Werkschau in der Städtischen Galerie Karlsruhe.
Einen Geburtstagstisch für drei große Namen der Kunsthistoriker hat die Künstlerin Katarina Baumann in der Städtischen Galerie Karlsruhe eingerichtet. Foto: Chris Gerbing

Es muss eine feucht-fröhliche Party gewesen sein, deren Überreste nun in der Städtischen Galerie zu besichtigen sind: Angeknabberte Tortenstücke und fast ausgetrunkene Weingläser stehen für die drei Menschen, die unter der Geburtstagsgirlande zusammen gefeiert und ihre Geschenke ausgepackt haben – und dabei nicht gerade zimperlich gewesen sind.

Künstlerin lädt Publikum in Karlsruhe an Geburtstagstisch

Katarina Baumann lädt als diesjährige Preisträgerin der Werner-Stober-Stiftung in der Städtischen Galerie Karlsruhe den Betrachter ein, Teil dieser Szenerie zu werden. Denn eine Raumwand in der Städtischen Galerie ist komplett verspiegelt, wer am Tisch steht, sieht sich nahezu automatisch.

Baumann schmunzelt: „Irgendwann habe ich festgestellt, dass Aby Warburg, Georges Didi-Huberman und ich fast am selben Tag Geburtstag haben. So war die Idee geboren, zu der auch der fiktive Brief von Ernst Gombrich gehört.“ Dieser basiert zwar auf seiner Schreibweise, ausgedacht hat ihn sich aber die Künstlerin.

Damit bringt Baumann drei Generationen Kunsthistoriker an einen Tisch. An diesen schreibt sie sich als Vertreterin der Sparte, über die geschrieben wird, ebenfalls ein: als vierte Generation und als Ideengeberin für dieses Setting.

Stober-Preisträgerin Baumann spielt mit Raum und Material

„100 Jahre ohne Gedächtnis“ lautet der Titel der Preisträger-Ausstellung, der historisch anmutet, dies aber nicht einlöst. Denn 100 Jahre ohne Gedächtnis zu leben, wäre nicht nur grausam, sondern auch geschichtsvergessen. Die Irritation, die der Titel auslöst, passt allerdings ganz hervorragend zu Baumanns Art zu arbeiten.

Die 1985 in Kasachstan geborene Künstlerin, die bei Corinne Wasmuht und Hans-Jörg Meier studierte und die Kunstakademie Karlsruhe 2016 als Meisterschülerin von Harald Klingelhöller verließ, spielt mit Raum und Material. Sie hinterfragt die Fotografie nach ihren aktuellen Potenzialen und präsentiert nun „work in progress“.

Ausstellung versteht sich nicht als Werkschau

Ihre Ausstellung versteht sich entsprechend nicht als Werkschau, in der einzelne Blöcke nach verschiedenen Themen sortiert sind. Vielmehr zeigt sie, welche Themen ihr aktuell wichtig sind. Dabei hinterfragt sie das künstlerische Subjekt und damit sich selbst. Sie zeigt Bilder vom Denken, die sich auch auf Figuren beziehen, die sie in ihrer Arbeit kennengelernt hat, und präsentiert die Beziehung von Tier und Mensch in verschiedenen Facetten.

So versteht sie auch die kleine Skulptur „The Artist“, ein Tonfigürchen, das auf einer schlanken runden Stele ruht, eine Schimäre aus Mensch und Vogel. „Künstler sind Paradiesvögel – sind Künstler damit Tiere? Sind auch Tiere Künstler?“, fragt Katarina Baumann augenzwinkernd.

Es ist eine Ausstellung, die auf der kleinen Grundfläche eines Museumsraumes viele Gedankenräume öffnet. Sie sind als Einladung zu verschiedenen Gedankenreisen zu verstehen, wobei ungewiss ist, wo das Ziel liegen wird.

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