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Rotlichtverstoß oder nicht?

Verhandlung vor dem Karlsruher Amtsgericht: 130-Euro-Knöllchen für eine Radfahrt

Wie fährt man in Karlsruhe korrekt mit dem Fahrrad über eine Ampelkreuzung? Eine Durlacherin wird am Freitag im Amtsgericht am Schlossplatz erklären, warum sie sich gegen einen Strafzettel in dieser Angelegenheit wehrt.

Am 10. Januar 2023 warten an der Kreuzung von Durlacher Allee und Ostring Autos und Radfahrer nebeneinander auf Grün.
Gemeinsames Warten: An der Kreuzung von Durlacher Allee und Ostring stehen Autos und Radfahrer stadtauswärts, bis die Ampel auf Grün umspringt. Foto: Jörg Donecker

Wie radelt man korrekt über eine Ampelkreuzung? Diese Frage beschäftigt viele Karlsruher. Regina Dahmen wird darauf selbst beim Brötcheneinkauf angesprochen. Denn die Durlacherin hat den BNN erzählt, wie sie sich dagegen wehrt, ein happiges Knöllchen zu bezahlen. Polizei und Ordnungsamt sagen, sie sei bei Rot über eine Kreuzung geradelt. Dahmen sagt, sie sei bei Grün gefahren.

Nun, rund ein halbes Jahr später, befasst sich das Amtsgericht Karlsruhe mit der Angelegenheit. Nach mehrmaliger Terminverschiebung ist das Bußgeldverfahren auf Freitag, 11.30 Uhr, angesetzt. Öffentlich verhandelt wird das im Gerichtsgebäude, Schlossplatz 23. Im Kern geht es darum, welches Signal an großen Straßenkreuzungen für Radfahrer gilt.

Im konkreten Fall kommt die Situation an der Schnittstelle von Durlacher Allee und Ostring unter die Lupe. Die Amtsrichterin hat die Feststellung zweier Streifenpolizisten auf dem Tisch. Demzufolge hat die Radfahrerin auf dem Weg nach Durlach ignoriert, dass eine für sie geltende Ampel Rot zeigte. Regina Dahmen hält dagegen, sie sei parallel zum stadtauswärts rollenden Verkehr bei Grün gefahren.

Umbau der Stadt wirft Fragen auf

Ob im Verlauf der Ettlinger Straße, beim Ostendorfplatz in Rüppurr oder am Gottesauer Platz am Fuß der Lutherkirche: Der Umbau der Stadt zugunsten des Radverkehrs bringt neue, unterschiedliche Lösungen gerade auch bei Ampelregelungen.

Die sind nicht nur für Radfahrer, sondern auch für Autofahrer ungewohnt. Das allgemeine Interesse an Dahmens Problemfall spiegelt sich auch in Hinweisen auf ähnliche Stellen an die BNN-Redaktion.

An der Stelle, die im Amtsgericht konkret betrachtet wird, kommt viel zusammen. Es gibt eine Führung für den Radverkehr an der Südseite der Durlacher Allee, daneben existiert aber auch eine zweite Möglichkeit, den großen Verkehrsknoten zu überqueren. Eine Fußgängerinsel ist mit einer Bedarfsampel ausgestattet. Deren Leuchtscheiben zeigen kombiniert einen Fußgänger und ein Fahrrad.

Hier noch Grün, da schon Rot

Die Raffinesse: Die beiden Ampeln sind nicht synchron geschaltet. Während Radfahrern auf ihrem Fahrstreifen neben den Autos noch Grün leuchtet, kann die abgesetzte Ampel bei der Verkehrsinsel schon Rot zeigen.

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Der Radfahrerin geht es mehr ums Grundlegende als ums Knöllchen. Fast 130 Euro stehen im Bußgeldbescheid, den Dahmen, gerade 68 Jahre alt geworden und Vielradlerin mit Führerschein seit 1972, ablehnt: Sie habe keine rote Ampel ignoriert.

„Ich bin auf der Straße gefahren. Neben mir fuhr die Polizeistreife, dahinter noch weitere Fahrzeuge“, schildert sie den entscheidenden Abend im Sommer 2022. „Fakt ist doch, dass bei der polizeilichen Argumentation, ich sei bei Rot über die Ampel gefahren, die Polizei auch bei Rot über die Ampel gefahren ist und alle danach kommenden Autos auch.“

Ämter reagierten unterschiedlich

Durch Nachfragen bei verschiedenen Ämtern und anderen Anlaufstellen hat Dahmen einerseits inhaltliche Unterstützung bekommen, andererseits auch Enttäuschungen erfahren.

Das jetzt zuständige Ordnungsamt der Stadt Karlsruhe zum Beispiel habe ihr trotz zweimaliger Anfrage nicht geantwortet, kritisiert die Beschuldigte.

Ganz gelassen, so hat es sich die Lehrerin, die zuletzt lange an der Friedrich-Realschule in Durlach unterrichtet hat, während der zurückliegenden Monate vorgenommen, will sie ihre Sicht im Amtsgericht vortragen. Als sich abzeichnete, dass sie vor Gericht erscheinen muss, hatte sie noch gesagt: „Ich fühle mich wie eine Schwerverbrecherin.“

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