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"Unser Leben 2050"

Kann künstliche Intelligenz ethisch sein? KIT-Professorin gibt Ausblick in digitale Zukunft

Es ist eine große Herausforderung für die Menschheit, Ethik und Künstliche Intelligenz zu verknüpfen. KIT-Professorin Marion Weissenberger-Eibl gab BNN-Redakteurin Elvira Weisenburger eine Einschätzung dazu, was die Menschen in der digitalen Welt erwartet.

Emotionen hält sie für den großen Trumpf gegenüber Computern: KIT-Professorin Marion Weissenberger-Eibl.
Emotionen hält sie für den großen Trumpf gegenüber Computern: KIT-Professorin Marion Weissenberger-Eibl. Foto: Wamhof

Es ist eine große Herausforderung für die Menschheit, Ethik und Künstliche Intelligenz zu verknüpfen. Das Karlsruher Institut für Technologie veranstaltet zu dem Thema am 28. November eine Vortrags- und Diskussionsrunde unter dem Titel: „Algorithm rules – Wie kommt Ethik in KI?“

Der Abend gehört zur Veranstaltungsreihe „Fokus: Zukunft. Unser Leben 2050“. KIT-Professorin Marion Weissenberger-Eibl gab BNN-Redakteurin Elvira Weisenburger eine Einschätzung dazu, was die Menschen in der digitalen Welt erwartet.

Wie könnte unser Leben im Jahr 2050 im schlimmsten Fall aussehen: Haben Computer-Superhirne dann die Macht über die Menschen übernommen, wie es Science-Fiction-Filme ausmalen – oder kontrollieren einige Diktatoren und Konzerne die Welt?

Weissenberger-Eibl: Ich bin hier tatsächlich weniger pessimistisch, denn ich denke, dass wir selbst Superhirn genug sind, um von Anfang an gestaltend einzugreifen. Doch genau hier ist der entscheidende Punkt: Nicht nur müssen wir uns dieser gestaltenden Rolle bewusst sein, wir müssen sie auch organisieren und ausfüllen. Dafür brauchen wir ein tiefergehendes Verständnis von KI, besonders aber auch eine gemeinsame Zielvorstellung: Wo möchten wir hin mit der KI? Deshalb möchten wir aus und mit allen Perspektiven – Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft – diskutieren.

Brauchen wir möglichst bald einen starken Ethikrat fürs Digitale, um Moral, Menschenwürde und Demokratie in der digitalen Welt zu sichern?

Weissenberger-Eibl: Ja, wir müssen Moral, Menschenwürde und Demokratie in der digitalen Welt sichern. Aber ob es dafür einen Ethikrat braucht? Ich weiß es nicht. Aus meiner Sicht braucht es dafür uns alle und einen verantwortungsvollen Umgang mit der KI. Den müssen wir erlernen und uns der Konsequenzen bewusst sein. Ich sage damit nicht, dass nun ein jeder und eine jede Algorithmen programmieren können muss, aber ich glaube schon, dass es wichtig ist, dass wir alle in etwa verstehen, was sie machen und wohin das führt. Und das, so bin ich überzeugt, ist auch kein Hexenwerk. Es erfordert nur Auseinandersetzung mit der Thematik. Als Grundlage für einen Ethikrat benötigen wir einen öffentlichen Diskurs.

Maschinen mit künstlicher Intelligenz werden in Zukunft in Industrie, Medizin, Pflege, Verkehr und Wohnungen allgegenwärtig sein. Wo erwarten Sie in den nächsten Jahren die größten Umwälzungen?

Weissenberger-Eibl: Alle Lebensbereiche werden in Zukunft durch Digitalisierung und KI betroffen sein, davon bin ich überzeugt. Es gibt kaum etwas, wo KI nicht zumindest Arbeit abnehmen und unterstützen kann. Aber genau das ist auch der Punkt: Eine KI wird den Menschen immer nur unterstützen, niemals ersetzen. Denken wir an alle emotionalen Fähigkeiten, die der Mensch hat. Das kann eine Maschine nicht. Trotzdem kann eine KI beispielsweise einen Arzt beim Durchforsten großer Datenmengen und Bilder unterstützen und so schneller machen. Ob wir als Bürger das immer mitbekommen, wage ich zu bezweifeln. Denken Sie mal an ein Beispiel, das vermutlich viele von uns häufig benutzen: Die App der Deutschen Bahn – wem ist bewusst, wie viel KI darin steckt?

Dass permanent persönliche Daten abgesaugt werden, ist heute auch schon Realität. In welcher Hinsicht unterschätzen Normalverbraucher diese Gefahren in naiver Weise?

Weissenberger-Eibl: Wir alle geben ohne viel Nachdenken täglich viele Daten freiwillig ab. Das ist tatsächlich nichts Neues und das ist besorgniserregend – weniger, dass wir das machen, als vielmehr, wie wenig wir uns darüber bewusst sind, was danach mit den Daten passiert. Das Forschungsfeld der KI gibt es schon lange. Ihr Einsatz wurde nun durch bessere Rechenkapazitäten, besonders aber die großen vorhandenen Datenmengen, ermöglicht. Mit unseren Daten füttern wir die KI, durch sie wird sie leistungsfähig – das muss uns bewusst sein.

Service

Der Vortrags- und Diskussionsabend „Algorithm rules – Wie kommt Ethik in KI?“ beginnt am 28. November um 18 Uhr im Festsaal des Studentischen Kulturzentrums am Karlsruher Institut für Technologie (Adenauerring 7). Anmeldung im Internet: itm.entechnon.kit.edu/Vortragsreihe_Fokus-Zukunft.php.

Es sprechen Marion Weissenberger-Eibl vom KIT-Institut für Innovations- und Technologie-Mangagement, die Ethik-Expertin Petra Grimm, Marco Huber vom Fraunhofer-Institut IPA und Automatisierungsexperte Holger Geib.

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